Wohnpark Paulusviertel: weniger rentabel durch Umplanung
9. April 2013 | Wirtschaft | 4 KommentareScheitert das Projekt Wohnpark Paulusviertel in Halle (Saale) doch noch? Durch die nötige Überarbeitung der Baupläne und damit einhergehende Reduzierung von vermietbarer Wohnfläche ist nach Angaben von Ralf Mettin, Geschäftsführer der Halleschen Gesellschaft für Wohnen und Stadtentwicklung (HGWS) die Rentabilität des Gesamtvorhabens um 25 Prozent reduziert. Mettin rechnet mit Umsatzverlusten über den Finanzierungszeitraum von vier Millionen Euro. Hinzu kämen erhöhte Planungskosten.
Weil die Stadt angedeutet hatte, dass die alten Pläne nicht genehmigt werden können, hatte die HGWS – ein Tochterunternehmen der Halleschen Wohnungsgesellschaft HWG und des Bauunternehmens Papenburg – ihre Pläne überarbeitet.
Unter anderem werden durch den Verzicht auf Bauhöhe beim Neubau, den Verzicht auf einen Verbinderbau und die Verkürzung eines Gebäudeteils gegenüber der ersten Planung 17 Wohnungen und 1.200 Quadratmeter Wohnfläche weniger errichtet. Auch Grundrisse wurden geändert. In der Tiefgarage wird es 16 Stellflächen weniger geben. Lediglich das Eckhaus und der Bauteil an der Schleiermacherstraße werden wie in der ersten Planung vorgesehen mit fünf Etagen ausgeführt.
Dafür wird es mehr Grün geben. Von aktuell 14 Prozent erhöht sich der Anteil der Grünflächen auf 48 Prozent. In der ersten Planung waren noch 42 Prozent vorgesehen. Durch den Verzicht auf drei oberirdische Parkplätze können sechs Bäume an der Robert-Blum-Straße erhalten werden.
Und auch im Altbau, dem Regierungspräsidium, sind etliche Änderungen nötig. Die Behörden hatten unter anderem einen behutsameren Umgang mit der Bausubstanz im Saal gefordert. Auch der alte Frühstückssaal muss wiederhergestellt werden. Zudem wurde eine Freistellung des Treppenhauses im zweiten Obergeschoss gefordert. Das hat zur Folge, dass sich im Regierungspräsidium die verfügbare Wohnfläche um 50 Quadratmeter reduziert.
Laut Mettin sei es nun das Ziel, im Juni die Baugenehmigung zu erhalten, Eigentlich sollte schon längst gebaut werden. Am Mittwoch will das Unternehmen die Presse ausführlicher über seine Pläne informieren. Die Bürgerinitiative Pro Pauluspark zeigte sich trotz Überarbeitung mit den Plänen nicht zufrieden. Die Initiative setzt sich stattdessen weiterhin für einen Park ein und sammelt dafür derzeit Spenden.
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Faktisch wurde auf das möglicherweise maximal Genehmigungsfähige reduziert. Wenn man so eine maximale Planungsvariante beantragt, braucht man sich nicht zu wundern, dass die von der Verwaltung zusammengestutzt wird. Insofern lassen mich die Armutsszenarien kalt, die uns mitteilen, wieviel durch die erzwungene Reduktion der Baumasse an Geld versenkt wurde.
In Höhe der Robert-Blum-Str. 8 wurde noch eine Etage aufgesetzt, dabei waren die Bauhöhen schon zu hoch. Die HGWS orientiert sich an der Firsthöhe, entscheidend für die Bauhöhe ist jedoch die Traufkante.
Wir freuen uns darüber, dass die Baumasse reduziert wurde, aber man muss sich frei davon machen, dass das mehr ist, als eine Reduktion einer unzulässigen Maximalforderung auf eine maximale Variante zulässiger Bebauungsmasse. Mit städtebaulicher Qualität hat das nichts zu tun. Mit einer Berücksichtigung der ursprünglichen Parkplanung schon gar nicht.
Die Grünfläche wurde erhöht und auch mehr Bäume dürfen überleben, das ist schön, allerdings muss man sich die überwiegende Grünfläche als begraste Garagendächer vorstellen, die irgendwo entlüftet werden müssen. Auch nicht so lecker unterm Strich.
Die BI wird dran bleiben müssen. Das Kostenszenario wurde in dieser Sitzung mutmaßlich für die Stadträte inszeniert.
Und: Ist jemandem aufgefallen, dass beim Bildchen der neuen Pläne kaum etwas verändert wurde? Stattdessen wird nicht einmal mehr das ganze Ding abgebildet, sondern die Ecke der Robert-Blum-Str. und Schleiermacherstr. sogar in der Abbildung einfach unterschlagen wurde, abgeschnitten. Nämlich da, wo die fünf Etagen sein sollen (bis zu knapp 19 Meter hoch und viel höher als die gegenüberliegenden Häuser in der Schleiermacherstr.).
Hoffentlich schaue nicht nur ich genau hin, sondern es gibt noch andere, die es nicht mögen, wenn sie (optisch) getäuscht werden.
Wenn die HGWS einen Bebauungsplan aufgestellt hätte, müsste sie jetzt nicht mit langwierigen Klagen rechnen. Da wird die Rentabilität noch ein ganzes Stück runter gehen…
Diskussionen hier:
http://hallespektrum.de/thema/paulusviertel-anwohner-rebellieren/