Bewegendes Abschlusskonzert zur Jüdischen Woche in Leipzig

5. Juli 2021 | Kultur, Veranstaltungen | Ein Kommentar

Torsten Schaper

Die Geschichte der Region Halle/Leipzig ist stark geprägt worden von jüdischer Kultur. Daran erinnert seit 1995 die Jüdische Woche Leipzig. Leipzig und Halle blicken auf eine lange Tradition der jüdischen Kultur zurück, die bereits im 13. Jahrhundert begann. Seit dem 19. Jahrhundert bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten prägten berühmte Persönlichkeiten jüdischen Glaubens Wissenschaft und Kultur der beiden Städte. 

Die Jüdische Woche Leipzig präsentierte sich erneut als vielseitiges Festival, das eine Woche lang jüdisches Leben, jüdische Geschichte, Tradition und Kultur zeigte. Sie ist eine Kooperation zwischen dem Kulturamt der Stadt Leipzig und der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, seit 2009 vertreten durch das Zentrum jüdischer Kultur Ariowitsch-Haus,

Matthias Erben

Abgeschlossen wurde die Jüdische Woche 2021 am Sonntag 4.Juli erstmals mit einem festlichen Konzert im Großen Saal des Gewandhauses. Ein wahrhaft wunderbares Ambiente für das ansprechende Konzertprogramm, das inspiriert war vom einzigartigen Repertoire des Leipziger Synagogalchores, der seit vielen Jahrzehnten die Vielfalt jüdischer Musik in Leipzig und darüber hinaus präsentiert. Da aufgrund der Corona-Pandemie ein internationales Chor- und Konzertprojekt nicht realisiert werden konnte, übernahm in diesem Jahr das Calmus Ensemble zusammen mit einer Gruppe von renommierten Solisten und dem Kammerorchester musica juventa unter Leitung von Ludwig Böhme die Gestaltung des Festkonzertes. Unter dem Motto „Von Nacht, vom Licht, vom goldenen Land …“ konnte man eine beeindruckende Vielfalt jüdischer Musik erleben. Orchester und Gesangsensemble gelang es, äußerst gefühlvoll Melancholie, Sehnsüchte und Freude der jüdischen Lieder zu vermitteln. Von diesen Stimmungen im Großen Saal des Gewandhauses ehrfurchtsvoll gefangen, kam zunächst zögerlich herzlicher Beifall auf.

Zu Gehör gebracht wurden romantische Synagogenkompositionen von Louis Lewandowski (dessen Geburtstag sich zum 200. Mal jährte) und vom Leipziger Kantor Samuel Lampel (1884-1942). Die wunderbaren Vorträge der Solisten ließen die Reinheit italienischer Renaissancepsalmen von Salomone Rossi (1570-1630) erleben und berührten mit Melancholie und Humor jiddischer Lieder in chorsinfonischen Arrangements. Für die sehr gelungenen und brilliant interpretierten jüdischen Lieder gab es zu Recht viel Beifall.

In persönlichen Grußworten würdigten Botschafterin Michaela Küchler, die Sächsische Staatsministerin Barbara Klepsch und die Leipziger Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke die Leipziger Jüdische Kulturwoche. Sie dankten allen Mitwirkenden und Organisatoren für ihr unermüdliches Engagement in Zeiten, in denen immer noch Antisemitismus und nationalsozialistisch geprägter Hass Zulauf finden.

Trotz der Corona-bedingten Auflagen, der Impfkontrollen und Maskenpflicht funktionierte der Zutritt und Konzertgenuss problemlos. Die Mitarbeiter des Gewandhauses meisterten den Zutritt unaufgeregt und vorbildlich. Ein gutes Signal für weitere Konzertangebote. 

Am Konzert wirkten mit:

Calmus Ensemble: Anja Pцche, Maria Kalmbach, Friedrich Bracks, Ludwig Böhme, Manuel Helmeke

Solisten: Viola Blache (Sopran), Susanne Langner (Alt), Inga Jäger (Alt), 

Falk Hoffmann (Tenor), Philipp Goldmann (Bass)

Kammerorchester musica juventa (1981 gegründet von Matthias Erben und Cornelia Toaspern):

Leitung: Ludwig Böhme

Besetzung: 

Viol. Edwin Ilg
Tomasz Kobel
Thomas König
Va Matthias Erben
Vc Ulrike Strobel
kb Kaspar Domke
fl Ulrike Wolf
Johanna Baumgärtel
ob Peter Heinze
Anne Marggraf
cl Bernd Bartolomäus
Paul Kaczorowski
fg Justus Thümmler
perc Torsten Schaper

(H.J. Ferenz)

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