Mehr Geld für Reinigungskräfte – IG BAU fordert mehr als nur Mindestlohn

24. Mai 2022 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Sie reinigen Schulen und Büros, sorgen für Hygiene in Krankenhäusern und Pflegeheimen: Die 2.240 Reinigungskräfte in Halle (Saale) machen nicht nur in Pandemie-Zeiten einen unverzichtbaren Job. Doch bei der Bezahlung droht den Beschäftigten ein herber Rückschritt. Davor warnt jedenfalls die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU.

„Aktuell erhalten Reinigungskräfte mindestens 11,55 Euro pro Stunde – also weit mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Aber der wird schon im Oktober auf 12 Euro steigen. Passiert bis dahin nichts, würden Gebäudereinigerinnen dann mit dem absoluten Lohn-Minimum nach Hause gehen. Für die wichtige und fachliche Arbeit, die sie leisten, ist das eindeutig zu wenig!“, so Kerstin Fischer. Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Sachsen-Anhalt Süd fordert deshalb, dass Beschäftigte auch weiterhin – deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn bekommen sollen – mindestens 13,73 Euro pro Stunde.

„Der spezielle Branchenmindestlohn in der Gebäudereinigung lag bisher 1,73 Euro über der
gesetzlichen Lohnuntergrenze. Das muss auch so bleiben. Nur wenn die Bezahlung weiter attraktiv ist, wird es Firmen gelingen, überhaupt noch Personal für die Branche zu finden.“, erklärt Fischer.

Die IG BAU fordert, dass gleichzeitig die Einkommen für Fachleute – etwa in der Glas- und
Fassadenreinigung – deutlich zulegen.

Auch mit Blick auf die Preissteigerungen komme es jetzt darauf an, dass die Beschäftigten ein kräftiges Lohn-Plus erhielten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte die Inflationsrate im April mit 7,4 Prozent einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung. „Menschen mit kleinem Geldbeutel wissen oft nicht mehr, wie sie bis zum Monatsende
durchkommen sollen. Teure Energie und Lebensmittel machen gerade auch Reinigungskräften zu schaffen. Sie arbeiten oft in Teilzeit und müssen jeden Cent zweimal umdrehen.“, meint Fischer.

Bei der letzten Tarifverhandlung am 23. Mai habe der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) jedoch „nichts vorgelegt, was auf einen schnellen Tarifabschluss hoffen lässt“. Unter dem Motto „Wir schwitzen nicht für Mindestlohn“ bereiteten sich Reinigungskräfte in der Region schon auf Protest-Aktionen vor. Die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 700.000 Beschäftigten gehen am 2. Juni in Frankfurt am Main in die nächste Runde.

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