Startseite Foren Halle (Saale) Otto ist endlich gekommen

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  • #329768
    #329795

    Das Foto in der Volksstimme, das den Originalsarg von Königin Editha zeigt, täuscht. Der Sarg besteht aus Bleui und ist grau, hier sieht er aus, wie aus Purpur. Das sind Reflektionen von den roten Vitrinenwänden.

    #329797

    Die Volksstimme hat dabei ihre eigene Dummheit und Aufgeregtheit vergessen. Ich erinnere mich noch gut, wie eine Volksstimme-Reporterin auf mich in der Straßenbahn nach der Pressekonferenz losging. Und das nicht mit Begeisterung, sondern mit Gift und Galle. So wenig hatten sich die Lokalreporter damals in Griff.

    Aber bleiben wir sachlich und erinnern uns:
    http://chronico.de/magazin/geschichtsszene/krimi-um-eine-koenigin/

    • Diese Antwort wurde geändert vor 5 Jahren, 5 Monaten von Riosal.
    #329805

    Danke Riosal, sind die Rätsel eigentlich gelöst?

    „Spannend wird es bei dem in der Bleikiste enthaltenen Gewebe: Welche Farbreste sind dort enthalten? Welche Webart? Welche Gewebeart? Und das Wichtigste für mich: Ist das Gewebe tatsächlich ottonisch? Selbst die Analyse des Bleis wirft spannende Fragen auf. Doch zuvor muss geklärt werden, welche Wissenschaftler und welche Finanzquellen für das Projekt Editha zur Verfügung stehen. Am Ende könne dann mit großer Sicherheit das Rätsel der Grabkiste der Editha gelöst werden und die Königin komme nach Magdeburg zurück, sagte Meller“

    #329809

    Die Rätsel von Damals sind weitgehend „gelöst“, es gibt auch einen ganzen Band über die Ergebnisse (kostet 19,- € , und habt Ihr hoffentlich in der Stadtbibo):
    http://www.archaeologie-und-buecher.de/buchinfo.asp?Reihe=7&PN=1&Buchtitel=2094&Buchgruppe=2&KID=3466913112325086624979114062015

    #329812

    Und der läßt keine Wünsche mehr offen, habe ich schon oft verschenkt.

    #329815

    Für solche Fachliteratur ist in Halle die Unibibo zuständig, die Magdeburger Stadtbibo hat es natürlich.
    Für mich und andere bleiben die Rätsel um Editha damit noch ungelöst.

    #329820

    Ich lese es Dir bei Gelegenheit vor, es reicht die Einführung, die ist schon sehr erhellend. Wie Sachen gewebt wurden etc. ist für Dich sicherlich nicht so interessant.

    EdithaLover Riosal

    #329859

    Für mich und andere bleiben die Rätsel um Editha damit noch ungelöst.

    OK: was willst Du konkret wissen, vielleicht kann ich da etwas aus Edithas seidenem Nähkästchen ausplaudern 🙂

    #329861

    Entschuldige aber meine vielleicht primitiven Fragen, ich habe keine Ahnung:

    1. Die Bleikiste ist doch sehr klein, da passt doch kein Mensch reich, sind es also nur zusammmengelegte Knochen?
    2. Ist der Schädel dabei?
    3. Sind die Knochen nur von einem Menschen?
    4. Ist es überhaupt Editha und wenn ja, wie kann man das wissen?
    5. Wurde das Alter der Knochen sicher festgestellt?
    6. Wie alt ist das Gewebe, hat man die C14-Probe gemacht?
    7. Der neue Sarg soll aus Titan gemacht worden sein, warum?
    8. Wo ist der alte Sarg?

    #329868

    OK, Woll, zu Deinen Fragen:

    1. Die Bleikiste ist doch sehr klein, da passt doch kein Mensch rein, sind es also nur zusammengelegte Knochen?

    Ja. Editha ist mehrfach in der Geschichte umgebettet worden, da war sie nicht mehr im Skelettverband, sondern bestand nur noch aus einzelnen Knochen. Als sie 1510 in den Bleisarg kam, waren die längsten Knochen die Oberschenkel, und entsprechend ist dann der Sarg auch dimensioniert.

