Corona in Halle: eine mathematische Zwischenbilanz

14. April 2020 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Frühling und Sommer klopfen an die Haustür.  Die durch die Eindämmungsverordnung auferlegten Verbote lassen mich das frühlingshafte Wetter nur eingeschränkt genießen. Selbst das Buchlesen auf der Bank oder liegen auf der Wiese ist verboten. Bei lahmgelegten Alltagsleben bereitet die Beschaffung der nötigen neuen Frühjahrs- und Sommergarderobe Probleme. Schließlich müssen Bekleidungsgeschäfte noch geschlossen bleiben.

Doch ist das wirklich alles immer noch nötig? Die Corona Pandemie scheint leicht entspannt. Die täglichen Zuwächse von COVID19-Infektionen in Halle liegen mittlerweile oft genug im einstelligen Bereich. Die Diskussion um Lockerungen und das Ende des halleschen Katastrophenstabes beginnen die öffentliche Wahrnehmung zu dominieren.  Zeit genug auf die statistische Entwicklung der festgestellten  COVID19 – Infektionen zu rückzuschauen.  Die vermutlich deutlich höhere Dunkelziffer bleibt naturgemäß unbeleuchtet im Dunkeln.

Abbildung 1

Die Anzahl der täglich festgestellten COVID19- Infektionen zeigt die Abbildung 1 und ist an der Gesamthöhe der dargestellten Balken zu erkennen.

Nach anfänglich steilem Anwachsen bis etwa 23. März verläuft der Anstieg zunehmend gebremster. Seit etwa dem 03.April  beginnen (kleinere) einstellige Zahlen die täglichen Zuwächse zu dominieren.  Bei immer flacher werdenden Zuwächsen ist ein Plateau  mit stagnierenden COVID19-Infektionszahlen aber immer noch nicht erreicht.

Die Auswege aus COVID19- Infektionen  bilden nur Heilungen (grün) oder Todesfälle (schwarz). An den Tagen ohne Angaben zu geheiltene COVID19-Patienten ist der Anstieg geschätzt. Übrig bleiben die festgestellten aktiven Infektionen (orange). Als großer Lichtblick nimmt deren Anteil seit dem 08.April kontinuierlich ab und liegt nach dem Maximum von 172 Fällen am heutigen Ostermontag bei 150 Fällen. Die Todesfälle sind glücklicherweise immer noch einstellig. Bei einer angenommenen, durchschnittlichen Krankheitsdauer von 10 Tage zwischen festgestellter Infektion und Tod scheint sich eine Mortalitätsrate von ca. 4,3%  vorläufig für Halle abzuzeichnen.  Genaueres wird man aber sicher erst nach dem Ende der Pandemie sagen können.

Abbildung 2

Abbildung 2

Viel  Interessanter ist ein Blick auf die Entwicklung der Verdoppelungszeiten in Abbildung 2. Geben sie doch nicht nur an, wie schnell sich die Infektion ausbreitet, sondern auch wie effektiv die Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen  wirken. Aus einem relativen Anstieg über jeweils 7 Tage gemittelt lässt sich eine Verdoppelungszeit tagesaktuell errechnen. Diese so ermittelten Verdoppelungszeiten liegen deutlich oberhalb derjenigen vom OB in seiner Pressekonferenz angegebenen. Ein Vergleich fällt schwer, da der  OB bislang nicht erklärt hat, wie er diese bestimmt.  Auch ist im Unterschied zu den Angaben von z. B. des Spiegels mit einem 5 Tagesmittel ein Mittel über 7 Tage zum Ausgleich der Wochentage gewählt.

Einmal getroffene Maßnahmen werden in der Verdoppelungsstatistik erst mit einer Verzögerung von 5-10 Tagen sichtbar (min. 5 Tage Inkubationsdauer + Mittelungseinfluss). Im zeitlichen Verlauf sind mehrere Sprünge zu erkennen, die von Plateaus  gefolgt werden. So gab es in der Zeit zwischen dem 23. März und dem 27. März  eine Zunahme der Verdoppelungszeit von 2-3 Tagen auf etwa 7-8 Tage zu erkennen.  Dieser Anstieg kann als Wirkung der Geschäfts- und Restaurantschließung in Halle vom 18. März interpretiert werden. Ein deutlicher, weiterer Anstieg auf etwa 20 Tage ab dem 03. April dürfte auf die Eindämmungsverordnung des Landes mit dem ausgesprochenem Kontaktverbot zurückzuführen sein. Seit etwa dem 08./09. April steigt die Verdoppelungszeit auch ohne weitere Maßnahmen an, was auf die mittlerweile wieder abnehmende Zahl infektiöser COVID19-Erkrankungen zurückzuführen sein dürfte.

Ein Einfluss des Überganges zum erweiterten Samstagsfahrplan der HAVAG durch einen Verringerung der Verdoppelungszeit ist nicht zweifelsfrei festzustellen, aber auch nicht auszuschließen.

Der steile Anstieg an COVID19-Erkrankungen ist durch die Maßnahmen offensichtlich gebremst worden. Am effektivsten scheint sich das Kontaktverbot der Eindämmungsverordnung des Landes ausgewirkt zu haben.  Bei immer noch 150 infektiösen  COVID19-Patienten in Halle kann von einer Entspannung allerdings noch keine Rede sein. Neuerkrankungen können bei Sorglosigkeit zu einem erneuten starken Anstieg von COVID19-Erkrankungen führen.

(KDS)

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