Startseite Foren Halle (Saale) Nach der Revolution zerstört und heute bereut

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  • #384561

    farbspektrum schrieb in einen anderen Beitrag sinngemäß, es wurde nach der Wende von der herrschenden Partei vieles zerstört, was falsch war.

    Ich antworte darauf:
    Das kannst Du gern mal in einem neuen Strang aufzählen, ich bin daran ehrlich interssiert. Ich war z.B. der Meinung, dass es eine Gaunerei war, das Bergwerk Bischofferode zu schließen, ich habe die im Hungerstreik befindlichen Kumpel besucht, habe mit Heidi Bohley Geld hingebracht und ein Transparent aufgehängt – heute weiß ich, dass ich falsch lag.
    Also was war alles falsch nach 1989/90?

    #384562

    Es war falsch, nur eine Armee im Rahmen der Wiedervereinigung aufzulösen.

    #384563

    Es war falsch die effektiven Polikliniken aufzulösen.
    Es war falsch das erfolgreiche Bildungssystem plattzumachen.
    Es war falsch die Chancengleichheit zwischen Arm und Reich bei der Bildung aufzuheben.
    Es war falsch, die einkommensunabhängige Freizeitbeschäftigung für Kinder abzuschaffen.
    Es war falsch, die Trennung von Kirche und Staat aufzuheben.
    Es war falsch, die Jugendclubs abzuschaffen.

    #384565

    Es war falsch, die Sero-Wertstoffhöfe der Treuhand zu überlassen.

    https://www.mdr.de/zeitreise/sero-recycling-made-in-ddr-100.html

    #384567

    Es war falsch, Energieerzeugung zu privatisieren.

    (Energieerzeugung, wie vieles andere auch, muss nicht gewinnorientiert sein – es ist schon ein großer Gewinn, wenn es sie gibt, umweltschonend und gut gemacht ist) Hochwasser beispielsweise würden es, wie in der DDR durch rechtzeitiges Stauwasserablassen, nicht geben. Private Interessen stehen heute über dem Wohl vieler anderer.

    #384572

    Es war falsch, umweltschonende, leicht reparierbare Kopfsteinpflasterstraßen ins Ausland zu verkaufen und durch Asphaltstraßen zu ersetzen. Raser wären sicher kaum ein Problem.

    #384578

    Diese Aufzählung ist sowas von unvollständig, und wolli, wenn du wirklich ein kluger Mann bist, für den ich dich eigentlich halte, dann weis du das auch. Aber, jetzt das ABER von mir, trotz alledem, WIR haben verloren. Das ist so. Aber gerade deshalb sollten wir heute unsere hallesche Identität bewahren und erhalten. Und nicht alles wegschmeißen, was im Moment vielleicht nüschd nutzt. Das fängt bei Siegmund Jähn an. Der war unser. Der andere nicht. Auch das ist so. Unsere heutigen Jugend weis davon nüschd. Wie auch, in der Schule wird von Dir und Mir nüschd erzählt. Außer gelogen oder so.

    #384584

    Ich habe es geahnt, wir sind unterschiedlicher Meinung und es hat auch keinen Sinn, darüber zu diskutieren und uns gegenseitig überzeugen zu wollen, keiner von uns wird von seiner Meinung abrücken.
    Ich halte mich für einen Gewinner der Revolution und in meinem befreundeten Umfeld sind nur Gewinner, denn wir wissen einen demokratischen Rechtsstaat zu schätzen und sind froh über das Ende der DDR, in der wir Leibeigene der SED waren.
    Ihr haltet euch für Verlierer, hoffentlich habt ihr trotzdem Freude am Leben und beschimpfen sollten wir uns gegenseitig deshalb nicht.

