IHK-Konjunkturbericht zum ersten Quartal 2016 im Süden Sachsen-Anhalts

27. April 2016 | Wirtschaft | Ein Kommentar
Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau. Foto: IHK

Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau. Foto: IHK

Während bundesdeutsche Konjunkturforscher aktuell eine leichte Eintrübung sehen, blieb das Geschäftsklima im südlichen Sachsen-Anhalt im ersten Quartal 2016 auf hohem Niveau stabil. Der Geschäftsklimaindex der Industrie und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) erreicht mit 19,7 Punkten exakt den Wert des Vorquartals. Die befragten Unternehmen waren weiter mit großer Mehrheit positiv gestimmt. Zu diesem Ergebnis kommt die IHK in ihrem aktuellen Konjunkturbericht.

Die gute konjunkturelle Verfassung der Region ist vor allem konsumgetrieben, erläutert Danny Bieräugel, IHK-Konjunkturexperte: „Wir beobachten dieses Phänomen nun schon seit mehr als einem Jahr.“ Zwar sorgten die Baubranche, der Handel und das Verkehrsgewerbe inzwischen für leicht negative Einflüsse, weil die Spitzenwerte von Ende 2015 nicht wieder erreicht würden. „Das ist aber noch keine Trendumkehr, sondern kann als Korrektur der zum Teil großen Euphorie in diesen Wirtschaftszweigen gesehen werden“, sagt Bieräugel. Grundsätzlich blieben die positiven Einflüsse in Form niedriger Ölpreise, hoher stabiler Beschäftigung, solider Kaufkraft sowie niedriger Zinsen bestehen. „Es ist aber auch allen klar: Mittelfristig schwächen sich die stimulierenden Effekte daraus langsam, aber stetig ab“, so Bieräugel.

Dies mache deutlich, warnt Prof. Dr. Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK, dass sich die Wirtschaftspolitik im Land nicht auf der aktuell guten Stimmung ausruhen dürfe. Sondereffekte gingen oft so schnell wie sie gekommen seien. „Eine zukunftsweisende Wirtschaftspolitik muss für Stabilität und klare Wachstumsimpulse sorgen“, fordert Brockmeier. Die IHK begrüße deshalb das Bekenntnis der neuen Magdeburger Koalition zu einer hohen Investitionsquote. „Wir werden die ‚Kenianer‘ hier beim Wort nehmen“, kündigt er an. Zugleich seien aber ordnungspolitische Defizite – etwa in der Energiepolitik – zu beklagen: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum mit der Braunkohle ausgerechnet der letzte subventionsfreie Energie- und Innovationsträger aufs Abstellgleis geschoben werden soll“, so Brockmeier.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

In der Industrie ist das Geschäftsklima unverändert gut. Mit 18,4 Punkten ist der Indikator seit über einem Jahr weitgehend konstant. Die Industrie fungiert also weiterhin nicht als Konjunkturmotor. Der Saldo der Geschäftslage liegt mit 35,2 Prozentpunkten deutlich über dem Vorjahresquartal. Die Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland sind leicht verbessert. Bei den Geschäftserwartungen ist mit 1,6 Prozentpunkten kein besonders optimistischer Blick der Branche in das Jahr 2016 zu verzeichnen. Entsprechend ergibt sich saisonal bereinigt eine Eintrübung der Erwartungen.

Das Baugewerbe schätzt die Lage weiter optimistisch ein, die Zukunftserwartungen sind jedoch leicht getrübt. Das Geschäftsklima im Baugewerbe ist weiterhin gut. Der Branchenindex liegt mit 21,8 Punkten allerdings unter dem außerordentlich guten Vorquartal, die Euphorie vom Jahresende 2015 geht zurück. Bei der Geschäftslage wird mit 40,1 Prozentpunkten ein guter Wert für ein erstes Quartal erreicht. Die Geschäftserwartungen liegen mit 3,4 Prozentpunkten allerdings deutlich unterhalb des Vorjahres.

Im Dienstleistungsgewerbe ist die Stimmung (fast) ungetrübt. Der Geschäftsklimaindex bleibt mit 20,1 Punkten auf einem guten Niveau stabil. Dabei wird die Geschäftslage mit 35,2 Prozentpunkten leicht negativer eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen steigen dagegen wieder an und liegen mit 5,0 Prozentpunkten zum ersten Mal seit Anfang 2013 wieder etwas deutlicher über der Nulllinie. Bei den Beschäftigungsabsichten geht die Aufwärtsbewegung weiter und erholt sich stetig von dem Einbruch ab Mitte 2013. Die normalisierte Personalnachfrage trifft hier aber immer öfter auf ein sehr knappes Fachkräfteangebot.

Im Handel lässt der Überschwang aktuell etwas nach. Das Geschäftsklima im Handel hat sich mit 23,6 Punkten zum Vorquartal kaum verändert, liegt aber deutlich über dem Vorjahresquartal. Die Lagebewertung geht gegenüber dem Höchstwert des Vorquartals auf immer noch sehr gute 44,6 Prozentpunkte zurück. Der Saldo ist hier damit doppelt so hoch wie noch vor Jahresfrist und bestätigt die anhaltende Hochstimmung. Die Geschäftserwartungen bleiben mit 2,6 Prozentpunkten unverändert im Bereich der Nulllinie.

Das Verkehrsgewerbe drosselt das Tempo leicht. Das Geschäftsklima ist mit 12,5 Punkten im Vergleich zum Vorquartal zwar aufgehellt, die Verbesserung ist allerdings geringer als saisonal üblich. Die Einschätzung der Geschäftslage sinkt verglichen mit dem Vorquartal deutlich auf 9,9 Prozentpunkte und liegt damit auf Vorjahresniveau. Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen verbessern sich, auch wenn steigende Arbeitskosten und verstärkter Fachkräftemangel die Unternehmen belasten.

Industrie und Handelskammer Halle-Dessau (IHK)

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