Startseite › Foren › Halle (Saale) › Deutsche Christen – heute Buchlesung in Halle
- Dieses Thema hat 28 Antworten und 8 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 5 Jahren, 5 Monaten von farbspektrum.
-
AutorBeiträge
-
23. Oktober 2018 um 13:06 Uhr #327510
Heute stellt Joachim Krause sein Buch „Im Glauben an Gott und Hitler“ um 19:30 Uhr in der Stadtbibliothek am Hallmarkt vor. Die Bewegung der Deutschen Christen unter dem Nationalsozialismus enstand in kleinen Dörfern unweit von Meerane durch zwei charismatische Pfarrer.
Auch in Halle gab es die Deutschen Christen, dieser Irrweg wurde nach Meinung von Krause ungenügend von der Kirche aufgearbeitet, Pfarrer der Deutschen Christen blieben nach Kriegsende meist im Amt. Viele Pfarrer der Bekennenden Kirche kamen unter dem Nationalsozialismus dagegen ins KZ nach Dachau, u.a. Pf. Gabriel aus Halle.
Ein spannender Abend steht bevor, die Freunde der Stadtbibliothek haben die Buchlesung in Kooperation mit dem Verein Zeitgeschichten e.V vorbereitet und finanzieren sie.23. Oktober 2018 um 17:06 Uhr #327530Es wurde überhaupt nicht aufgearbeitet, dass die Mehrheit der Christen in Deutschland Hitler gewählt hat.
Mehr als 95 Prozent der Deutschen waren zwischen 1933 und 1945 Mitglied in der evangelischen oder der katholischen Kirche. Die NSDAP hatte etwa 7,5 Millionen Mitglieder.
Die NSDAP erzielte 44% bei der Reichstagswahl im März 193323. Oktober 2018 um 19:07 Uhr #327535Die Geschichte des Christentums besteht aus Mord und Totschlag Andersdenkender.
Passt doch zu uns Adolf, oder?23. Oktober 2018 um 19:11 Uhr #327537Es wurde überhaupt nicht aufgearbeitet, dass die Mehrheit der Christen in Deutschland Hitler gewählt hat.
Unter ihnen überwiegend evangelische, preußische Christen. Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen.
23. Oktober 2018 um 19:50 Uhr #327539
AnonymIch war vor ein paar Jahren (ca. 2003) zum Weihnachtsgottesdienst in Halle Peissen.
Auf dem kirchlichen Friedhof ein Gefallenendenkmal, in der Kirche ein Museumsraum in dem die eigene Geschichte als germanische Wehrkirche gegen die ansässigen Slawen und die gewaltsame Christianisierung der Slawen abgefeiert wurde, (sonst natürlich nichts). Ich fühlte mich befremdlich an diesem Orte als sei seit mindestens 60 Jahre die Zeit stehengeblieben.
Der Gottesdienst (zu Heiligabend!!!) entsprach dem Äußeren. Die Pfarrerin (immerhin eine Frau) feierte militärisch die Uniform und sie sei stolz selber eine zu Tragen (ihren Priestertalar = ihre Uniform). Zudem sprach sei stolz vom Töten, wenn auch im Nachsatz dann doch nur auf die Holzwürmer in der Kirche bezogen. Es fehlten ihr nur die passenden, besinnlichen Worte zum Heiligabend. Da verstand ich was die Deutschen Christen einmal waren.
Mein bislang letzte Heiligabend Kirchenbesuch galt dann der Wörmlitzer Kirche (vor etwa 3 Jahren, als musikalischer Gottesdienst angekündigt) Ihr fühlte ich mich wesentlich wohler und die Pfarrer predigte über Frieden und den Weg der Pastoren Niemöller (und ich glaube auch über Bonhöffer), ganz im
Man kann den langen Schatten der unaufgearbeiteten Geschichte also durchaus noch in Halle lebendig finden.
P.S.(Ein anderes denkwürdiges, kirchliches Trauerspiel war dann das herumgeeiere um eine (minimal-)Ehrung für den von den Nazis verfolgten Professor Dehn an der Theologischen Fakultät (so etwa um 2005)
23. Oktober 2018 um 20:25 Uhr #327543Wenn einem hier in der Diaspora christliche (evangelikale) Funktionäre begegnen, machst du solche Erfahrungen, wie du beschrieben hast. Nach der langen DDR-Geschichte hat sich hier eine merkwürdige Kultur des Laienpriestertums herausgebildet, da möchte man schreiend davonlaufen.
Die täglichen Aussendungen mancher „christlicher“ und „abendländischer“ lokaler Vereine sind beredtes Beispiel dafür, da wird es schnell klebrig-national.23. Oktober 2018 um 20:54 Uhr #327549
Anonymeschichte hat sich hier eine merkwürdige Kultur des Laienpriestertums herausgebildet, d
Es sind beides offizielle Gemeinden der evangelischen Landeskirche. In Peissen absolvierte damals die Mutter meiner Kinder ihr Vikariat (was der Anlass war dorthin zu Weihnachten zu fahren). Also alles offiziell ausgebildete Pfarrer und kein Laienpriestertum.
23. Oktober 2018 um 21:00 Uhr #327553Unter den Pfarrern hat sich in der Diaspora dennoch eine merkwürdige Laientheologie herausgebildet, bis hin zum einstigen Magdeburger Domprediger.