    #384585

    B2B

    1990 nach mehreren Stunden Stau die Merseburger nach Halle rein kommend, war Handlungsbedarf offensichtlich. Alle, zumindest die mit denen ich gesprochen habe, wollten, dass es besser wird. Keiner konnte auf Berufserfahrung in so einem Wandel zurückgreifen. Ist hier wirklich hier der ein oder andere der Meinung, mit der notwendigen Verantwortung ausgestattet hätte er es in der Situation besser gemacht?
    Ich habe für mein Berufsleben eine wichtige Lehre gezogen: Schnell entschieden ist selten gut gemacht. Ich finde es deshalb richtig, dass wir uns für die anstehenden, ähnlich komplexen Aufgaben (Klimawandel, Energiewende, Mobilitätswende) die notwenige Zeit nehmen, analysieren, bewerten und mit der notwenigen Seriösität durchfinanzierte Maßnahmen umsetzen.

    #384591

    Das in der DDR vieles falsch lief, darüber brauchen wir beide uns nicht zu streiten, wolli. Im Gegenteil, da haben wir sogar eine Gemeinsamkeit. Aber „Wir“ haben verloren, weil „Wir“ eine andere DDR wollten. Der Ansatz dazu war da. Der ist zertrampelt worden. Und da streite ich mit die gerne, ohne das wir uns beschimpfen müssten.

    #384593

    Anonym

    Vor allem ist es keine Erbsenzählerei. Da ich nicht auf der Insel der Wendegewinner wohne, kenne ich leider zu viele Leute, die seit 1990 täglich um ihr bisschen Einkommen kämpfen müssen und doch nicht aus ihren prekären Verhältnissen herauskommen.

    Nicht umsonst ist Halle bundesweiter Spitzenreiter beim Anteil „Minderjähriger Hartz IV-Empfänger“.

    #384594

    Vor allem ist es keine Erbsenzählerei. Da ich nicht auf der Insel der Wendegewinner wohne, kenne ich leider zu viele Leute, die seit 1990 täglich um ihr bisschen Einkommen kämpfen müssen und doch nicht aus ihren prekären Verhältnissen herauskommen.

    Nicht umsonst ist Halle bundesweiter Spitzenreiter beim Anteil „Minderjähriger Hartz IV-Empfänger“.

    Insel der Wendegewinner? Ich würde mal sagen es gibt eine kleine Insel mit Wendeverlierern, der Rest ist Wendegewinner. Aber klar, wer die Demokratie und alles was sie mitbringt hasst, für den ist es jetzt schwer. Früher gab es natürlich kein Hartz IV, da konnte sich auch der Spitzenverdiener nichts von seinem Geld kaufen, war natürlich viel fairer.

    #384605

    Das ist ein Thema!! Am Ende vielleicht das Spitzenthema unseres hallespektrum.de, die Anzahl der User betreffend, denn jeder hat dazu einen Standpunkt. Wer traut sich das Urteil zu, diesen Standpunkt als richtig oder falsch zu bezeichnen?
    Wie kannst du z.B, Wölfschen, sagen: WIR wollten eine andere DDR?
    Nur ein Teil wollte das.
    Der REST(?) oder die Mehrheit(?) wollte WESTGELD, REISEFREIHEIT, BANANEN. Die das wolllten, riefen in Dresden Ende Januar 1990 schon HELMUT, HELMUT, HELMUT….( sie waren eben DDR-Gewöhnte).
    Die anderen warfen mit Eiern. (Gehörte der Werfer zu den anderen überhaupt? M ö g l i c h.) Я не знаю.

    Dazu kommen weitere Fragen, wie z.B. warum folgten wir nicht „westlichen“ Ratschlägen ( z.B. große Verkaufszentren und Baumärkte NICHT außerhalb der Städte auf der grünen Wiese, dafür näher an die Verbraucher heran, zu errichten. Auch damit sie für Leute ohne Auto besser erreichbar sind.
    Die Autofahrenden,die notwendigerweise Busbenutzenden beschmutz(t)en damals und heute die Umwelt—> Umweltverschmutzung, Klima… Wusste man damals noch nicht? Ja, Weihnachten kommt ja auch immer jedes Jahr unverhofft!Wäre ja auch bestimmt für die Verkaufseinrichtungen positiver gewesen, weil es umsatzsteigernd und profitabler gewesen wäre.)
    Eben genanntes Beispiel weiter benutzend: Wer hat nicht darauf gehört und doch dort bauen lassen. UNSERE örtlichen Bauämter, örtlichen Räte doch wohl oder?

