Humus – Ein Stoff fürs Leben
21. März 2020 | Bildung und Wissenschaft | Ein KommentarUnsere Lebensweise ist naturfern geworden, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Ironisch kann dann schlußfolgern, das eine naturferne, agrarindustrielle Wirtschaftsweise auf den Feldern und in den Ställen ja genau das Richtige für eine solche Kundschaft ist.
Aber muß das so sein, ist das alles ohne Alternative? Ich sage nein, und viele naturverbundene Leute, darunter auch ausgewiesene Experten, sehen es genauso. Denn die bisherige, vorgeblich konventionelle Feldbewirtschaftung hat bereits zu einem massiven Humusschwund und einer erheblichen Treibhausgasfreisetzung geführt.
Durch die gezielte Förderung und Unterstützung einer humusfördernden Wirtschaftsweise ließen sich mehrfach positive Umwelt- und Klimaeffekte zum Wohl der Landwirtschaft, der Gesellschaft und der nachfolgender Generationen generieren. Denn Humus entzieht unter günstigen Voraussetzungen viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre, speichert Wasser und Nährstoffe und stellt eine wesentliche Grundlage für ein produktives und gesundes Pflanzenwachstum dar. Er ist der Wasserspeicher schlechthin, er ermöglicht den Pflanzen das Überleben in Trockenzeiten.
Durch humusfördernde Bewirtschaftungsmaßnahmen wird die Landwirtschaft somit resilienter und anpassungsfähiger gegenüber Klimaextremen wie Starkniederschlägen oder Dürreperioden. Humus wirkt wie ein Puffer, einem Schwamm vergleichbar. Allerdings hängt ein erfolgreicher und langfristiger Humusaufbau von gewissen Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren ab. Diese schafft man mit humusschonenden und -fördernden sowie nachhaltigen Bewirtschaftungsverfahren aus dem Bereich der regenerativen Landwirtschaft. Diese sind gezielter zu fördern und im Endeffekt flächendeckend durchzusetzen. Einzelne Pioniere agieren hier bereits als Vorbild. Auch in Sachsen- Anhalt gibt es in diesem Sinne innovativ wirtschaftende Betriebe.
Für die Gesellschaft ergeben sich folgende Vorteile durch mehr Humusaufbau:
- dauerhafte Kohlenstoff-Speicherung
- erhöhte Wasserspeicherung
- besserer Schutz vor Hochwasser
- weniger Bodenerosion
- weniger Nährstoffauswaschung
- sauberes Trinkwasser
- weniger oder kein Bedarf an Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln
- gesündere Pflanzen, dadurch vollwertigere Lebensmittel und damit gesündere Tiere und Menschen
Auch wenn es momentan nur das Coronathema zu geben scheint, die Welt bleibt nicht stehen. Eine nicht an das Klima angepasste Lebensweise gefährdet mehr Menschenleben, als es ein Virus je könnte. Also handeln wir!
Andreas Müller, Foto: ToK
Der Autor ist Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Mitteldeutschland, kurz AbL). Die AbL setzt sich als bäuerliche Interessenvertretung auf allen Ebenen für eine sozialverträgliche sowie umwelt- und klimagerechte Form der Landwirtschaft ein. Daher beziehen wir Stellung zu agrarpolitischen Inhalten und Themen, nehmen an Anhörungen, Fachgesprächen und Gesprächsrunden teil und organisieren zahlreiche Demonstrationen und Veranstaltungen wie zuletzt den Tag der Landwirtschaft am 1. Februar in Halle. Interessenten sind bei unserem Stammtisch gerne gesehen, der außerhalb von Corona jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 19:00 Uhr im Celtis Kulturgarten in Halle (Saale) stattfindet.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachleuten.
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Ich finde es gut, das hier etwas über die Bedeutung von Humus geschrieben wird. Er ist nicht nur auf dem Feld und im Garten wichtig, sondern auch im Wald.
Wichtig ist der Humus für die Versorgung der Bäume
mit Nährstoffen. Es besteht ein Kreislauf: Mit der Zersetzung des Humus erfolgt eine Mineralisierung, an der auch Kleinlebewesen beteiligt sind. Die im Boden lebenden Kleinlebewesen zersetzen ihn für ihre Ernährung. Gleichzeitig werden dabei aus dem organischen Humus anorganische Stoffe freigesetzt,
die für die Bäume als mineralische Nährstoffe mit Wasser aufnehmbar sind.
Neben dem CO2 aus der Luft brauchen die Pflanzen auch diese Mineralien zum Wachstum.
Wenn eine ausreichende Humusversorgung im Boden gewährleistet ist und somit Kleinlebewesen vorhanden sind, weil sie vom Humus leben, kann auf Kunstdünger verzichtet werden. Das ist im Wald und auf dem Feld so.
Die naturnahe Waldwirtschaft sorgt deshalb auch für die Bildung von Humus und den Schutz der wichtigen Kleinlebewesen im Boden.
Auch die für die Dölauer Heide geltende Zertifizierung berücksichtigt das. Dem entgegen wurde leider vor der Eichelsaat im Herbst 2019 in der Dölauer Heide (zwischen ehem. S- Bahnstrecke und Straße Habichtsfang) der Humus mit Holzresten, die auch humusbildend sind, zu einem Wall neben die Saatfläche geschoben.
Die Saatfläche wurde vom Humus „befreit“ und der für die Ernährung der Pflanzen notwendige Start des o. g. Kreislaufes verhindert.
Wieso kommt es in den Wäldern der Stadt Halle zu solchen Fehlentscheidungen? Fehlen die entsprechenden Fachleute oder haben sie nichts zu sagen?