Startseite Foren Halle (Saale) Hochwasservorhersage mangelhaft

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  • #52969

    Ich muss mal meine Meinung zur Hochwasservorhersage äußern und bitte auch euch um eure Meinung:
    Überall hört man von Hochwassergeschädigten, dass das Hochwasser sehr schnell und in unvorhergesehener Höhe kam. Auch der Katastrophenstab Halle erhielt m.W. nur sehr ungenaue Vorhersagen. So manches hätte sicher gerettet werden können, wenn die Betroffenen gewußt hätten, wie hoch das Wasser vermutlich steigt.
    Es hat doch aber nur in den Oberläufen Flüsse im Einzugsgebiet der Saale geregnet und es hat Tage gedauert ehe diese Mengen in Halle ankamen. Es gibt Institutionen, die sich seit vielen Jahrzehnten mit dieser Problematik befassen, Modelle bauen etc. etc.
    Da komme ich als Laie zu dem Schluß, dass die Verantwortlichen der Wasserwirtschaft mit der Vorhersage versagt haben. Da darf doch in der Regierung nicht nur über Hochwasserhilfen geredet werden, das muss doch in diesem Wasserwirtschaftsladen personell und technisch Konsequenzen haben.

    #52970

    Stimmt. Liegt daran, dass es einfach zu wenig Messstationen gibt. Viele Gebiete sind auch nicht richtig vermessen. Hier und da war man ja regelrecht erstaunt, dass das Wasser nicht zurück fließt, weil das Land viel niedriger Lag, als man annahm.

    #52971

    Dazu kann ich nur die Aussage eines Bekannten aus der Sächsichen Schweiz wiedergeben. Viele wunderten sich über die „plötzliche“ Elbe-Flut, dabei hat es zuvor mehr als 2 Wochen wie aus Eimern in Tschechien geregnet. Dabei sind die Wassermassen aus Tschechien ungebremst in Richtung Dresden geflossen. Dazu kommt, dass die insgesamt neun Moldau-Stauseen Ende Mai so gefüllt gewesen waren, dass es fast keine Reserven mehr gegeben hätte. Der Stausee Orlik konnte dann im entscheidenden Moment die Flutwelle nicht mehr aufhalten.

    Da kann eigentlich niemand sagen, dass Unwetter sei nicht vorhersehbar gewesen, sondern die Lage war deutlich zu erkennen, es fehlte aber an einer koordinierten Abstimmung zwischen den Staaten und zwischen den Bundesländern hier.

    #52972

    Gibt’s denn keine kritischen Anfragen von Parlamentariern an die Landesregierungen und die Bundesregierung zu dieser Problematik?

    #52973

    Anonym

    Hochwasservorhersage war vollkommen in Ordnung! Tagelang wurde vom stetig steigenden Wasser berichtet. Nach spätestens 6 m Pegel in Trotha hätten die gefährdeten Gebäudeteile geräumt werden müssen. Aber nein. Man wartete und guckte und schaute und wartete bis es überschwappte. Ungefähr so, als wenn ein Autofahrer bei einer nötigen Gefahrenbremsung sich erst mal mit dem Beifahrer absprechen muß.

    #52974

    Also ehrlich mal ich finde es ganz schon armselig, die Verantwortung jetzt wieder auf irgendwelche Behörden (d. h. „den Staat“) zu schieben. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, nicht der Staat, und jeder hat für sein Eigentum entsprechend Sorge zu tragen. Wer tagelang in den Nachrichten vom Hochwasser erzählt bekommt und dann immernoch nicht seinen Keller ausräumt, der ist einfach selbst Schuld, wenn alles absäuft, zumal das Wasser nicht von einer Minute auf die andere um Meter gesiegen ist. Es gab auch während des Pegelanstiegs immernoch genug Zeit, seine Sachen in Sicherheit zu bringen.

    Aber natürlich ist „der Staat“ mal wieder dran schuld, weil er nicht 24 Stunden vorher den exakten Maximalpegel vorhergesagt hat.

