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22. März 2019 um 12:54 Uhr #340930
Was passierte am 22. März 1984?
Von Peter Holz
Tödlicher Stopp vor der Kaserne in Halle-Lettin. Bild des Unfalls am 22. März 1984 / Foto: Alliierten Museum Berlin
Halle (Saale) Philippe Mariotti war am 22. März 1984 um 7.55 Uhr vom Potsdamer Grundstück der französischen Militärmission aufgebrochen. Im Mercedes saßen noch der Offizier Staub und der Unteroffizier Blancheton. Ziel war die Kaserne „Otto Brosowski“ (heute Dorothea Erxleben). Die 11. Motorisierte Schützendivision der NVA sollte Ende März an einer Übung mit sowjetischen und polnischen Streitkräften teilnehmen. Die französische Mission war turnusmäßig dran mit der Heeresbeobachtung in dieser Region. Aber Philippe Mariotti und sein Team wurden schon erwartet.
Tod eines Soldaten in Halle: An mehreren Stellen in der Nordstraße waren Militärlastzüge bereitgestellt.
„Paul Schmidt“, der zuständige Mann beim MfS Halle, hatte die Falle gründlich vorbereitet. Der entsprechende Operationsplan für seine Abteilung „Abwehr“ lautete, „die Angehörigen der westlichen Militärmissionen an der Aufklärung des NVA-Objektes zu hindern bzw. offensiv zu stören und bei Mißachtung der ihnen auferlegten Pflichten (Sperrschildmißachtung) ihr Kfz zu blockieren.“ So waren an mehreren Stellen in der Nordstraße Militärlastzüge bereitgestellt. Die MfS-Leute, NVA-Uniformen tragend, gaben als Beifahrer die Befehle. Philippe Mariotti war es gelungen, über Nebenstraßen und Feldwege an die Kaserne heranzufahren, ohne ein Verbotsschild zu passieren.
Philippe MariottiPhilippe Mariotti starb 1984 in einem halleschen Straßengraben. Foto: AlliiertenMuseum Berlin
Tod in Halle: Am Haupttor der Kaserne verfolgte Philippe Mariotti der erste Lkw
Am Haupttor der Kaserne verfolgte ihn der erste Lkw. Mariotti beschleunigt, fährt Richtung Halle. Da kommt ihm aus der Dölauer Straße ein weiterer Militär-Lkw entgegen. Obwohl nicht vorfahrtberechtigt, fährt er ohne Stopp auf die Nordstraße. Es kommt zum Crash. Oberstabsfeldwebel Mariotti stirbt. Da es wie ein Unfall aussehen muss, wird die Polizei gerufen. „Paul Schmidt“, als Beifahrer in NVA-Kluft im Lkw, den ein 20jähriger Gefreiter steuert, diktiert die Lesart: Das Missionsteam hat durch eine „Schlängelfahrt“ den Lkw zu Ausweichmanövern gezwungen. Das erkläre auch, dass er sich auf der anderen Fahrbahnseite befand.
Alliierten-Museum rekonstruierte der Fall von Halle anhand der MfS-Akten
Die Protokollanten haken nicht nach, vermerkt Matthias Heisig 2004 vom AlliiertenMuseum, der den Fall anhand der MfS-Akten rekonstruiert hat. Warum verringert der Lkw angesichts der angeblichen Schlängelfahrt auf gerader Straße nicht die Geschwindigkeit? Zeugt das Querstehen des Lkw nicht von einer abrupten Lenkbewegung?
Mariotti ist tot. Der Wagen vollkommen zertrümmert. Staub und Blancheton stehen unter Schock. Die MfS-Männer, noch vor Feuerwehr, Verkehrspolizei und Krankenwagen am Unfallort, entnehmen Filmmaterial, Karten, Kompass und Diktiergerät.Sowjetischer Oberkommandierender übermittelt sein „aufrichtiges Beileid“
Als sich der Oberbefehlshaber der französischen Truppen beim sowjetischen Oberkommandierenden beschwert, übermittelt dieser sein „aufrichtiges Beileid“, beruft sich aber auf die verfälschende Version des Hergangs. Und außerdem hätte sich das Team ja gesetzwidrig verhalten, indem es Durchfahrtverbotsschilder missachtete. Die angekündigten Untersuchungsergebnisse werden nie vorgelegt. Ein Thema für die Presse – auch die französische – ist es nicht.
Später wird das Material auch der Sohn Mariottis, Jean-Michel, in die Hände bekommen – damals 20 wie der Lkw-Fahrer. Auch der hält sich an die Version, den Zusammenstoß nicht gewollt zu haben. Er behauptet sogar, der Missionsfahrer „sei sicherlich betrunken gewesen“. „Ich hatte damals keine Ahnung, welch Risiko diese Arbeit bedeutete. Für mich war die Militärmission nur ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Sowjets. Ich wusste nicht, dass der Kalte Krieg auch heiß sein konnte“, so Jean-Michel 2004.Dieser Text erschien bereits am 22. März 2004 in der Mitteldeutschen Zeitung.