    Und zum Schluss @ Wolli, warum merkt keiner deine falsche Fragestellung???
    Ich meine „………vieles zerstört, was falsch war?“

    Wenn man Falsches zerstört oder „was falsch war“, dann ist das doch anerkennenswert oder? Weg mit dem Alten und was Neues hingebaut- um uns selber müssen wir uns selber kümmern- waren das nicht FDJ-Lieder, die wir gesungen haben, du und ich, jeder natürlich mit seinen Kumpeln?

    „Negation der Negation“ meintest du mit deiner Formulierung.
    Ist Marx‘ Lehre falsch? Sie, die Lehre, sollte doch richtig sein, weil sie wahr ist? Ich finde,dass seine Lehre annähernd richtig ist, denn Charly hat z. B.geschrrieben, wie die gesellschaftlichen Zustände sind, die wir jetzt haben. Es war nur annähernd richtig, es ist viel besser(?) oder schlimmer (?). BEIDES, je nach dem, zu welchem Teil des Volkes du gehörst, zu den Armen oder zu den Reichen und, und, und………..

    #384611

    tja wolli, es konnten nicht alle die Gnade einer richtigen Geburt und Anteil an einer Regierungsverwaltung nach 1990 genießen. Aber jeder malt sich halt die Welt rosa, wie er sie braucht. Frag mal die Kumpel von Buna, oder gern jedem anderen Großbetrieb von Halle und Umgebung. Ich kann von mir sagen, aus einer Materialbeschaffung im Februar 90 gekündigt worden zu sein, und ab 1.Mai 90 mit der Registriernummer 0242 Stammgast der ersten Arbeitsverwaltung in der Luisenstraße gewesen zu sein… Übrigens standen dort an hinter mir (nachdem ich mich vorher schon noch im Ratshof angemeldet hatte) noch ca. 1000 andere Kollegen zur Registrierung…

    Und nein, ich war weder in der SED, noch (ihr) Leibeigener. Vermutlich war es aber diese SED, die dir hier ein Studium ermöglicht hat…

    #384612

    .

    Insel der Wendegewinner? Ich würde mal sagen es gibt eine kleine Insel mit Wendeverlierern, der Rest ist Wendegewinner. Aber klar, wer die Demokratie und alles was sie mitbringt hasst, für den ist es jetzt schwer. Früher gab es natürlich kein Hartz IV, da konnte sich auch der Spitzenverdiener nichts von seinem Geld kaufen, war natürlich viel fairer.

    kleine zahl an verlierern? wenn ich davon ausgehe, daß ja auch die nachfolgenden generationen positive bzw negative wendenutznießer sind, so würde ich behaupten, allein heide nord oder die silberhöhe sind keine so kleinen inseln, daß man sie in ihrem verliererdasein leicht übersehen könnte.
    aber klar, wer wendegewinner ist und sich leisten kann, alles, was drunter ist, zu ignorieren, der kann leicht zu einer solchen sichtweise gelangen.
    früher gab es natürlich keine so großen standsunterschiede, das war natürlich viel unfairer.

    #384614

    Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

    #384622

    Elfriedchen mei Gäckerle, ich hab das Wir bewusst so geschrieben „Wir“.

    #384623

    kleine zahl an verlierern? wenn ich davon ausgehe, daß ja auch die nachfolgenden generationen positive bzw negative wendenutznießer sind, so würde ich behaupten, allein heide nord oder die silberhöhe sind keine so kleinen inseln, daß man sie in ihrem verliererdasein leicht übersehen könnte.

    aber klar, wer wendegewinner ist und sich leisten kann, alles, was drunter ist, zu ignorieren, der kann leicht zu einer solchen sichtweise gelangen.

    früher gab es natürlich keine so großen standsunterschiede, das war natürlich viel unfairer.

    Okay. Für dich und ein paar Systemtreue ist das Leben in einer Diktatur mit aktutem Warenmangel also besser als Heute, wo es einem gut geht aber es ein paar Leuten besser geht.

