UNTER DER OBERFLÄCHE – ZAUBER DES VERBORGENEN
12. März 2018 | Kultur | Keine Kommentare„Es war die Neugier, die mich anfangen ließ zu schaben. Was ist unter der Hochglanzoberfläche eines Fotoabzuges verborgen? Es war die Lust, an der glatten Oberfläche zu kratzen. Was offenbart sich, welche Überraschungen treten zu Tage? Ein behutsames Vorgehen ist nötig, um die tiefer liegenden Schichten freizulegen, ohne vielleicht Wesentliches zu zerstören. Es wird aber nicht nur „gerieben und abgeschabt“ (griechisch: psaein), sondern auch „wieder“ (griechisch: palin) hineingezeichnet. Aus diesen beiden Worten stammt der lateinische Begriff Palimpsestos. Der Begriff wurde bereits in der Antike und im Mittelalter verwendet. Es war eine übliche, materialökonomische Methode, Schriftseiten, die aus teuren Materialien wie Papyrus oder Pergament bestanden, wieder zu verwenden. Für mich ist dieser Prozess die Suche nach einer Ausdrucksform, die sowohl moderne Medien als auch klassische Mittel verbindet. Fotografiere ich, mache ich mir ein Bild von der Welt. Betrachte ich ein Foto, trete ich in einen stillen Dialog mit diesem Bild. Kratze ich an der Oberfläche des Fotos, löse ich die Grenzen meiner oberflächlichen, der optischen Wahrnehmung auf. Mein Unterbewusstsein korrespondiert mit den unteren Schichten des Fotoabzuges. Die Zeichnung darauf visualisiert diesen Prozess.“, schreibt die Künstlerin Doris Behm zu ihren Kunstwerken Foto-Palimpseste. Was ist unter der Hochglanzoberfläche eines Fotoabzugs verborgen? Es entstehen reizvolle, ungewöhnliche Kunstwerke zu besichtigen im Hauptflur des Krankenhauses.