… mit ihm zu weinen über die Welt

11. Juli 2022 | Kultur, Veranstaltungen | Keine Kommentare

Paul Frankenburger, 1897 in München geboren, 1984 als Paul Ben-Haim  – und inzwischen einer der führenden Komponisten Israels – in Tel Aviv verstorben, komponierte in den frühen 1930iger Jahren das Oratorium Joram. Indirekt zu verdanken war es den rassistischen Hassaktionen der Nazis, die in ihrer kulturvergessenen Dümmlichkeit den musikalisch hochbegabten jüdischen Paul Frankenburg als Kapellmeister der Augsburger Oper Auftrittsverbot erteilten, so dass dem Vielbeschäftigten Zeit für eines seiner ersten großen Werke blieb. „Buch Joram“ von Rudolf Borchardt (1877-1945) bildet die Grundlage des Oratoriums. Ein von Schicksalsschlägen gezeichneter Joram verzweifelt an seinem Gott.

Ben – Haims Musik ist überwiegend tonal und seine Begeisterung für Richard Strauss, Gustav Mahler aber auch Ravel und Debussy klingt vereinzelt hörbar durch. Auch wenn das Werk in seiner Musikalischen Textur nicht wie aus einem Guss erscheint, so ist dieses selten zu hörende Werk mit seinem großen Orchesterapparat und dem gewaltigen Chor doch voll schöner, teils hochromantischer Klangfülle aber auch sensitiver Klangintimität. Bereits am Sonntag hat das Akademische Orchester Halle/Wittenberg dieses Werk im Gewandhaus zu Leipzig erstaunlich überzeugend zu Gehör gebracht. Nun gibt es erstmals die Gelegenheiten JORAM hier in Halle zu erleben. Meinerseits wird dringend geraten, den hin und wieder für die Staatskapelle reservierten Montagabend dieses Mal für das Akademische Orchester, den aus 6 Ensembels bestehenden Chor und die hervorragenden Gesangssolisten – allen voran der nicht unbekannte Daniel Ochoa als leidgeprüfter aber stimmgewaltiger Joram – einzuplanen.

Vielleicht ist damit auch die Lust auf weitere Musik des in Israel hoch verehrten Komponisten geweckt, der nach seiner Immigration nach Israel zunehmend jüdische und orientalische Melodik in seine Kompositionen einfließen ließ und damit eine ganz neue Richtung einschlug.

 

 

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