Boden des Jahres 2019 ist der Kippenboden

4. Dezember 2018 | Natur & Gesundheit | 6 Kommentare

Kein Kippenboden, sondern ein Boden mit Kippen.

Anders als das Beitragsbild vermuten lässt: ein Kippenboden entsteht nicht, wenn unachtsame Zeitgenossen ihre Zigarrettenstummel fallen lassen. Kippenboden ist vielmehr ein Boden, der durch Ablagerung von Abraum aus Tagebauen entsteht. Es ist ein primär „toter“ Boden und Bestandteil der Tagebaurestlandschaft, der aber durch landwirtschaftliche Kulturmaßnahemn in jahrzehntelanger Kulturfolge wieder zum Leben erweckt werden kann. Bedingung ist zunächst ein günstiges mineralisches Ausgangssubstrat. Anschließend kann durch gezielte landwirtschaftliche Kulturfolge wieder eine gewisse Bodenfruchtbarkeit erreicht werden, vorwiegend durch Anreicherung von Bodenhumus und Belebung mit Bodenorganismen (Bodenbakterien und Mykorrhiza). Dadurch kann der Boden wieder die Fähigkeit erhalten, Wasser und Nährstoffe speichern zu könne, eine Grundbedingung für Bodenfruchtbarkeit.

Primär sind Kippenböden nährstoff- und humusarm. Hier eine typische Bergbaufolgelandschaft in der Niederlausitz

Kippenboden ist keine Seltenheit in Sachsen-Anhalt, herrscht er doch in den großen Braunkohletagebau-Revieren vor. Nun wurde der Kippenboden zum Boden des Jahres 2019 gekürt. Ausgewählt wurde er vom Kuratori­um Boden des Jahres, das seit 2005 jeweils einen speziellen Boden am 5. Dezember, dem Internationalen Tag des Bodens, der Öffentlichkeit vorstellt.

Die typischen Mondlandschaften in den Bergbaufolgelandschaften sind oftmals durch rohe Erdmassen, steile, von Erosion zerfurchte Schluchten und zerklüftete, vegetationslose Einöden geprägt, über die Staub- und Sandstürme hinwegfegen. Wenn der Abraum an anderer Stelle in verbleibende Restlöcher verfüllt – oder „verkippt“ – wird, setzt nach der Planierung und Wiederbesiedlung mit Pflanzen an der Oberfläche eine erneute Bodenbildung ein. In den folgenden Jahrzehnten entstehen dort neue Kippenböden, die zur Bodenart Regosole gehören.

Durch den erhöhten gesellschaftlichen Flächenbedarf der letzten Jahrzehnte hat die Rekultivierung und Wiedernutzung von großflächigen Bergbaufolgelandschaften erneut an Bedeutung gewonnen. Die Synthese einer Landschaft mit all ihren Elementen, dem neuen Relief, dem Boden oder dem, was einmal Boden werden soll, den Gewässern, Wäldern, Wiesen, Feldern, Verkehrswegen und Siedlungen ist eine gewaltige Aufgabe, wenn die neue Landschaft den vielfältigen funktionalen und ökologischen Ansprüchen gerecht werden soll.

Dieser und vielen weiteren Aufgaben des Bodenschutzes stellt sich die Landesregierung, insbesondere das Umweltministerium, indem es veranlasst hat, einen Bodenschutzplan aufzustellen. In diesem sollen Ziele und Wege eines vorsorgenden Bodenschutzes aufgezeigt werden. Die Minimierung oder die Vermeidung schädlicher Bodenveränderungen oder Bodenverluste sollen die Existenzgrundlage zukünftiger Generationen sichern.

Mit der Untersuchung, Bewertung und der Beratung zu bodenschutzfachlichen Fragen beschäftigt sich im Landesamt für Umweltschutz der Fachbereich Abfallwirtschaft, Bodenschutz und Anlagentechnik Wasserwirtschaft. Der Weltbodentag, der jedes Jahr am 5. Dezember stattfindet, ist ein gemeinsamer Aktionstag für die Ressource Boden. An diesem Tag wird der Boden des Jahres für das folgende Jahr präsentiert. Die Aktion wurde vom Bundesverband Boden, dem Ingenieurtechnischen Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling sowie der Deutschen Gesellschaft für Bodenkunde initiiert und wird vom Umweltbundesamt in Dessau gefördert.

Informationen zum Bodenschutz im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt: https://lau.sachsen-anhalt.de/boden-wasser-abfall/bodenschutz/

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