Raubgräber aus dem Saalekreis überführt

16. November 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Bei einer Hausdurchsuchung am 6. November  stellte die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd in Querfurt bedeutende archäologische Objekte aus einer Raubgrabung sicher. Neben einer Vielzahl von Artefakten ist vor allem eine buckelverzierte Bronzetasse von besonderer Bedeutung.
Die Objekte wurden heute im Landesmuseum gezeigt.

 

Aufmerksam wurden die Behörden, als ein 37-jähriger Querfurter versuchte, die illegal ausgegrabenen Funde auf einer Internetplattform zu versteigern. Ein aufmerksamer ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege bemerkte die Auktion und informierte das Landesamt für Denkmalpflege, welches Anzeige erstattete und woraufhin eine enge Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt entstand.

Bei der Hausdurchsuchung, die auf Durchsuchungsbeschluss vom Amtsgericht Halle hin auf Verdacht von Unterschlagung stattfand, stellten die Kriminalisten neben der buckelverzierten Bronzetasse unter anderem drei Anhänger und  zahlreiche Beschlagteile mit anhaftenden organischen Resten sicher. Die bronzezeitlichen Gegenstände sind von großem kulturhistorischem Wert, da sie vielleicht Hinweise auf weitreichende Beziehungen Mitteldeutschlands zu anderen Regionen in dieser Zeit erlauben werden. Bei der buckelverzierten Bronzetasse  handelt es sich um den sogenannten Typ Fuchsstadt, der nach einem Fundort in Hessen benannt ist. Fuchsstadt-Tassen besitzen eine relativ weite Verbreitung, ihr Herstellungszentrum befand sich wahrscheinlich im Raum des heutigen Bayern, sagte Landesarchäologe Harald Meller. Ihre Form lässt sich von goldenen bronzezeitlichen Metalltassen aus Griechenland ableiten. Das sichergestellte Exemplar ist in die späte Bronzezeit, in die Zeit des 11. Jahrhunderts v. Chr., zu datieren. Die Objekte wurden dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt übergeben, wo sie eingehend archäologisch und naturwissenschaftlich untersucht werden. Die bedeutenden Funde werden später in der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgesichte zu sehen sein.

Neben den Bronzefunden stellten die Beamten außerdem ein Duzend Flintkugeln und Geschossteile, Ringe, Bleiplomben, Manschettenknöpfe, zwei Mundstücke von Blechblasinstrumenten, einen Fingerhut, sowie weit über hundert Münzen mit Prägungen des Deutschen Reiches, der DDR und der Bundesrepublik sicher. Auch einen Bronzearmring und ein Sichelfragment, die jedoch aus anderen Fundzusammenhängen stammen, beschlagnahmten die Beamten.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen hatte der Querfurter die Objekte im südlichen Saalekreis mit Hilfe eines Metalldetektors gefunden, anschließend illegal ausgegraben, mitgenommen und somit unterschlagen. Laut Denkmalschutzgesetzt des Landes Sachsen-Anhalt werden Funde mit Entdeckung Eigentum des Landes und sind der Denkmalschutzbehörde anzuzeigen. Dem Raubgräber droht nun eine Haftstraße von bis zu 2 Jahren oder eine Geldbuße in Höhe von bis zu 500.000€. Bei den bisherigen Ermittlungen zeigte er sich kooperativ. Die Ermittlungen dauern weiter an.

Die Kriminalisten arbeiteten in diesem Fall eng mit Wissenschaftlern des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie zusammen, um den fachgerechten Umgang mit den antiken Gegenständen zu sichern. Der monetäre Wert der Objekte ist für die Wissenschaftler dabei nicht vorrangig. Die Zerstörung der Fundsituation im Erdreich und die Mitnahme der Gegenstände ist für sie der größte Schaden. Denn so bleibt oft unklar, wo genau die Funde gemacht wurden und der zur kulturhistorischen Einordung äußert wichtige Kontext wird zerstört.

 

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