Startseite Foren Halle (Saale) Alternative für Hochstraßenabriss?

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  • #6707

    Hallo, bin eher zufällig auf ein Projekt in New York aufmerksam geworden, wo man eine ehemals für den Schienenverkehr genutzte Hochstraße in einen oberirdischen Park mit Anwohnerbereichen umgestaltet  hat.  Das Projekt nennt sich „The High Line“ und erfreut sich in der Stadt großer Beliebtheit. Hier ein Link zu einer Website: http://www.thehighline.org/

    Wäre doch mal eine interessante Alternative für die Magistrale. Sozusagen Begrünen statt Abreißen.  Gibt´s sonst wohl nicht in Europa. Klar: New York ist vielleicht doch etwas dichter besiedelt und hat etwas weniger Grün…

    Das Vorbild USA wäre auch so schändlich nicht; es gibt ja böse Stimmen, die behaupten, dass die Hochstraße nur gebaut worden sei, weil die DDR als Ausdruck ihrer Bedeutung irgendwo auch so eine Straße wie in us-amerikanischen Städten haben wollte….

    #6716

    Der Unterschied ist aber, dass die ehemalige „High Line“ eine Industriebahn war, die die Schlachtereien und fleischverarbeitenden Betriebe in einem ehemaligen und teils noch heute bestehenden Industriegebiet, dem sog. „Meatpacking District“ erschloss, und die heute nicht mehr gebraucht wird. Man könnte das also eher mit der Industriebahnstrecke in Halle vergleichen, die bereits zu einem Radweg umgestaltet wurde.

    Die Hochstraße ist andererseits ein Betonmonster, dass mitten durch die historisch gewachsene Innenstadt von Halle führt (und für die halbe ehemals bewohnte Stadtviertel abgerissen wurden). Die dafür zerstörten Stadtviertel werden nicht schöner, indem man auf dem Beton eine Grünfläche einrichtet, die man von unten trotzdem nicht wahrnimmt.

    Und ich habe noch weitere interessante und relevante Informationen aus Manhattan für dich: Es gab in den 40er und 50er Jahren einen Plan für eine zehnspurige erhöhte Autobahn durch den südlichen Teil von Manhattan (mit dem Akronym LOMEX), der den Abriss weiter Teile bewohnter Gebiete (inkl. Teilen des bekannten Viertels „Little Italy“) zur Folge gehabt hätte. Dieses Projekt wurde in den 60ern aufgrund massiver Anwohnerproteste verworfen.

    Heute sind die meisten Fachleute froh darüber, dass diese Straße niemals gebaut wurde, denn die betroffenen Stadtviertel, die dafür abgerissen worden wären, sind belebt und attraktiv und erfreuen sich einer großen Beliebtheit, was nicht zuletzt ein bedeutender Teil dessen ist, was man allgemein „Lebensqualität“ nennt.

    Und die Erde dreht sich im übrigen auch ohne zehnspurige Autobahn weiter und Manhattan ist noch nicht im Chaos versunken.

    #6748

    Anonym

    @Binärcode, ich weiß nicht, wen du mit diesem Beispiel erreichen willst. Es gibt wohl kaum einen, der den Abriss der Hochstraße nicht befürwortet, wenn es eine andere vernünftige Saaleüberquerung gibt.

     

    #6760

    Leider denkt man in Deutschland noch immer, jede abzureißende, zur Fußgängerzone umzuwidmende oder sonstwie in ihrer Leistungsfähigkeit einzuschränkende Straße müsse so ersetzt werden, dass die bisher bestehenden Relationen bis auf eine Verschiebung von ein paar hundert Metern gleich bleiben.

    In Frankreich ist man schon weiter: Dort macht man aus der vierspurigen Straße eine Einbahn für Anlieger, daneben entsteht ein von Baumreihen flankiertes Rasengleis für die Straßenbahn und zwei breite Fahrstreifen für Radfahrer, und der Rest des Platzes bleibt Fußgängern vorbehalten – und trotzdem gibt es kein tägliches Verkehrschaos.

    Was auf den ersten Blick überraschend ist, ist auf den zweiten Blick logisch: einerseits führt eine Attraktivitätsreduktion des IV dazu, dass der eine oder andere Autofahrer, der bisher nur aus Bequemlichkeit nicht auf Bus und Bahn umgestiegen ist, den Schritt wagt, und andererseits sind diejenigen, die auf das Auto wirklich angewiesen sind, flexibel und nutzen lieber eine großräumige Umfahrung über bisher zu wenig ausgelastete Straßen, als im Stau zu stehen.

    Hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer Studie zum Thema Kapazitätsreduktion von Hauptverkehrsachsen. (PDF, auf Englisch)

    #6768

    Was denkst du wie die Damals über den „häßlichen“ Neubau Namens Franckesche Stiftungen gelästert haben…

    Ich finde die Hochstraße gehört genauso zu Halle wie noch ältere Bauwerke und sie erfüllt ihren Zweck. Zum Glück lässt sich um Geschmack streiten…

    Und natürlich wenn ich alle Verkehrswege abreiße gibt es viel weniger Probleme. -.-

    Wir meckern hier in Halle nun wirklich auf dem höchsten Niveau…

     

    #6808

    Ihr könnt hier noch so viel Beispiele aufführen, wo anderswo Hochstraßen abgerissen worden sind. Aber die hochqualifizierten Diskussionen  in den letzten 2 Jahren haben eindeutig ergeben, dass die Hochstraße noch mindestens 40 Jahre Bestand haben wird und man sich bis dahin überlegen muß, ob man bis dahin eine  andere Alternative sprich Trasse findet oder  an gleicher Stelle eine ansehnlichere Lösung realisieren muß!!!!

    #6867

    die romantischen Träumerein über die Entbehrlichkeit der halleschen Hochstraße zeugen von mangelnder sachkenntnis.

    keiner der Abrißbefürworter konnte bislang schlüssig darlegen, was mit dem Verkehr geschehen soll, der zu Zeit die Hochstraße „bevölkert“

    #6881

    Hat eigentlich irgendjemand die von mir verlinkte PDF-Datei gelesen? Die Antworten sehen nämlich nicht danach aus.

    #6906

    Brägel, es kann keine „schlüssige“ Darlegung geben, weil niemand die Zukunft voraussagen kann. Genauso wenig schlüssig sind Prognosen zur langfristigen zukünftigen Verkehrsentwicklung, und demnach dürften einige neue Straßen gar nicht erst gebaut werden.

    Tatsache ist, dass es reale Beispiele gibt, wo z. B. eine Reduktion der Fahrspuren einer Straße zu weniger Verkehr geführt hat, wie von mako in Beitrag Nr. 6760 dargelegt. Ein „Verkehrschaos“ (wie es oftmals viel zu frühzeitig und übertrieben genannt wird) muss nicht zwangsläufig die Folge sein. Aber wie soll man eine solche Prognose „schlüssig“ darlegen, vor allem wenn die Empfänger für solche Theorien von vornherein nicht offen sind?

    Und auch die eintägige Sperrung der Hochstraße kann keine Referenz sein, denn es ist ein Unterschied, ob die Leute sich nur einen Tag oder dauerhaft darauf einstellen müssen.

    #6954

    @Mako,

    genauso wie Du stelle ich die Frage, ob Du meinen Kurzbeitrag zur Hochstraße richtig gelesen hast. Die Hochstraße in Halle ist Teil einer Bundesstraße und erfüllt daneben auch als Hauptstraße die Funktion zur Abwicklung des innerstädtischen Verkehrs.

    Wenn Du so schlau und  weitsichtig bist, dann kannst Du uns auch bitte mal verraten, wie Du Dir den zukünftigen Verkehr in Halle ohne Hochstraße vorstellst!!!

    #6957

    Ich habe einige Untersuchungen zum Thema Hochstraße gelesen. In allen Texten, auch denen, die von der BI für den Abriss der Hochstraße vorgelegt wurden, wird davon ausgegangen, dass der Verkehr, der derzeit über die Hochstraße fließt, im vollen Umfang und im Nahbereich weiter bestehen würde – und zwar nicht als Untersuchungsergebnis, sondern als Untersuchungsvoraussetzung.
    In der Studie, deren Zusammenfassung ich oben verlinkt habe, wird erklärt, warum eine solche Betrachtung falsch ist: In vergleichbaren Fällen konnte beobachtet werden, dass der Verkehr sich zum Teil auf andere Routen im Großraum und andere Verkehrsmittel verlagert und zum Teil „verschwindet“ (daher die Überschrift „Disappearing Traffic“).
    Falls es doch eine Untersuchung geben sollte, die derartige Effekte berücksichtigt, bitte ich um einen kurzen Hinweis. Wenn das Untersuchungsergebnis unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse sein sollte, dass die Hochstraße unentbehrlich ist, habe ich kein Problem damit, dass sie weiter besteht.

    Wenn Du so schlau und  weitsichtig bist, dann kannst Du uns auch bitte mal verraten, wie Du Dir den zukünftigen Verkehr in Halle ohne Hochstraße vorstellst!!!