    #52978

    Nochmal zur Klarstellung. Wir reden hier nicht von einer Sturmflut, wo plötzlich 10 Meter hohe Wellen hereinbrechen. Wir reden hier von einem stetig, aber nicht plötzlich steigendem Hochwasser. Etwas differenzierter sieht die Situation sicherlich in den Gebieten aus, die durch Deichbrüche oder ähnliches erst vollgelaufen sind. Aber auch hier kann man sich selbstständig informieren und nicht darauf warten, daß der ABV bei jedem persönlich vorbeikommt.

    WENN man dem Staat etwas vorwerfen kann, dann sind es die Baugenehmigungen im Hochwassergebiet. Oder generell das Zulassen der Versiegelung der ganzen Böden. Dadurch verstärkt sich die Wirkung des Hochwassers.

    #52979

    Eine Hochwasservorhersage mit dem Inhalt, dass die Pegel steigen, könnte aus dem Mittelalter stammen.

    #52990

    gehört nicht zum Thema, gelöscht

    #52999

    Mirror

    „Es kommt viel Wasser“ ist einfach – Wetterbericht lesen. Genaue Vorhersagen, im Hinblick auf Schutzwände ist der Zentimeter wichtig, sind schwierig. Zufluss, Überflutungsflächen, Niederschlag, Bodenfeuchtigkeit, Rauhigkeit Bewuchs, etc. haben Einfluss. Dresden, München und andere haben physikalische Modelle. Die müssten bei der Vorhersage besser sein. Kostet allerdings ein paar Mark.

    #53000

    BTT: Dass Hochwasser kommt war schon allen klar. Nur wie hoch es wird konnte niemand vorhersagen.Und das war das Problem, wenn z.B. bis 6 Meter die Deiche Konzepiert sind passiert gar nix. Plötzlich steigt das Wasser weiter und dann wurde es ein Problem.

    #53003

    Den Pegelhöhe und Zeit kann man nur abschätzen. Relativ gut bekannt sind die Durchflußmengen an den jeweiligen Meßstellen, nicht aber, wie Strömung und Geschwindigkeit im gesamten Flußbereich aussehen. Das läßt sich definitiv nicht berechnen, schon gar nicht bei seltenen Pegelhöhen.
    Da kann man dann auch nicht mehr machen als Orakeln.

    #53006

    Mirror

    @hei-wu Na ja, die führenden Lehrstühle in diesem Bereich können schon ein kalibriertes Orakel abgeben. In den letzten 30 Jahren wurde viel geforscht und entwickelt.

    #53008

    Das Leben der Urmenschen ist nicht das Thema, deshalb gelöscht.

    #53010

    Dass man es nicht genau wissen kann, ist uns doch sicher allen klar, aber das Wasser möglicherweise in Halle über 7,50 m (Trotha UP) steigen kann, hätte man doch schätzen können.

    #53011

    Ich habs etwa so eingeschätzt, allerdings erst einen Tag vorher. Das war dann keine Kunst mehr.

    #53012

    Ich möchte unsere Hochwasserpegelstands- und Entwicklungsinformationen während des ansteigenden Hochwassers nicht unter den Scheffel stellen, aber sie lagen sehr nahe an der Realität im Gegensatz zu den daneben gelegenen Vorhersagen des Katastrophenstabes.

    #53013

    Welche jetzt?

    #53021

    „Da komme ich als Laie zu dem Schluß, dass die Verantwortlichen der Wasserwirtschaft mit der Vorhersage versagt haben. Da darf doch in der Regierung nicht nur über Hochwasserhilfen geredet werden, das muss doch in diesem Wasserwirtschaftsladen personell und technisch Konsequenzen haben.

    @wolli
    Gut, dass Du das noch mal ansprichst. Die Fehlprognosen sind eine Sache, die mich von Anfang an ärgerten (was ich an verschiedenen Stellen u.a. beim Forum Hochwasser auch angesprochen habe).

    Bereits am Abend des 02. Juni (Sonntag), als in Jena das Stadion geflutet wurde, konnte man anhand der hohen Durchflüsse, allein von Saale und Elster, erkennen, dass ein lange nicht da gewesenes Hochwasser in Halle zu erwarten ist. Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 7,50 m für Montag Abend geschätzt.

