IHK: Unternehmen bemängeln lange Wege zur Berufsschule
25. März 2015 | Wirtschaft | 4 KommentareAusbildung in Leuna, Berufsschule in Halle: genau das bemängeln Unternehmen in Sachsen-Anhalt, ergab eine Umfrage zur aktuellen Berufsschulsituation der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Industrie- und Handelskammern (IHK) Halle-Dessau und Magdeburg.
„Die duale Berufsausbildung ist von entscheidender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, betonen die beiden IHK-Präsidenten Carola Schaar (Halle-Dessau) und Klaus Olbricht (Magdeburg). So sei es einerseits zwar durchaus erfreulich, dass immerhin zwei Drittel der Unternehmen die derzeitige Berufsschulsituation in Sachsen-Anhalt insgesamt als zufriedenstellend bewerteten. Die Unternehmen betonten etwa „die gute Ansprechbarkeit der Berufsschullehrer sowie die gute theoretische Wissensvermittlung, die die praktische Ausbildung im Betrieb ergänzt“, erklärt Carola Schaar. Andererseits jedoch seien 34 Prozent der Befragten unzufrieden mit der derzeitigen Situation. Und hier würden durchaus bedeutsame, zum Teil gar neuralgische Punkte benannt: So kritisierten die Unternehmen insbesondere die fehlende Nähe zum Berufsschulangebot, die veraltete Sachausstattung in den Berufsschulen sowie die zum Teil unzureichende Qualifizierung der Berufsschullehrer. „Oft führt die große Entfernung zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb dazu, dass sich ein potentieller Auszubildender noch vor Vertragsabschluss gegen das Unternehmen entscheidet“, so Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg.
Die Unterrichtsversorgung wurde von 32 Prozent der Befragten als „gut“, von 53 Prozent als „ausreichend“ und von 15 Prozent als „mangelhaft“ bewertet. Weiterhin gab rund die Hälfte der Unternehmen an, dass bis 2025 mit einem Lehrermangel zu rechnen sei. Die Gründe sehen die Unternehmen darin, dass die Nachwuchskräfte fehlen, dass die Region für junge Lehrer unattraktiv ist und dass zu wenig neue Lehrer eingestellt werden.
Um also auch zukünftig die Unterrichtsversorgung abdecken zu können, müssten neue Berufsschullehrer ausgebildet werden, fordern 58 Prozent der Unternehmen. Als weitere Möglichkeiten wurden die verstärkte Einwerbung von Seiteneinsteigern aus der Praxis sowie die Kooperation der Berufsschulen untereinander benannt. „In Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir die duale Berufsausbildung weiter stärken. Dazu gehört auch, die Qualität beim dualen Partner – also der Berufsschule – sicherzustellen. Wir dürfen die Augen vor den drohenden Problemen nicht verschließen, sondern müssen Strategien entwickeln, dagegen vorzugehen“, betont IHK-Präsidentin Schaar. Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, gehörten vor allem der Industrie, dem Dienstleistungsgewerbe, dem Gastgewerbe und dem Handel an.
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Desderwegen stehen wir doch früher auf!
„Oft führt die große Entfernung zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb dazu, dass sich ein potentieller Auszubildender noch vor Vertragsabschluss gegen das Unternehmen entscheidet“
schwachsinn, irgendwas ist immer weit weg vom wohnviertel eines azubis, so gut wie niemand wird in direkter nachbarschaft ausgebildet (handwerksbetriebe in familienbesitz mal ausgenommen). die entfernung zwischen ausbildungsbetrieb und berufsschule ist höchstens für betrieb und schule nicht besonders schön. aber kommunikation findet heute nicht mehr zwingend im persönlichen gespräch statt und bei internet und telefon sind räumliche entfernungen schließlich uninteressant.
Die räumliche Distanz von Berufsschule und Ausbildungsbetrieb ist doch aber schon eine Eingewöhnung auf spätere Arbeitsformen, bei der die Mitarbeiter vagabundierend durch ganz Deutschland geschickt werden…
Außerdem kann diese Distanz auch charakterbildend bei den Lehrlingen wirken, seine Mobilität zu steigern, seine Zeitkoordination und Pünktlichkeit zu motivieren.
Und das Gejammere über die Berufsschulen ist nicht nachvollziehbar, weil sich viele Ausbildungsbetriebe aus von eigenen Einrichtungen zurückgezogen haben und dezentrale Ausbildung auch schon früher existent war…
Eigentlich also nichts Neues; selbst die mateerielle und personelle Ausstattung entspricht nur dem allgemeinen politischen Trend in Sa-Anh.
Die Pressemitteilung liest sich wie von einem Interessenverband des Kapitalismus, der sich für schnellere „Materialbeschaffungswege“ ausspricht.
„Oft führt die große Entfernung zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb dazu, dass sich ein potentieller Auszubildender noch vor Vertragsabschluss gegen das Unternehmen entscheidet“, so Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg.
Quatsch. Oft sind es die miesen Bedingungen, die niemanden hinter dem Ofen vorlocken.