    Das könnte man einfach herausfinden: Man sperrt die Hochstraße testweise für ein paar Monate (eine gewisse Zeit ist notwendig, damit sich die Situation einspielt) und sieht sich die Verkehrsströme danach an. Ich würde wetten, dass es nach den ersten Wochen trotzdem kein tägliches Verkehrschaos gäbe, aus den oben erwähnten Gründen. Leider ist eine derartige Maßnahme politisch nicht umsetzbar.

    #6959

    Ein Bombentreffer würde die Sache auch nicht klären, denn innerhalb weniger Tage würde die Lücke mit einer Stahlbrücke geschlossen werden.

    Also kann weiterdiskutiert und abends Bier getrunken werden, ein lebensbedrohliches Problem ist das nicht. Und beschimpfen müssen wir uns deswegen auch nicht, jeder kann unbesorgt bei seiner Meinung bleiben.

    #6961

    Anonym

    Welche Situation soll sich denn einspielen?
    Man muss nur einmal die Durchlassfähigkeit der bestehenden Saaleübergänge gegenrechnen.
    Besonders interessant dürfte die Zustände auch an der Einmündung Burgstraße werden.
    Da es schon einmal eine tageweise Sperrung gab, die zum Chaos führte, behauptet man jetzt, dass es einer mehrmonatigen Sperrung bedürfe, dass sich dass „einspielt“.
    Man sollte den Verkehr der Berechnung von Experten überlassen und nicht wilden Spekulationen.

    #6962

    Ich wollte übrigens hier nicht wieder die (anderorts oft genug geführte) Diskussion vom Zaun brechen, ob die Hochstraße verkehrstechnisch erforderlich ist oder nicht, sondern bloß mal alternative Nutzungskonzepte der  jeweiligen, individuell ausgeprägten Phantasie anheim stellen. Sozusagen für den allerdings sehr theoretischen  Fall, dass man sich FÜR  eine Nicht-mehr-nutzung zu Verkehrszwecken, aber GEGEN einen Abriss entscheiden würde.

    Könnte ja sein, dass man  sagt: Wir brauchen das Dingens nicht wirklich, aber haben auch kein Geld, um es abzureissen.  Womit aber  das Problem, dass die Hochstraße die Sicht auf die Franckeschen Stiftungen versperrt und die Stadt zerteilt, auch noch nicht gelöst wäre.

    #6963

    Welche Situation soll sich denn einspielen?
    Man muss nur einmal die Durchlassfähigkeit der bestehenden Saaleübergänge gegenrechnen.
    Besonders interessant dürfte die Zustände auch an der Einmündung Burgstraße werden.

    Genau diese Denkweise ist es, die ich kritisiere. Man kann eben nicht einfach davon ausgehen, dass der Verkehr im gewohnten Ausmaß weiter besteht und sich nur auf andere Saaleübergänge verlagert.

    Da es schon einmal eine tageweise Sperrung gab, die zum Chaos führte, behauptet man jetzt, dass es einer mehrmonatigen Sperrung bedürfe, dass sich dass “einspielt”.

    Auch das kannst du in der oben verlinkten Studie nachlesen: Wegen einer tageweisen Sperrung sucht kaum jemand weiträumige Ausweichrouten, steigt auf andere Verkehrsmittel um oder fährt andere Ziele an.

    Man sollte den Verkehr der Berechnung von Experten überlassen und nicht wilden Spekulationen.

    Da stimme ich dir zu; deswegen bin ich ja auch der Meinung, dass eine Berechnung unter Berücksichtigung der verkehrsreduzierenden Effekte durchgeführt werden sollte, anstatt mit der Fiktion des konstanten Verkehrs zu arbeiten.

    #6965

    Der neue für Verkehrsplanungen zuständige Baudezernent, Uwe Stäglin, hat zum Thema „Abriß der Hochstraße“ kurz nach seinem Amtsantritt eindeutig erklärt, dass auf die Hochstraße in einem absehbaren Zeitraum von ca.40 Jahren nicht verzichtet  werden kann.

    Dies hat auch die BI Hochstraße so akzeptiert, da ihrerseits auch nicht an eine schnellere Alternativlösung gedacht war.

    Das Thema „Störung der Sichtbeziehungen“ zu den Franckeschen Stiftungen als Voraussetzung zur Aufnahme in die Weltkulturerbeliste besteht nunmehr auch nicht mehr.

