GWG beginnt mit Sanierung der Heilanstalt-Villen
19. September 2012 | Wirtschaft | Keine KommentareGroße Teile der Nervenheilanstalt in Heide-Süd wurden abgerissen das Technologie- und Gründerzentrum breitet sich seitdem aus. Die drei spätklassizistischen Villen an der Daniel-Vorländer-Straße fallen dagegen nicht der Abrissbirne zum Opfer. Sie sollen saniert werden. Boardinghäuser sind Gästehäuser mit komplett möblierten Wohnungen. 42 davon sind vorgesehen. Am kommenden Montag beginnen die Arbeiten des städtischen Vermieters GWG Halle-Neustadt.
Vor allem internationale Forscher, die meist nur wenige Monate in Halle leben, zählen zur Zielgruppe. Die Wissenschaftseinrichtungen am Weinberg Campus hatten in der Vergangenheit bereits das Fehlen solcher Angebote bemängelt, was im Werben um internationale Spitzenkräfte von Nachteil sei.
Die vom Architekturbüro Thomas Irmscher erarbeitete Entwurfsplanung sieht die denkmalgerechte Sanierung der historischen Gebäudesubstanz sowie zwei ergänzende Neubauten vor. So entsteht ein modernes und funktionelles Ensemble aus fünf Gebäuden, die durch Glasgänge miteinander verbunden werden. Die mittlere der drei Villen dient entsprechend dieses Konzeptes als Empfangsgebäude mit halböffentlichen Aufenthaltsbereichen. Hier wie in den weiteren vier Gebäudeteilen befinden sich auf zwei Etagen insgesamt 42 voll möblierte Appartements. Die Ein- bzw. Zweiraum-Appartements werden 28 m² bis 52 m² groß sein, über ein eigenes Bad und eine Küchenzeile verfügen und mit Telefon- und Internetzugang versehen sein. Ein Appartement wird DIN-gerecht barrierefrei hergestellt, vier weitere werden weitestgehend barrierearm ausgebaut. Die Anlage des Grundstücks bleibe laut GWG im Wesentlichen erhalten und öffentlich zugänglich. Auch der Brunnen soll erhalten werden.
Im Herbst des kommenden Jahres soll das Gebäudeensemble zur Nut-zung übergeben werden. Als Eigentümerin wird die GWG Halle-Neustadt die Vermietung der Appartements selbst übernehmen und für die Bewirtschaftung entsprechende Firmen binden. Voraussichtlich im Frühjahr 2013 sollen Musterappartements bereitstehen.
Nachdem am 11. September 2012 der Aufsichtsrat des kommunalen Wohnungsunternehmens dem Vergabevorschlag der Geschäftsführung zugestimmt hatte, erhielt die Firma Günther Papenburg Hochbau GmbH als Generalunternehmer den Zuschlag. Kriterium für die Vergabeentscheidung waren insbesondere die nachgewiesene Kompetenz bei der denkmalgerechten Sanierung von Gebäuden sowie die erforderliche Leistungsstärke, die gesamte Bandbreite der notwendigen Bauleistungen anbieten zu können.
Auf dem Gelände der ehemaligen Heilanstalt Nietleben, vormals Königlich-Preußische Provinzial-Irrenanstalt, wurde das heutige Technologie- und Gründerzentrum TGZ angesiedelt. Inmitten dieses neu gebauten Technologieparks befinden sich noch aus der Zeit der Heilanstalt drei Gebäude, im sogenannten Schweizerhausstil von 1887-1894 errichtete Villen mit den Nummern 207, 210 und 211 sowie Nebengebäude. In diesen Gebäuden waren zur Zeit der Heilanstalt Patienten untergebracht. Ab 1935 wurden sie in den Neubau der Heeres- und Luftnachrichtenschule integriert und während der Besatzungszeit von der Roten Armee genutzt. Seit dem Abzug der Truppen im Jahr 1991 stehen die drei Villen leer und verfielen stetig.