Nicht viel Neues auf dem Neujahrsempfang der gewerblichen Wirtschaft in Halle

8. Januar 2019 | Wirtschaft | 3 Kommentare

Silvester ist vorbei, und jetzt kommen die Neujahrsempfänge. Es sind Rituale, meist veranstaltet von Interessensverbänden und politischen Parteien. Da gibt es Sekt und Schnittchen, und lobt sich selbst, und sagt vor allem das, was man schon das ganze alte Jahr immmer schon sagen wollte. Nun aber, da sich Journalisten und Ehrengäste von Empfang zu Empfang drängeln, hofft man auf mehr Aufmerksamkeit. Heute war die „Gewerbliche Wirtschaft“dran. Ehrengast: Ministerpräsident Dr. Rainer Haseloff.

Und so forderten die Handwerkskammer Halle (Saale) und die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK)gemeinsamen Neujahrempfang eine „zukunftsgerichtete Wirtschaftspolitik“, was auch immer das sei. Jedenfalls:  Sachsen-Anhalt solle seinen Anspruch, das Land der Moderne zu sein, auch über das Bauhaus-Jubiläum 2019 hinaus durch konkrete Politik spürbar werden lassen. Die beiden Präsidenten – Thomas Keindorf für die Handwerkskammer und Prof. Dr.-Ing. Steffen Keitel für die IHK – sagen: „Es gilt, nicht nur modern zu denken, sondern auch modern zu handeln!“ Für den Neujahrsempfang in der halleschen Händel-Halle haben sich mehr als 700 geladene Gäste angekündigt.

Für Keitel ist es der erste offizielle Auftritt als IHK-Präsident nach seiner Wahl Ende Dezember. Er fordert: Die Politik solle unter anderem mit einer ausgewogeneren Umwelt- und Energiepolitik dafür sorgen, dass die sachsen-anhaltische Industrie stark bleibe. Keindorf mahnt mehr Stabilität, Planungssicherheit und Fairness für die Wirtschaft an. Natürlich muss das alte Dieslthema wieder dabei sein. Aber nichjt etwa die Autobauer werden kritisert, neuin: „Die Diskussion um Dieselfahrverbote etwa habe den Mittelstand stark verunsichert“, so Keindorf.

„Sachsen-Anhalt ist ein Industrieland und muss es bleiben!“ IHK-Präsident Keitel fürchtet mit zukunftsfähiger Klimapolitik offenbar den Zusammenbruch der Industrieproduktion: „Die deutsche Klima-, Umwelt- und Energiepolitik stellt nicht gerade ein Förderprogramm für die industrielle Entwicklung dar.“ Angeblich treffe das die Chemie- und die  Lebensmittelindustrie besonders hart. Denn diese Sparten seien technisch bedingt besonders energieintensiv. „Die über Jahrzehnte gewachsenen wettbewerbsfähigen Strukturen dürfen nicht gefährdet werden – etwa durch einen übereilten Kohleausstieg!“

Keitel spricht sich für ein universitäres ingenieurtechnisches Zentrum im Landessüden aus: „Erfolgreichen  Strukturwandel ohne ingenieurwissenschaftliche Kompetenz kann ich mir beim besten Willen nicht
vorstellen.“

Mehr politische Unterstützung fordert der IHK-Präsident außerdem bei der Digitalisierung ein: einen schnellen Breitbandausbau mit Glasfaser- und modernen 5G-Mobilfunknetzen. Sachsen-Anhalt hinke hier trotz mancher Anstrengung noch immer hinterher, bemängelt er. Die Förderbedingungen im Land seien denen des Bundes anzupassen, Verfahren zu vereinheitlichen und zu beschleunigen. „Dann wird Sachsen-Anhalt auch infrastrukturell modern“, betont Keitel.

„Unternehmertum zum Stoff in Lehrplänen machen!“

Der Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale), Thomas Keindorf, benennt als wesentliche Herausforderung für die Wirtschaft des Landes, die anstehenden Betriebsnachfolgen zu bewältigen. Wenn jeder zweite Unternehmer älter als fünfzig, jeder dritte sogar älter als sechzig Jahre sei, drohe dem Land kurz- und mittelfristig eine Ausdünnung der
Unternehmenslandschaft. Keindorf fordert daher, Unternehmertum zum verpflichtenden Lehrplanstoff in allen Schulformen zu machen. „Unternehmerinnen und Unternehmer sind nun einmal der tragende Teil der klein- und mittelständischen Wirtschaft im Land.“

Mehr Realismus mahnt er zudem bei der Diskussion rund um die Umweltbelastung durch Abgase, Feinstaub und um Grenzwerte an. „Ökologie geht nur mit Ökonomie. Wirtschaft und Umwelt können sich durchaus beflügeln“, so der Handwerkskammerpräsident. Jahrzehntelang seien von Deutschland richtungsweisende Impulse in die Welt gegangen. ‚Made in Germany‘ habe nicht nur für Wertarbeit, sondern vor allem auch für Innovation gestanden. „Daher müssen die großen Herausforderungen, vor denen Umwelt und die Wirtschaft stehen, als Chancen verstanden werden“, so
Keindorf.

Handwerkskammer und IHK stehen für insgesamt rund 70.000 Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt mit zusammen mehr als 350.000 Beschäftigten: heimische Handwerker ebenso wie die Firmen aus Industrie, Handel, Gastgewerbe, Bau-, Verkehrs- und Dienstleistungswirtschaft.

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