Der Gedenkstein für Philippe Mariotti in Halle im März.2019.
Mitglieder des Vereins Zeit-Geschichte(n ) haben zur Erinnerung an Philippe Mariotti einen Text zum damaligen Geschehen befestigt/ Foto: Wolfgang und Margret Schuster22. März 2019 um 16:55 Uhr #340953Die Besatzungsmächte kontrollierten sich gegenseitig..
Ich erinnere mich an ein Militärfahrzeug mit Amis besetzt in Angersdorf, heute Salzstraße.
Ich saß im Bus und wollte zur Nachtschicht, also muss es gegen 17 Uhr gewesen sein.
Im Jeep saßen etwa sechs Amis, mit lauter Musik und lachend. Verfolgt wurden diese Geschöpfe von Soldaten der Sowjetarmee, auch im Jeep sitzend, aber nicht lachend.
Konkret war es so, dass die Amis bewusst die genehmigte zur Kontrolle freigegebene Straße, heute Lauchstädter Straße, verließ, also einen Zwischenfall provozierte.22. März 2019 um 17:02 Uhr #340955Das waren aber damals schon „die guten“, teu. Mit den Sauereien heute sind sie nun die super guten.
22. März 2019 um 18:13 Uhr #340957Hier bei mir am Weinbergweg stand auch so ein mehrsprachiges Holzschild
mit dem Durchfahrtverbot für ausländishe Miitärmissionen, die Westalliierten haben diese Verbotsschilder aber nicht akzeptiert.
Der Unfall mit Todesfolge war aber nicht beabsichtigt. Hier in Kröllwitz waren damals stundenlang die Straßen gesperrt, wir wussten nicht, was da los war.22. März 2019 um 18:29 Uhr #340958Philippe Mariotti war Soldat.
Er war also bereit zu sterben….und dafür wurde er bezahlt.
Natürlich nur so lange er lebte.
Oder gabs damals doch noch so etwas wie eine Endprämie?22. März 2019 um 20:56 Uhr #340965Das ist aber eine einfache Sichtweise, die nicht stimmt, Soldaten sind selten bereit zu sterben.
Es bestand von keiner Seite die Absicht, Mitglieder der Militärmissionen zu töten.22. März 2019 um 21:17 Uhr #340967Das ist aber eine einfache Sichtweise, die nicht stimmt, Soldaten sind selten bereit zu sterben.
Richtig. Sie wurden/werden ausgebildet zum Töten.
Mehr ist da nicht.22. März 2019 um 22:45 Uhr #340969Aber scheinbar hat er sich nicht wirklich clever angestellt, beim spionieren. Ähnliches gab es übrigens auch auf der anderen Seite der Mauer.
23. März 2019 um 06:59 Uhr #340975Der gedenkstein am heiderand erinnert jedenfalls an den kalten Krieg.
23. März 2019 um 12:11 Uhr #341007Dagegen gibt es von mir keinen Einwand, wolli. Ich wehre mich aber gegen die erbärmliche Einseitigkeit „unserer“ offiziellen Berichterstattung bei solchen und anderen Anlässen.
23. März 2019 um 12:21 Uhr #341008
AnonymPhilippe Mariotti war auf jeden Fall nicht nur Opfer, sondern auch Täter im kalten Krieg. Er kannte die möglichen Gefahren bei Überschreitung der alliierten Kontrollbefugnisse und hat diese bewusst selbst in Kauf genommen.
Dass der Unfall mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Absicht, sondern eine unglückliche Kette mehrerer Handlungen war gehört wohl ebenso dazu.
25. März 2019 um 08:15 Uhr #341134Betriebsunfall eines Spions. Immer wieder gern aufgewärmt. (Auf TV-Halle läuft das ständig)
Der Sprengstoffanschlag des französischen Geheimdienstes 1985 auf die Rainbow Warrior bei dem 1 Mensch ums Leben kam, wird nicht wieder aufgewärmt.25. März 2019 um 11:54 Uhr #341144Soweit zurückgehen braucht man da nicht. Man denke an die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Verfassungsschutz und NSU
26. März 2019 um 17:45 Uhr #341315Das ist aber eine einfache Sichtweise, die nicht stimmt, Soldaten sind selten bereit zu sterben.
Richtig. Sie wurden/werden ausgebildet zum Töten.
Mehr ist da nicht.Es gab Zeiten da wurden Soldaten ausgebildet um ihr Vaterland zu schützen und bei Bedarf mit der Waffe zu verteidigen. Seit unsere Soldaten sich wie Söldner in allen Herren Ländern für kriegerische Handlungen missbrauchen lassen gilt das nicht mehr.
27. März 2019 um 13:20 Uhr #341364Auf Berufssoldaten der MVM war der Passus „Vaterland schützen“ und „verteidigen“ wohl auch nicht anwendbar
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