Man kann sich natürlich trefflich streiten, welcher Tag denn für jeden der „wichtigste“ gewesen sei. Da kommen sicher je nach Sichtweise eine ganze Menge Tage zusammen.
Im Grunde ist im Laufe des gesamten Jahres 1989 die Macht der DDR bereits recht deutlich erodiert. Ich erinnere mich, dass an der PH in Kröllwitz bei den Kommunalwahlen praktisch alle Studenten auf den Wahlzetteln jeweils unterschiedliche Kandidaten abgewählt hatten. Stimmenquoten von kaum mehr als 60 Prozent für Kandidaten im zugehörigen Wahlkreis Kröllwitz waren die Folge. Etwas was laut der offiziellen Propaganda heutzutage in der DDR als unmöglich gilt.
Auch das harmlose und hilflose offizielle Reden über unsere via Ungarn westwärts gewanderten Kommilitonen (mit Gruß per RTL-Fernsehen) war alles
andere als eine Machtdemonstration.
Ich erinnere mich an den Aufruf der Künstler (den ich öffentlich im Theater der Jungen Garde im September verlesen gehört habe) ebenso wie an den Aufruf vom Neuen Forum der samt einer vernichtenden Kritik daran, im Internat Hoher Weg 6 der PH dort Anfang September fast einen ganzen Tag lang hing.
Ich bin, was die Wende 1989 in der DDR betrifft, durchaus ein Gegner all der allzu simplen Wahrheiten. Ebenso, wie sich die Erinnerung und Wahrnehmung all der Augenzeugen und Beteiligten über die letzten 30 Jahre hinweg aufgrund neuer Erfahrungen verschoben haben mag.