Monitoring-Bericht zur Wasserstoffstrategie in Sachsen-Anhalt
18. Mai 2022 | Politik, Umwelt + Verkehr, Wirtschaft | 7 Kommentare
Von Erdgas, Kohle und Öl zu grünem Wasserstoff: In den kommenden Jahren soll sich Sachsen-Anhalt zu einem klimaneutralen Industriestandort entwickeln. Hierzu hat Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann gestern im Kabinett den ersten Monitoring-Bericht zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie des Landes vorgelegt.
„In den vergangenen zwölf Monaten haben wir zahlreiche Weichen für den Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft gestellt und wichtige Vorhaben in den Bereichen Forschung, Produktion und Infrastruktur auf den Weg gebracht.“, erklärte Willingmann nach der Sitzung. Es bleibe jedoch weiterhin viel zu tun. „Wir müssen vor allem den Ausbau der Erneuerbaren Energien für den Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft deutlich beschleunigen. Günstiger Wind- und Sonnenstrom ist die Grundlage für die Produktion von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab.“
Sachsen-Anhalt rechnet allein bis 2030 mit einem für die Wasserstoff-Produktion notwendigen Zubau von je fünf Gigawatt an Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen. Hinzu kommt der allgemeine Mehrbedarf an Erneuerbaren durch den Ausstieg aus der Kernkraft und der energetischen Nutzung der Kohle. Willingmann unterstützt deshalb ausdrücklich das Vorhaben der Bundesregierung, mehr Flächen in Deutschland für Erneuerbare Energien zu sichern. „Wir befinden uns hierzu in einem engen Austausch mit dem Bund.“, so der Minister. „Ich gehe davon aus, dass Sachsen-Anhalt bis 2026 mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie sichern muss – und dies auch kann. Bis 2034 wird der Anteil dann auf etwa 2,2 Prozent steigen.“
Aktuell sind in Sachsen-Anhalt rund 1,08 Prozent der Landesfläche raumordnerisch für die Windenergienutzung gesichert. Auf weiteren 0,7 Prozent stehen Windenergieanlagen außerhalb ausgewiesener Vorrang- und Eignungsgebiete. Sie können nach aktuell geltendem Recht nicht für so gen. Repowering genutzt werden. „Ich bin aber optimistisch, dass wir für den Großteil der bestehenden Anlagen gemeinsam mit der Bundesregierung eine Lösung finden.“, betonte Willingmann. „Sachsen-Anhalt hat wie der Bund ein hohes Interesse daran, alte Windenergieanlagen durch neue, leistungsfähigere zu ersetzen.“
In den kommenden Jahren soll grüner Wasserstoff in Sachsen-Anhalt sowohl zur stofflichen Versorgung der chemischen Industrie als auch zur Energieversorgung insbesondere energieintensiver Unternehmen eingesetzt werden. Zu den wichtigsten Einzelmaßnahmen, die im Monitoringbericht zur Wasserstoffstrategie aufgelistet sind, gehören die Förderung für die Errichtung der weltweit größten PEM-Elektrolyseanlage (24 Megawatt) durch die Linde AG am Chemiestandort Leuna sowie das im Juni 2021 ebenfalls in Leuna in Betrieb genommene „Hydrogen-Lab“, in dem die Fraunhofer-Gesellschaft in fünf Testständen an der Skalierung der Wasserstoffproduktion für den industriellen Maßstab arbeitet.
Zudem wird Sachsen-Anhalt gemeinsam mit dem Bund kräftig in die Infrastruktur investieren. Im Mittelpunkt steht dabei ein Investitionsvorhaben von europäischer Bedeutung: Im Projekt „Green Octopus Mitteldeutschland“ soll unter anderem eine Pipeline entstehen, die Wasserstoffspeicher in Bad Lauchstädt mit Leuna und dem niedersächsischen Salzgitter verbinden wird. Für die Realisierung der Leitungs- und Speicherprojekte in Sachsen-Anhalt wird der Bund voraussichtlich rund 130 Millionen Euro einplanen, das Energieministerium Sachsen-Anhalt mehr als 55 Millionen Euro; insgesamt werden also rund 185 Millionen Euro investiert.
Der Monitoring-Bericht zur Wasserstoffstrategie des Landes ist auf den Internetseiten des Energieministeriums eingestellt. Er enthält auch eine Liste aktueller Wasserstoffprojekte:
https://mwu.sachsen-anhalt.de/energie/erneuerbare-energien/wasserstoff/
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Bei manchen soll die Eigenproduktion von heißer Luft reichen.
Du hast dafür bestimmt ganz kluge Alternativen. Nutzung von „Raumenergie“ beispielsweise.
Ich habe von Stromgestehungskosten und Strompreis gesprochen, nicht vom Rotweinwärmer.
Habeck will alle neuen Erdgaskraftwerke H2-ready bauen. Im Kombipaket: „Auf Basis einer neuen Verordnung sollen Anlagenkombinationen aus erneuerbaren Energien mit lokaler wasserstoffbasierter Stromspeicherung gefördert werden, um die erneuerbare Erzeugung zu verstetigen und deren Speicherung in Wasserstoff und Rückverstromung zu erproben.“
Das wird so schnell nicht gehen – einen konventionellen Gasherd betreibst du besser nicht mit reinem Wasserstoff, auch nicht Deine Etagenheizung. Eine Beimischung zum Erdgas (Methan)gelingt nur zu etwa 25-30%.
Harbeck will die Brückentechnologie Erdgas möglichst schnell durch Wasserstoff ersetzen; sagt er zumindest. Somit wird der Stromkunde auch Endkunde von Wasserstoff.
Ich sehe bei der Wasserstoffwirtschaft in erste Linie den Bedarf bei der chemischen Industrie, und nicht beim „Endkunden“. Es sei denn, Б2Б betreibt in seinem Keller ein Hydrierwerk.
Ohne Monitoring von Stromgestehungskosten und Strompreis für den Endkunden eher ungeeignet.