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„Kinderwagen für Millionen“

 

ZEKIWA … ist den meisten ehemaligen DDR-Bürgern noch heute ein Begriff, haben sie doch ihre ersten Lebensmonate in einem Kinderwagen der Zeitzer Kinderwagenfirma verbracht. Im Osten waren sie gefragt und beliebt: Die alten DDR-Kinderwagen, in denen die Kinder der 80er oder 70er herumgeschoben wurden.

 Im Mitteldeutschen Verlag ist jetzt eine umfangreiche und reich illustrierte Publikation erschienen, die die Geschichte der Zeitzer Kinderwagenfirma in 38 Kapiteln ausführlich beleuchtet. Es ist eine erfolgreiche Story über 150 Jahre hinweg. 1846 gründete der Stellmacher Albert Neather in Zeitz ein Unternehmen. Ursprünglich stellte er Schlitten und Kutschen her, aber trug auch dazu bei, dass der Kinderwagen salonfähig für den Alltag wurde. Sein enormer Erfolg brachte der Stadt Zeitz auch den Beinamen „Stadt der Kinderwagen“ ein, denn es gab damals in Zeitz die größte Konzentration von Kinderwagenproduzenten in ganz Deutschland. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus einem Handwerksbetrieb dann ein Industriezweig. 1946 schlossen sich die vier größten Kinderwagenhersteller in Zeitz dann zusammen in den VEB ZEKIWA (Volkseigener Betrieb Zeitzer Kinderwagenindustrie). Die über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertigten jährlich über 450.000 Kinderwagen und rund 150.000 Puppenwagen nicht nur für die DDR, sondern später auch für westdeutsche Firmen wie Quelle und Neckermann an.

Einer der Herausgeber der mdv-Neuerscheinung ist Hans-Albert Naether, der Urenkel des Begründers der Zeitzer Kinderwagenindustrie. Der umfänglich bebilderte Band erzählt die spannende Geschichte der Firma mit historischem Bildmaterial von der Fertigung oder mit Katalogabbildungen. Besonders interessant sind die unterschiedlichsten Kinderwagenmodelle – vom Korbkinderwagen über Kinderwagen mit farbigem Lederbezug bis hin zu Kinderwagen mit Panoramafenster. Da kommen Erinnerungen auf.

Die Publikation ist ein weiterer Beitrag zur Aufarbeitung nicht nur der Zeitzer sondern der mitteldeutschen Industriegeschichte.

Petrik Wittwika: Kinderwagen für Millionen – Die Erfolgsgeschichte aus Zeitz, Mitteldeutscher Verlag 2022, 316 Seiten, 28,00 EUR, ISBN: 978-3-96311-647-6

 

 

2 comments on “„Kinderwagen für Millionen“”

  1. Der Zeitraum 70er und 80er Jahre ist zu kurz gefasst. Auch die Kinder der 50er und 60er wurden von ihren Müttern in Zeitzer Kinderwagen spazieren gefahren bzw. sie waren ein Transportmittel für ihre Kinder, denn die Mehrzahl der Mütter war berufstätig.
    Das empfinde ich auch als eine ungerechte Angelegenheit, dass dieser erfolgreiche Betrieb
    platt gemacht wurde.

  2. Im Schloss Zeitz gibt es noch ein Kinderwagen-Museum. Und nein, @Elfriede, den Betrieb gibt es noch, und du kannst da sogar einen Wagen kaufen, wenn es plötzlich sein muss: https://zekiwa.de/

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