Der Marburger Bund ruft die Ärztinnen und Ärzte an 23 landeseigenen Unikliniken zu einem ganztägigen Warnstreik am heutigen 30. Januar auf. Auch das Universitätsklinikum Halle (Saale) ist von diesem Aufruf betroffen, und es könnten Operationen ausfallen.
Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat sich in den bisherigen drei Verhandlungsrunden geweigert, den Forderungen der Ärzte nach grundlegenden Verbesserungen ihrer Tarif- und Arbeitssituation zuzustimmen. Dies hat zu dem Entschluss geführt, landesweit zu einem ganztägigen Warnstreik aufzurufen. Die zentrale Kundgebung findet auf dem Opernplatz in Hannover statt, bei der mehrere Tausend Ärztinnen und Ärzte aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet werden. Dezentrale Aktionen sind zusätzlich an einigen Standorten im Südwesten geplant.
Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes Bundesverband, betonte die prekäre Lage der Universitätskliniken: „Die Länder wollen nicht der Tatsache ins Auge sehen, dass die Universitätskliniken immer weiter ins Hintertreffen geraten – bei den ärztlichen Gehältern wie auch bei den Arbeitsbedingungen.“ Die vielfach von den Ärztinnen und Ärzten zu leistende Dreifachbelastung aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre erfahre nicht die verdiente Wertschätzung.
Die Forderungen des Marburger Bundes in dieser Tarifrunde umfassen höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Angesichts spürbarer Preissteigerungen wird außerdem eine lineare Gehaltserhöhung von 12,5 Prozent bezogen auf ein Jahr gefordert. Der Marburger Bund will der Zunahme von Schicht- und Wechselschichtarbeit mit Begrenzungen entgegentreten.
Aufgrund des Warnstreiks wird es heute demnach zu Einschränkungen in den bestreikten Universitätskliniken kommen, insbesondere bei nicht dringlichen, verschiebbaren Operationen. Um die Notfallbehandlung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, bietet der Marburger Bund den jeweiligen Kliniken den Abschluss von Notdienstvereinbarungen an. Die Klinikleitungen sind verpflichtet, eine Notbesetzung zu gewährleisten.
Der Tarifvertrag (TV-Ärzte), der Gegenstand der aktuellen Tarifrunde ist, erstreckt sich auf mehr als 20.000 Ärztinnen und Ärzte in bundesweit 23 Universitätsklinika. Einige Unikliniken, darunter Berlin, Hamburg und Hessen, haben andere Tarifverträge für Ärztinnen und Ärzte. Haustarifverträge gelten für die Unikliniken in Dresden und Mainz und werden von den entsprechenden Landesverbänden des Marburger Bundes verhandelt.