    Auf der Homepage von Halle stand am Montag um 06:00 Uhr „können bis zum Abend 6,80 m erreicht werden“ (zu diesem Zeitpunkt waren es schon 6,54m und es stieg stündlich um 5 cm). Schon allein die Ausdrucksweise ist nicht geeignet die Bevölkerung zu alarmieren. Auch die MZ hat ständig falsche, widersprüchliche und stets zu niedrige Prognosen und Messwerte veröffentlicht (meine Kritik daran kann man noch in meinen Tweets nachvollziehen).

    Hier noch ein Tweet vom MDR, vom 04. Juni, der das Versagen belegt:
    „#Hochwasser an der #Saale: Der aktuelle Pegel für #Halle-Trotha von etwa 7,50 m liegt weit über den bisherigen Erwartungen der Behörden.“ (Link

    Aus meiner Sicht gab es 2 Probleme:
    1. Das Totalversagen der Hochwasservorhersagezentrale (http://www.hochwasservorhersage.sachsen-anhalt.de/), die nicht nur falsche Angaben machte lieferte, in den entscheidenden Stunden keine Daten lieferte.
    2. Die Kommunikation der Werte und vor allem der Folgen für betroffene Stadtgebiete.

    Was generell verwundert ist, dass es bei allen Hochwasserereignissen seit 1994 zu dramatischen Situationen (Pferderennbahn 1994) auf Grund von Fehlprognosen kam, und dass man nicht daraus gelernt hat.

    Auch hat man keine genügenden Konsequenzen aus dem technischen Versagen der Hochwasservorhersagezentrale im Januar 2011 gezogen, die sogar im Hochwasserbericht des LHW von 2011 dokumentiert sind.

    Das kann unter „Bericht über das Hochwasser Januar 2011“ vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt ab Seite 18 nachgelesen werden.

    @wolli: Personell und technisch Konsequenzen scheinen hier unabdingbar. Hier hat es ein Versagen auf ganzer Linie gegeben! Statt das verantwortliche Politiker hier aktiv werden, wiegeln sie ab und relativieren. So sagte Minister Aikens beim Hochwasserforum in der Leopoldina: „… noch nie da gewesenen Wassermassen haben die Prognosen kompliziert gemacht“. Darauf, dass man auf Grund der „noch nie da gewesenen Wassermassen“ von „noch nie da gewesenen Pegelständen“ ausgehen sollte ist offenbar niemand gekommen.

    Aus meiner Sicht waren die erreichten Pegelstände auf Grund
    – der Niederschlagsmengen,
    – der flussaufwärte messbaren Durchflussmengen,
    – der Wassersättigung der Böden durch die Niederschläge in den Wochen zuvor
    absehbar bzw. berechenbar.

    In der heutigen Zeit ist es mit den verfügbaren Daten und entsprechenden hydrologischen Simulationsmodellen möglich die Ausbreitung eines Hochwassers zu berechnen. Nach Eichungen des Modells anhand von Messwerten sollte zumindest in der Unterläufen eine gute Vorhersagequalität erreichbar sein. Das setzt voraus, dass es einsatzfähige Modelle gibt und dass zeitnah Menschen verfügbar sind, die qualifiziert genug sind diese zu bedienen.

    Weiterhin gibt es heute Möglichkeiten solche Modelldaten der Allgemeinheit über das Internet verfügbar zu machen und z.B. potentielle Überschwemmungsgebiete in einer Karte darzustellen, in der man beispielsweise in Abhängigkeit von Niederschlagsmengen, Pegelständen und / oder Durchflusswerten erkennen kann, welche Gebiete gefährdet sind. Auch so kann man fast spielerisch Menschen für die Gefahr sensibilisieren.

    Auch wenn ich mich wiederhole:
    Konsequenzen sind dringend angeraten!

    #53022

    @Kenno, wo hast Du Deine Vorhersagen her bezogen?

