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9. Dezember 2012 um 19:03 Uhr #23027
Wie der Buschfunk meldet werden die Auffangämter Sozialamt und Rechnungsprüfungsamt für geschasste Abteilungsleiter etc. im Verwaltungsjargon neuerdings als Sibirien bezeichnet.
Dieser schlechte Ruf von Sibirien trifft doch aber heute nicht mehr zu, im Fernsehen laufen dauernd Filme über die Schönheiten Sibiriens, nur warm anziehen muss man sich im langen Winter.9. Dezember 2012 um 19:12 Uhr #23028Tja aber verstehen kann ichs schon, gerade noch Amtsleiter und nun nur noch Aktenschubse, da werden einige für die jetzigen Aufgaben massiv überqualifiziert sein.
Sowas kann man schon unter Strafversetzung verstehen.9. Dezember 2012 um 19:19 Uhr #23033Ich verstehe den Aufriss nicht. In der Vergangenheit wurde doch über die „Qualität“ diverser Amtsleiter diskutiert. Grad Herr Heinz vom Tiefbauamt war da so ein „Spezialist“.
9. Dezember 2012 um 20:07 Uhr #23038„Rechnungsprüfungsamt“ klingt doch wie ein Traumjob. Und dann noch mit Amtsleiterbezügen.
Wie viele Leute beschäftigt die Verwaltung eigentlich mit der „Rechnungsprüfung“? Die Zeit des Saldierens mittels Bleistift und Papier ist doch hoffentlich auch in unserer Stadtverwaltung längst Geschichte. Oder?
Im Ordnungsamt eingesetzt, hätten die „Umgesetzten“ ihre Bezüge zumindest teilweise refinanzieren können.10. Dezember 2012 um 10:34 Uhr #23148Aber von der Kameralistik zur Doppik, das will gelernt sein Stefan.
10. Dezember 2012 um 13:52 Uhr #23183Die komplexe Doppik wird nur deshalb eingeführt, um die ehrenamtlich tätigen Stadträte beim Thema „Haushalt“ besser an der Nase herum führen zu können.
Kostet viel Geld, der Nutzen gegenüber kameralistischer Haushaltsführung ist umstritten.10. Dezember 2012 um 16:01 Uhr #23205
AnonymWillkommen @radar , hier dein erster freigeschalteter Beitrag:
Ist B.W. eigentlich ein studierter Volljurist? Wenn ja ist sein
Handeln wohl rechtlich höchst bedenklich zu begründen,menschlich
und verwaltungspolitisch aber wohl immer.Sibirien wird die
Probleme aber nicht lösen.10. Dezember 2012 um 18:21 Uhr #23224Jedenfalls werden wohl einige Rechtsanwälte Arbeit bekommen.
10. Dezember 2012 um 19:15 Uhr #23239Nicht die Anwälte, die Gerichte bekommen Arbeit,wenn geklagt wird.
10. Dezember 2012 um 20:36 Uhr #23243Aber die Klageschrift muss ja auch jemand verfassen, am besten von einem Fachanwalt, Spezialgebiet Arbeitsrecht.
11. Dezember 2012 um 00:40 Uhr #23260Da die Amtsleiter ja in ihren Ämtern schon die Doppik eingeführt haben, dürfte die Umstellung nicht so schwer sein.
13. Dezember 2012 um 07:56 Uhr #23628
AnonymNun gibts in Sibirien nicht mal mehr Telefon:
14. Dezember 2012 um 04:15 Uhr #23784Seid ihr euch eigentlich bewusst, was man, ja auch ihr hier im Forum, mit diesem Spruch „Ab nach Sibirien“ eigentlich an Wunden aufreißt?
Wie gedankenlos muss man sein, um das einem Menschen zu wünschen oder gar einen schlechten Witz drüber zu reißen.Da gabs mal eine Zeit, da kamen von dort traumatisierte Kriegsgefangene zurück.
Weniger bekannt ist jedoch, daß durch die Russen auch Zivilisten aus Ostpreußen nach Sibirien verschleppt wurden.
Meine Tante Hilde beispielsweise war 14, als der Russe in dem Dorf bei Danzig einmarschierte, wo ein Teil meiner Familie herstammt. „Du Mitkommen…“, das war das letzte was man von Hilde hörte oder sah. 1952, im Sommer stand sie völlig verhärmt und abgemagert, auf ihren Entlassungspapieren zum Lagerausweis stand, wenn ich mich noch richtig erinnere, was von 27Kg Gewicht (Bei 1,60m Größe) drin.
