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- Dieses Thema hat 21 Antworten und 8 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 3 Jahren, 1 Monat von farbspektrum.
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9. März 2021 um 21:17 Uhr #393882
Immer wieder verändert sich unser Stadtbild. Gerade jetzt verschwindet ein Gebäude an der Ecke Burgstraße/Peißnitzstraße. Ein Bauwerk, entstanden um die Jahrhundertwende, zur Unkenntlichkeit umgestaltet in den Zeiten um 1970 +/-10, wenn ich mal schätzen darf. Morgen ist es weg, an den Schuppen erinnere ich mich allerdings, da wir vor -zig Jahren da drin mal Plakate für den OB-Wahlkampf von Tom Wolter gekleistert haben. Jugendsünden. Morgen ist das Ding weg. Vor dem Haus allerdings: so ein gemauerter Blumenkübel mit Henkel dran. Kunstvoll aus Ziegelsteinen errichtet. Einen baugleichen gibt es nochmal in Halle. Wo? Das war mal Preisfrage hier im Spektrum. Jedenfalls wurde der Blumenkübel als Ausdruck des Könnens und der Leistungsfähigkeit der DDR-Maurer heute in letzter Minute vor den Abrissbaggern gerettet. Wer weiß mehr über dieses Gesellen/Meisterstücks?
9. März 2021 um 21:27 Uhr #393883Die dicke Eiche am Ende des Gebäudes in Richtung Peißnitz wurde leider nicht gerettet.
9. März 2021 um 21:51 Uhr #393890Das sieht mir aus, als ob der Kübel und das Gebäude dahinter das gleiche Baujahr sind. Ich meine, es ist Vorkriegsware. Ich tippe auf um1930.
9. März 2021 um 22:19 Uhr #393892In den 1930er Jahren baute man nicht mehr solche hohen Räume. Auch die Baustruktur mit Risaliten ist eben eher um 1900. Wasch Betonfensterverkleidungen aber eher DDR. Warten wir ab, was Erinnerungskünstler wie @Einbeck dazu sagen.
9. März 2021 um 22:45 Uhr #393894So ein Kübel ist gar nicht übel.
9. März 2021 um 23:12 Uhr #393897Der Blumenkübel ist m.E in den 70er Jahren vom VEB Grobkeramik, der in diesem Haus ansässig war, gebaut worden.
9. März 2021 um 23:19 Uhr #393900„VEB Grobkeramik“. Das passt!
11. März 2021 um 10:10 Uhr #394028Auch die Baustruktur mit Risaliten ist eben eher um 1900. Wasch Betonfensterverkleidungen aber eher DDR.
Von der Bauweise her, würde ich sagen, das Gebäude ist in der DDR entstanden.
11. März 2021 um 11:52 Uhr #394041Die Baustruktur (Gliederung mit Risaliten und Erkern/Altanen, Mauern aus Feldbrandsteinen, Holzbalkendecken)ist spätestens 1900/1910. Eindeutige bauzeitliches Relikte sind die hölzernen, profilierte Abschlussleiste des Mansardgeschosses und die Stichbogenfenster in der Hofseite. Die DDR hat aber die Fassade in der Tat gründlich und zur Unkenntlichkeit umgestaltet.
11. März 2021 um 12:39 Uhr #394049So genau konnte ich mir das Gebäude leider nicht anschauen. Mein Vater hatte nebenan im Hygieneinstitut gearbeitet, das in der er mich als Kind manchmal mitgenommen hat. In den 1970ern sah das alles schon so aus wie bis vor kurzem.
Wer war denn nun eigentlich der Retter? Auf Twitter wurde drüber auch schon diskutiert und eine Rettung gefordert https://twitter.com/IckeBernd/status/1369178280474128385?s=20.
11. März 2021 um 13:20 Uhr #394055Das weiß ich leider nicht.
An der Leipziger Chaussee steht übrigens noch ein baugleiches Exemplar. Das muss früher so eine Art Übungsaufgabe für Handwerkskammer für Maurergesellen gewesen sein.11. März 2021 um 13:25 Uhr #394056Ich könnte mir vorstellen, dass der Neubau eher an das ursprüngliche Aussehen angelehnt ist.
https://fuchshuberarchitekten.de/projekte/peissnitz-palais/11. März 2021 um 13:42 Uhr #394057An der Leipzioger Chaussee steht übrigens noch ein baugleiches Exemplar.