    2. Ist der Schädel dabei?

    Es sind nur Teile des Oberkiefers erhalten, und einige Zähne. Das liegt an dem schlechten Erhaltungszustand von Knochen, wenn sie in Grüften unter sauren Bedingungen verwesen. Das beobachten Archäologen bei Kirchengrabungen oft, ist also eher die Regel, als sie Ausnahme.

    3. Sind die Knochen nur von einem Menschen?

    Ja, das ist eindeutig, sie passen wie „Schlüssel und Schloss“ zusammen.

    4. Ist es überhaupt Editha und wenn ja, wie kann man das wissen?

    Hierfür gibt es mehrere Indizien.
    Die recht gut erhaltenen Zähne in einem Labor in Bristol mit der so genannten „Laser-Ablation“ schichtweise abgetragen, und die Cäsium-Isotopenverteilung in jeder Schicht gemessen. Da die Zähne ähnlich wie Baumringe wachsen, konnte man nachweisen, dass die Cäsium-Isotopenverteilung aus dem jugendzeitlichen Wachstum der Zähne dem Wasser aus Wessex (Südengland) gleicht, wo Editha als Prinzessin in ihrer Jugend aufwuchs, und später dem Wasser der Elbe ähnelte.

    Die ältesten Textilien, die im Grab gefunden wurden, stammten aus dem 10. Jahrhundert. Es waren Seidengewebe, die mit dem damals teuersten Farbstoff gefärbt waren, der damals nur den höchsten Adels- und Klerikerkreisen vorbehalten war, dem so genannten Kermes („Kardinalsrot“). Dieser schwer zu gewinnende Insektenfarbstoff musste damals aus dem Mittelmeerraum importiert werden (die Seide natürlich auch).
    Das sind also nicht die Klamotten eines Magdeburger Bauernmädels gewesen.

    5. Wurde das Alter der Knochen sicher festgestellt?

    Ja, im Labor des Curt-Engelhorn-Zentrums in Mannheim wurden die 14C-Daten gemessen. Die 14C-Daten erscheinen jedoch älter, was aber erklärbar ist: Editha hat sich damals, wie es in kirchlichen Kreisen üblich war (sie hat im Kloster gelebt), mit Fisch ernährt. Der 14C-Kohlenstoff von Fischen wirkt deshalb älter, weil Wasserpflanzen, die vorwiegend an erster Stelle in der Nahrungskette der Fische stehen, nicht nur den aktuellen atmosphärischen Kohlenstoff aufnehmen, sondern auch fossiles Carbonat aus erdgeschichtlich altem Kalkstein. Dieser Effekt ist bekannt und nennt sich „Hartwasser-Effekt“.

    6. Wie alt ist das Gewebe, hat man die C14-Probe gemacht?

    Es gibt verschiedene Gewebe mit unterschiedlichen 14C-Daten. Die ältesten Daten fallen in das 10. Jahrhundert, sie stammen von den oben erwähnten Kermes-Seidenstoffen, die übrigen sind jünger, und stammen aus den Phasen der Umbettungen.

    7. Der neue Sarg soll aus Titan gemacht worden sein, warum?

    Die Wahl des Materials ist auf den Rat der Archäologischen Restaurierung des LDA erfolgt. Titan ist ein erprobtes, korrosionsbeständiges Material, im Gegensatz zu Blei, aus dem der Sarg von 1510 bestand. Der Bleisarg war bei seiner Auffindung stark korrodiert, und aufgrund seines Eigengewichtes zusammengesunken. Das stark brüchige Material hatte die Bergung der Funde extrem kompliziert gemacht, das sollten wir zukünftige Generationen ersparen.
    Die Gestaltung des Sarges war nach diesen Vorgaben damals vom Kultusministerium an die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalts übertragen worden, die hierzu einen Kunstwettbewerb in Leben rief. Es gingen mehrere Vorschläge ein, die Jury wählte den Entwurf der aus Dresden stammenden Künstlerin Cornelia Thümmel, die ihr Examen an der Burg Giebichenstein als Bildhauerin absolviert hatte.

    8. Wo ist der alte Sarg?

    Nach seiner Restaurierung und Stabilisierung in der archäologischen Restaurierung in Halle ist er nun im jüngst eröffneten Ottonianum (also dem Dommuseum) in Magdeburg ausgestellt.

    #329875

    Hervorragend! und 1000 Dank

    Um Editha und das neue Museum kann man Magdeburg schon etwas beneiden.

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