Sie war in Sibirien.Irgendwo im Nirgendwo, Eine Schiene und 10 Tagesmärsche ins Nichts, dort mussten sie anfangs in Erdlöchern hausen.
Sie hat Verletzungen mitgebracht, die keinesfalls vorher da waren.Beispielsweise hatte sie 3 gut 30cm lange Narben an der Seite, einmal ließ sie das Wort Bajonett dazu fallen, und der Rücken war von Narben wie sie von schlechtverheilten Striemen nach einer Auspeitschung herrühren übersät. Da lag Narbe auf Narbe, ein Indiz für systematische Folter…dazu sind ihr die Zehen eines Fußes abgefroren…Hilde, früher ein Gottgläubiges Mädel, sagte seither immer : „Es gibt keinen Gott und der Teufel ist ein armseliger Wicht, denn der kann garnicht so schnell Kohlen in sein Feuer schippen, wie die Hölle zufriert. Die wahre Hölle ist dort wo ich war…in Sibirien!“
Mam musste nur „Russe“ sagen, oder Soldaten der „Besatzungsmacht“ vor dem Fenster langlaufen und sie ist blitzartig unter dem Tisch oder im Schrank verschwunden. Ich möchte garnicht im Detail genau wissen, was die dort erleiden musste.
Von daher…ich finde dieses „Ab nach Sibirien“ in keinster Weise erheiternd…wenn der Spruch in Beamtenstuben Einzug gehalten hat, zeigt mir das umso mehr wie menschenverachtend heutzutage die Verwaltungen und Ämter geworden sind.
Ekelhaft sowas…
14. Dezember 2012 um 12:16 Uhr #23807Stimmt alles, knetterwilly, ist auch gut, dass Du es nochmal geschrieben hast, es wird so oft verdrängt.
Gegen die damaligen sibirischen Lager sind die genannten halleschen Ämter Luxushotels.
Die Nachahmer dieses früher gefürchteten Satzes wollten aber sicher keine früheren Lagerinsaasen beleidigen, lassen wir es dabei bewenden.14. Dezember 2012 um 18:03 Uhr #23863Für Adenauer war schon Ostdeutschland „Sibirien“.
15. Dezember 2012 um 03:48 Uhr #23872Wolli, ich werfe den Nachahmern Gedankenlosigkeit, Menschenverachtung und ein fehlendes Geschichtswissen vor.Dazu kommt noch Mobbing.
Die Bande im Rathaus, die so fabuliert, sollte sich schämen.Einem, der einen anderen Menschen in vollem Bewußtsein dessen, was dort einst passierte, ein „ab nach Sibiren“ im negativen Sinne wünscht, der hat für mich seine Qualifikation als Mensch eingebüßt, sowas ist in meinen Augen mit Abschaum gleichzusetzen.
Einer, der es nur gedankenlos daherplappert, weil es für ihn „witzig“ klingt, der ist für mich keinen Deut besser.Diese Geschichte wirft für mich aber auch ein bezeichnendes Bild auf die Verwaltung der Stadt Halle, sonst schreitet man doch eigentlich in jeder Firma sofort ein, wenn die „Political Correctness“ verletzt oder gar ein Teil der Mitarbeiter gemobbt wird.
Was wäre, wenn einer derjenigen, die von derart Umbesetzung betroffen sind und nun „Sibirjaken“ sind, auf die Idee käme, dieses Mobbing vor Gericht zu bringen? Eventuell weil es in seiner Familie ähnliche Ereignisse zu vermelden gab und nun alte Wunden aufgerissen werden?Redhall, über Adenauer und seine Verfehlungen können Regalkilometer Romane geschrieben werden, aber es ist und bleibt sein Verdienst, daß die Kriegsgefangenen aus Sibirien in die Heimat kamen…
15. Dezember 2012 um 10:46 Uhr #23888Danke knetterwilly für Deine klaren Worte. Ich könnte Ähnliches aus meinem Familienumfeld berichten. Es gibt heute so leichtfertig gewählte Vergleiche, dass man tatsächlich Angst vor dieser Oberflächlichkeit bekommen kann. Auf solche Amtsinhabern und Verwalter,wo auch immer, konnte sich wohl auch die „NSU“ verlassen.
15. Dezember 2012 um 21:13 Uhr #23941Ganz klare Sache für den Personalrat, sich mal um das Betriebsklima und den allgemeinen Sprachschatz dieser Firma zu kümmern…
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