    Ich weiß, der Geist verdrängt negative Erinnerungen aber schau dir doch mal alte Bilder von Halle an. Selbst in der Silberhöhe sieht es deutlich besser aus als ganz Halle vor 30 Jahren. Oder vermisst Du es mit dem Fähnchen im Smog zu stehen und die Winkelemente zu schwenken?

    Klar, im Osten konnte man mit Mangel an Moral fehlende Fähigkeiten ausgleichen. Mit Linientreue fiel man von ganz alleine die Karriereleiter hinauf.

    #384624

    An dem Zusammenhang zwischen Linientreue und Karriereleiter hat sich nicht viel geändert. Auffällig viele Parteimitglieder, insbesondere der CDU, sind im Staatsdienst.

    #384634

    Es war falsch die Chancengleichheit zwischen Arm und Reich bei der Bildung aufzuheben.

    Wer studieren wollte, bestimmte nicht der Geldbeutel, sondern die Partei.

    #384635

    @ hei-wi:Das WOLLEN bestimmte nicht die Partei. Wollen „tat“ der Nachwuchs und die Eltern mit.
    Wer DURFTE, bestimmten andere nach den Grundsätzen der führfenden Rolle DER SED.

    #384636

    Anonym

    Wer studieren wollte, bestimmte nicht der Geldbeutel, sondern die Partei.

    Darum waren in den DDR-Oppositionsgruppen wohl die Akademiker so überdurchschnittlich häufig vertreten.

    #384639

    Darum waren in den DDR-Oppositionsgruppen wohl die Akademiker so überdurchschnittlich häufig vertreten.

    Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Wie man so diese Diktatur verklären? Oder hast Du nur wieder keine Ahnung?

    Über ob und was man studieren durfte entschied die Linientreue, inkl. der der Familie.

    #384646

    Es gab eine Arbeiter-Quotenregel bei der Zulassung zum Studium. Ich stammte nicht aus einer Arbeiterfamilie und bekam einen Studienplatz. Mit mir gingen aber auch Kinder einer christlichen Familie, die nicht in der FDJ waren, in die Erweiterte Oberschule und studierten teilweise später. Ich fand die Quotenregel nicht schlecht, dass man eine bisher unterprivilegierte Schicht begünstigte. Ja die Berufswahl war nicht sehr frei, weil alles in der DDR gelenkt wurde. Es wurde nur ausgebildet, was gebraucht wurde. Der Staat konnte sich kein Taxifahrer-Studium leisten. Dafür leistete er sich lieber große Kulturhäuser an
    Industriestandorten und kleinere im ganzen Land.

    #384656

    .

    „Okay. Für dich und ein paar Systemtreue ist das Leben in einer Diktatur mit aktutem Warenmangel also besser als Heute, wo es einem gut geht aber es ein paar Leuten besser geht.“
    an welcher stelle schrieb ich davon? 🙄

    „Ich weiß, der Geist verdrängt negative Erinnerungen aber schau dir doch mal alte Bilder von Halle an. Selbst in der Silberhöhe sieht es deutlich besser aus als ganz Halle vor 30 Jahren. Oder vermisst Du es mit dem Fähnchen im Smog zu stehen und die Winkelemente zu schwenken?“
    der geist kann so manches verdrängen… ich vermisse keine fähnchen, keinen smog… schrieb ich davon? 🙄

    „Klar, im Osten konnte man mit Mangel an Moral fehlende Fähigkeiten ausgleichen. Mit Linientreue fiel man von ganz alleine die Karriereleiter hinauf.“
    das gilt damals wie heute, nicht wahr?

    Wenn Sie so arrogant sein wollen, all jene, die hartz4 kriegen, jemals kriegten und jene, die nah daran kratzen, unter der zu vernachlässigenden menge von verlierern subsummieren, die „klar… die Demokratie und alles was sie mitbringt hass[en]“- dann sind Sie weit davon entfernt, ein menschenfreund zu sein. ich hoffe, es sind nicht allzu viele menschen auf Ihre gunst angewiesen.

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