24. Oktober 2018 um 10:19 Uhr #327587Es war ein hochinteressanter Vortrag, über die Aufarbeitung wurde auch berichtet. Von den Initiatoren der Deutschen Christen aus dem Wieratal ist einer 1942 in Stalingrad gefallen, der andere kam 1945 in ein Internierungslager der Amerikaner, wurde dort zu 7 Jahren Strafarbeit verurteilt, hat ein beeindruckendes Schuldbekenntnis abgelegt und erhielt ab Mitte der 50er Jahre eine Pfarrstelle auf einem Dorf in Bayern.
Von den Pfarrern der Deutschen Christen aus Thüringen, darauf bezog sich der Autor vor allem, wurden gegen ca. 300 ein Verfahren eingeleitet, davon nur zwei auf Dauer vom Dienst entbunden. Der Staat hat sich in die kirchliche Aufarbeitung nicht eingemischt und Bischof Mitzenheim hat hat für die Landeskirche Thüringen per Rundschreiben Vergebung eingefordert und die Aufarbeiteung dort praktisch verhindert. Ähnlich war es in anderen Landeskirchen.24. Oktober 2018 um 10:25 Uhr #327588“ Der Staat hat sich in die kirchliche Aufarbeitung nicht eingemischt“
Die Omerta der Kirche gibt es wohl schon lange und wenn man den Kindesmißbrauch sieht, ist das auch geblieben.24. Oktober 2018 um 20:30 Uhr #327635
AnonymBischof Mitzenheim hat hat für die Landeskirche Thüringen per Rundschreiben Vergebung eingefordert und die Aufarbeiteung dort praktisch verhindert. Ähnlich war es in anderen Landeskirchen.
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen, wenn die auch eher aus der Peripherie stammen.
24. Oktober 2018 um 21:53 Uhr #327637Die Omerta der Kirche gibt es wohl schon lange und wenn man den Kindesmißbrauch sieht, ist das auch geblieben.
Das wiederum scheint eher die katholische Kirche zu betreffen.
Gleichwie: wenn ich sonst selten mit Dir einer Meinung bin: die Dominanz der beiden Kirchen, und hier im Osten geht es um die evangelische, sollte hinterfragt werden, insbesondere, was deren kontinuierliche und wie selbstverständlich hingenommene Einflussnahme auf die Landespolitik betrifft.
24. Oktober 2018 um 23:24 Uhr #327653Darum geht es aber in diesem Strang nicht
25. Oktober 2018 um 00:19 Uhr #327654Strang genommen, nicht. Es geht nur um das nicht immer heilvolle Zusammenwirken von evangelischer Kirche und Staat.
25. Oktober 2018 um 03:28 Uhr #327656Die Begeisterung der Deutschen Christen für den Nationalsozialismus hat ihnen auch nichts genutzt, Adolf wollte Ende der 30er Jahre auch nichts mehr von ihnen wissen. Kirchenmitgliedschaft war bei führenden Nazis nicht erwünscht,in manchen Gauen mussten sie sogar austreten. (übrigens wie bei der SED). Nach einem gewonnenen Krieg hätte er die Christen auch noch verboten.
25. Oktober 2018 um 07:47 Uhr #327676Ach Wolli, beschönige doch nichts. Wie wollte er denn 95% der Bevölkerung verbieten. Es waren doch nicht nur die „Deutschen Christen“, die begeistert von Hitler waren, sondern auch die deutschen Christen.
25. Oktober 2018 um 10:53 Uhr #327696Richtig, auch die Bekennende Kirche war im Prinzip kein Gegner des Nationalsozialismus. Und wenn wir damals gelebt hätten, wären wir wohl auch zu über 90 % begeistert gewesen.
25. Oktober 2018 um 11:25 Uhr #327701oder im KZ …
gar nicht begeistert, Riosal
25. Oktober 2018 um 11:32 Uhr #327702Vegetarier vermutlich nicht, die hat der Gröfaz geliebt.
25. Oktober 2018 um 19:55 Uhr #327740
AnonymNach einem gewonnenen Krieg hätte er die Christen auch noch verboten.
Naja, das von Hitler unterschriebene Reichskonkordat mit dem Vatikan von 1933 besteht immer noch fort.
Und nach der Befreiung vom Faschismus lebte das Bündnis von Faschismus und Kirche in Form der Rattenlinie mit dem Vatikan als Fluchthelfer gen Südamerika aktiv weiter.
@wolli, so ganz einfach war das alles nicht25. Oktober 2018 um 21:10 Uhr #327750Und wenn wir damals gelebt hätten, wären wir wohl auch zu über 90 % begeistert gewesen.
Wer ist „wir“?
Damals waren nicht 90% begeistert, aber das hat sich wohl geändert.25. Oktober 2018 um 21:58 Uhr #327753Das sieht schon so aus wie 90%
25. Oktober 2018 um 22:03 Uhr #327754Das sieht schon so aus wie 90%
Das sind deine 90%.
Der Sportpalast als Filterblase„Die Rede selbst war detailliert inszeniert, Goebbels hatte das Publikum auf treueste Parteianhänger hin handverlesen, Sprechchöre studierten Slogans ein, eine Hundertschaft wurde instruiert, wann und wie lange sie applaudieren sollten. „
25. Oktober 2018 um 22:16 Uhr #327757Ist aber viel los heute auf der Giebichensteinbrücke.
25. Oktober 2018 um 22:37 Uhr #327760@hei-wu, du scheints keine Zeitzeugen gesprochen zu haben. Keine Vorfahren aus dieser Zeit?
https: //www.youtube.com/watch?v=iA_wc-al-Ns -
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.