    #6966

    Anonym

    Mako, du kannst ja die drei Leutchen einladen, so eine Studie über Halle zu erstellen.
    Ich werden dann drei von einer anderen Universität einladen.

    #6975

    Anonym
    #7084

    Ich glaube, ein besserer Ausbau des ÖPNV muss erfolgen.
    Da eben auch viele im Schichtdienst arbeiten und zu gewissen Stunden einfach keine Tram oder kein Bus mehr fährt – der muss wohl oder übel das eigene Auto oder Fahrrad nehmen. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass Arbeitnehmer immer in die unmittelbare Nähe seines Arbeitsortes zieht. Ich persönlich wäre schon länger auf den ÖPNV aufgesprungen – jedoch für mich unrentabel.

    Wenn die Nutzung mit Bus und Bahn attraktiver wäre, würde der Verkehr in Halle sicherlich abnehmen.

    #7087

    Attraktiver kann im Prinzip nur billiger heißen, denn wir haben ein einigermaßen gut ausgebautes und funktionierendes Straba- und Busnetz, aber billiger wird es nicht.

    Auf die Spritpreiserhöhung dürfen wir auch nicht setzen, das Autofahren  ist das Letzte,  an dem wir sparen.

    Kurzum, in absehbarer Zeit wird der Autoverkehr nicht abnehmen.

    #7601

    Andere Stadt und ähnliche Probleme: der Tausenfüßler in Düsseldorf.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Tausendf%C3%BC%C3%9Fler_(D%C3%BCsseldorf)

    #7607

    Attraktiver kann im Prinzip nur billiger heißen, denn wir haben ein einigermaßen gut ausgebautes und funktionierendes Straba- und Busnetz, aber billiger wird es nicht.

    Natürlich könnte man in Halle abgesehen vom Preis noch einiges verbessern (kürzere Intervalle und mehr Linien zum Beispiel), aber das kostet vergleichsweise viel Geld und sollte auch nicht erste Priorität sein.

    Das große Problem sind die Verbindungen ins Umland, die oft unregelmäßige Fahrpläne, lange Intervalle und kurze Betriebszeiten aufweisen und außerdem schlecht aufeinander und auf die Stadtverkehre abgestimmt sind.

    Hier könnte man auch mit einfachen Maßnahmen einiges erreichen. Dazu ein Beispiel: Die letzte S-Bahn aus Leipzig kommt um 0:46 an. Bis zum letzten Fahrplanwechsel fuhr die 7 zum Markt um 0:49 ab. Das heißt, verspätete sich die S-Bahn auch nur um eine halbe Minute, war der Anschluss weg und die nächste Bahn kam in einer Stunde.

    Ich hatte mehrmals Beschwerden geschrieben (u.a. nach der Museumsnacht 2011, als etwa hundert Fahrgäste am Hauptbahnhof strandeten!) und bekam zunächst Textbausteine und irgendwann gar keine Antworten mehr. Trotzdem scheint die Sache irgendwie zum Fahrplanbüro durchgedrungen zu sein, denn die 7 hat jetzt einen dreiminütigen Wartehalt am Hauptbahnhof, um den Anschluss zu gewährleisten; der Halt wird durch einen kürzeren Aufenthalt am Markt kompensiert.

    Kleine (und vor allem kostenneutrale) Veränderung, große Wirkung. Allerdings sollte man eigentlich erwarten können, dass solche Wechselwirkungen vom Fahrplanbüro selbst überprüft und eingearbeitet werden, anstatt auf Beschwerden zu warten.

    Andere Stadt und ähnliche Probleme: der Tausenfüßler in Düsseldorf.

    In Düsseldorf ist zwar ein direkter Ersatz durch einen Tunnel vorgesehen, aber zwischen Ende Januar 2013 (Sperrung des Tausendfüßlers) und Herbst 2015 (Eröffnung des letzten Tunnelteilstücks) wird es trotzdem Einschränkungen geben. Siehe auch die Information der Stadt Düsseldorf dazu.

    #7623

    Der Abriß des „Tausendfüßlers“ ist in Halle auf einer Podiumsdiskussions-Veranstaltung der BI Hochstraße bereits vorgestellt worden. Er ist aber bei unserem Stand der Suche nach Alternativen, die es mit einer Tunnellösung in Düsseldorf gibt, nicht mit einem Abriß der Hochstraße in Halle vergleichbar!!

    #9990

    Zum oben erwähnten Thema „französische Stadtplanung“ ein Artikel aus der Stuttgarter Zeitung über die aktuellen Rückbaumaßnahmen in Paris: Die Flaneure haben den Vortritt.

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