    Du schreibst, das der Katastrophenstab mit seinen Prognosen teilweise stark daneben lag (auch mein Eindruck). Auch das sollte gründlich ausgewertet werden! Wieso und auf welcher Grundlage hat der Katastrophenstab eigentlich eigene Prognosen erstellt?

    #53026

    micha06de, was du da schreibst, bekräftigt mich nur noch mehr in meiner Aussage, dass nicht irgendwelche Behörden „schuld“ sind oder „versagt“ haben, sondern die Menschen, die sich auf „den Staat“ verlassen und bei einem Wasserstand von 5cm bis zur Deichkrone immernoch nicht ihr Hab‘ und Gut in Sicherheit gebracht haben. Wenn – wie einige hier beschreiben – schon einen Tag vorher auch für den blutigsten Laien erkennbar ist, dass das Wasser höher steigt als üblich, dann haben die betroffenen Leute immernoch einen ganzen Tag Zeit, ihre Keller leerzuräumen. Warum ist das nicht passiert? Warum sitzen die Leute vor ihrer Glotze, sehen die weit flussaufwärts gelegenen Gebiete in einer Jahrhunderflut absaufen und wundern sich dann, dass das zu erwartende Hochwasser in Halle höher ist als sonst und beschweren sich, dass die Behörden Fehlprognosen abgegeben haben?

    Gibt’s auch personelle Konsequenzen bei den Haus- und Grundstücksbesitzern, die wider die Vernunft gehandelt haben?

    #53027

    Tja, wolli, die Wasserwirtschaft wurde doch abgewickelt.
    Hast Du gedacht, diese tolle Sparpolitik bleibt ohne Konsequenzen?

    #53028

    @redhall

    Es gibt den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft mit derzeit ca. 500 MA. Wie viele waren es denn vorher ?

    #53034

    @10010110
    Ich sehe die Sache differenzierter und würde von generellen Schuldzuweisungen gegenüber Betroffenen abraten!

    Zum einen ist die Stadt Halle viel zu lange von einem Maximalwert von 6,80 m ausgegangen. Dieser Wert liegt noch unter dem von 1994 erreichten. Wer 1994 und 2011 nicht nass geworden ist, hatte keinen Grund in diesem Jahr was zu befürchten. Zum anderen ist es sehr schwer von Pegelständen auf reale Überflutungsgefahren in bestimmten Bereichen zu schließen. So konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Mansfelder Straße oder der Glauchaer Platz überschwemmt werden würden. Dem hätte aber die Stadt vorbeugen können, indem sie für bestimmte hydrologische Szenarien Karten erstellt, diese publiziert und ggf. die betroffenen Grundstückseigentümer direkt informiert. Die Stadt Dresden hat sowas nach 2002 erstellen lassen (Plan Hochwasservorsorge Dresden (PHD) -> http://www.dresden.de/media/pdf/umwelt/PHD_2011_kap1-5.pdf). Hier besteht in Halle dringender Handlungsbedarf!

    #53035

    Unter http://www.halle.de/de/Rathaus-Stadtrat/Aktuelles-Presse/Nachrichten/?NewsID=31043 ist eine der von mir erwähnten irreführenden Meldungen der Stadt Halle zu lesen.
    Zitat:
    „Alarmstufe 4 in Halle ausgerufen

    (halle.de) In der Stadt Halle ist die Hochwasseralarmstufe 4 ausgelöst worden. Am Unterpegel Trotha ist die Marke von 6,30 Metern überschritten worden. Pegelstände von bis zu 6,80 Metern im Laufe des Tages sind nicht auszuschließen. „

    22.00 Uhr waren es 7,31 m, 24:00 Uhr 7,40 m – Totalversagen!

    Man beachte „bis zu„.
    Hier muss man ernsthaft fragen:
    – wer ist für diese Aussage verantwortlich,
    – wurde diese Person zur Verantwortung gezogen,
    – wenn nein, warum nicht?

    Erschwerend kommt hinzu, dass diese offizielle Information von den meisten Medien weiter verbreitet wurde.

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