An der Leipziger Chaussee war die Ziegelei, die zum VEB Grobkeramik gehörte. Wahrscheinlich war dieser Korb eher ein Markenzeichen dieses Betriebs.
13. März 2021 um 06:10 Uhr #394168Im Neubauprojekt wird erwähnt, dass wieder ein Café rein soll.
Im Adressbuch von 1938 steht ein „Kaffeehaus Herrmann,M.“
In der DDR war die Burgstraße 38 anfangs Sitz der VVB Bau-und Grobkeramik. Nach westlichem Verständnis eine Konzernzentrale. Nach Auflösung der VVBs 1979 das „VEB Kombinat Bau- und Grobkeramik Halle“. Also auch weiterhin eine „Konzernzentrale“.13. März 2021 um 08:23 Uhr #394169Dass dort in den 30er Jahren ein Cafe war, ist mir auch aus Erzählungen bekannt.
Es muss doch Beschlüsse/Pläne geben für das, was jetzt dort passiert?
13. März 2021 um 16:20 Uhr #394200Es muss doch Beschlüsse/Pläne geben für das, was jetzt dort passiert?
Habe ich doch weiter oben verlinkt.
14. März 2021 um 07:37 Uhr #394269Es ist durchaus denkbar, dass der neue Entwurf der alte ist und das damals als in der DDR das Gebäude als VVB-Sitz ausgesucht wurde, die Umgestaltung mit den Klinkern einschließlich Korb erfolgte.
19. März 2021 um 20:36 Uhr #394849Blumenkübel in der Burgstraße
Die VVB Bau- und Grobkeramik wurde 1964 in Halle/Saale mit Sitz in der Grenzstraße gegründet. Nach einen Zwischenstandort im Verwaltungshochhaus am damaligen Thälmann-Platz, bezog die VVB um 1970 das Gebäude in der Burgstraße 38, welches vorher umgebaut und saniert wurde, dabei erhielt das Gebäude eine Teilklinkerfassade mit Klinkerriemchen.
Die VVB war zuständig für die DDR-Ziegel-, Steinzeug-, Baukeramik, Hohlblock- und Betondachsteinindustrie. Um 1979 erfolgte eine Umstrukturierung zum VEB Kombinat Bau- und Grobkeramik, dem der VEB Ziegelwerke Halle (ZWH), mit Sitz in Halle-Bruckdorf, Leipziger Chaussee unterstellt war. Dem ZWH waren alle Ziegelwerke des Bezirkes Halle mit insgesamt 2 100 Beschäftigten unterstellt. Als Leitbetrieb der Erzeugnisgruppe Mauerziegel der DDR war ZWH zuständig für die materielle Sicherstellung und den Aufbau des Messestandes in Leipzig.Der Bau-Ingenieur Wolfgang Schmidt von ZWH unterbreitete den Entwurf zu einem Blumenkorb aus Klinkern, der von zwei Maurern der ZWH-Baubrigade – deren Namen habe ich leider vergessen – in Leipzig auf dem alten Messegelände um 1972 aufgestellt wurde. Der zweite Blumenkorb wurde 1975 auf dem Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude von ZWH von den gleichen Maurern noch einmal errichtet. Vermauert wurden rot-blau-bunte Vollklinker vom VEB Niederlausitzer Klinkerwerke mit Sitz in Großräschen. Nach der Wende wurde dieser Korb beim Aufbau des Mexikanischen Restaurants versehendlich mit abgerissen. Der Blumenkübel in der Burgstraße ist um 1978 errichtet worden. Er war nur eine Art Kunst am Bau und hatte keinen Bezug zum Firmenlogo. Mich würde interessieren, wo er jetzt eingelagert oder aufgestellt wurde.
21. März 2021 um 20:38 Uhr #395020jepp, das liest sich aber gut. Da kann man doch getrost sein historisches Wissen erweitern. DANKE !
21. März 2021 um 20:52 Uhr #39502122. März 2021 um 10:31 Uhr #395045Nein, den Text hat mein Vater verfasst. Der ist europaweit anerkannter Tegulist (so nennen sich die Ziegeleihistoriker) und hatte mich gebeten, den Text hier einzustellen. Die Ziegeleihistoriker sind überregional vernetzt und treffen sich jedes Jahr im Sommer in einem Ziegeleimuseum in Europa (außer natürlich 2020 aus bekannten Gründen).
22. März 2021 um 10:45 Uhr #395047Warum wurde mein „Danke“ eigentlich gelöscht?
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