Hermes-Areal: Halle bekommt neues Einkaufszentrum

29. Oktober 2012 | Wirtschaft | 3 Kommentare

14 Jahre nach den ersten Plänen soll nun im kommenden Jahr Baustart für ein neues Einkaufszentrum auf dem Hermes-Areal in Halle (Saale) sein. Ende des Monats soll der Stadtrat sein OK für den Satzungs- und Abwägungsbeschluss für den Bebauungsplan fassen.

12,5 Millionen Euro sollen investiert werden. Geplant ist ein 6.800qm großes Einkaufszentrum. Hauptmieter soll mit 3.800 Quadratmetern ein Kaufland-Markt werden. Auf 250qm dürfen sich Textil- und auf 150qm Drogeriemärkte niederlassen. Auch die bereits jetzt auf dem Gelände ansässigen Händler Zoo Stoczek, Aldi und ein Getränkemarkt werden dabei sein. Um die Verkehrsanbindung kümmert sich der Investor. Dabei soll die Zufahrt zum Hermes-Gelände verbessert werden, das war eine Forderung der Polizei. Von der Paracelsusstraße aus soll von Norden her kommend auf zwei Fahrspuren das Abbiegen in die Äußere Hordorfer Straße ermöglicht werden. In der Äußeren Hordorfer Straße selbst wird es dann eine Kreuzung zum Parkplatz des Einkaufszentrums geben. Daneben prüft der Investor eine zweite Zufahrt für den Lieferverkehr. Die derzeit noch als Privatstraße fungierende Hermesstraße wird im Zuge der Umgestaltung als öffentliche Straße ausgewiesen.

Doch der Widerstand gegen das Zentrum ist groß. „Dieses Vorhaben ist mit Zielen und Grundsätzen der Raumordnung unvereinbar, schadet der städtebaulichen Entwicklung der Innenstadt und verschärft verkehrliche Probleme“, heißt es in einer Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer IHK. Die Stadt sieht das in ihrer Abwägung anders. So könnten durch das neue Einkaufszentrum „Betriebsformendefizite im periodischen Bedarfsbereich abzubauen. Verbunden damit ist auch der Effekt, dass ein Teil der Kaufkraft im periodischen Bedarf, die derzeit aus dem Untersuchungsraum ins Umland abfließt, zurück gewonnen werden könnte.“ Sprich: die Stadt hofft, dass die Hallenser aus dem Paulusviertel künftig nicht mehr nach Peißen zum Einkaufen fahren. Die IHK fürchtet aber auch schädliche Auswirkungen auf die Innenstadt, was die Stadt ebenfalls anders sieht. Eine „ökonomische Unverträglichkeit“ sei nicht zu erwarten, „da die Umsatzumverteilungen insbesondere aus der Innenstadt mit maximal 1,5 % gering sind“, heißt es zur Begründung.

„Das angestrebte innenstadtrelevante Nutzungsgefüge auf dem Hermes-Gelände stellt eine unmittelbare Konkurrenz für den bestehenden Einzelhandel dar, die unter den derzeitigen Rahmenbedingungen existenzbedrohend ist“, wehrt sich der Verband der Kaufleute Sachsen-Anhalt gegen das Vorhaben. „Mit großer Besorgnis sehen wir, dass vornehmlich der Innenstadt Kaufkraft entzogen wird.“ Ähnlich lautet die Kritik der City-Gemeinschaft. Diese bezweifelt, dass es Bedarf für ein weiteres SB-Warenhaus gibt. Verwiesen wird unter anderem auf die geringe Kaufkraft von 86 Prozent, die rückläufigen Bevölkerungszahlen und den schon jetzt vor vorwiegend hohen Leerstand von Einzelhandelsgeschäften in der Innenstadt. „Dieses Bauvorhaben bedeutet keine zusätzliche Kaufkraft aus dem Umland sondern zieht weitere Kaufkraft aus der Innenstadt ab.“

Sorgen machen sich auch Laubenpieper der benachbarten Kleingartenanlage „Erholung 1920 e.V.“. Sie fürchten vor allem eine Zunahme des Straßenlärms. Bereits jetzt seien etliche Gärten zur Straße hin nicht mehr belegt.

Um das Einkaufszentrum wird seit Jahren gestritten. Das Landesverwaltungsamt hatte den Plänen ein jähes Ende bereitet, die Verwaltung musste erst vor Gericht ziehen. Später gab es noch Probleme um eine Bürgschaft und die Beteiligung des Investors an den Erschließungskosten. Beim Satzungsbeschluss dürfte es auf alle Fälle Widerstand von Grünen und Teilen der Linken geben.

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