Gewerkschaft sieht Job-Perspektive für Ukraine-Flüchtlinge im Gastgewerbe

19. Mai 2022 | Soziales, Wirtschaft | Keine Kommentare

Viele Hotels und Gaststätten in Halle sind derzeit dringend auf neues Personal angewiesen und könnten dabei auch Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive bieten.

Allerdings erklärt Jörg Most von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten: „Vorausgesetzt natürlich, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit!“ Der Regionalchef verweist auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Danach zählte das Gastgewerbe in Halle im April 62 offene Stellen – fast dreimal so viele wie noch vor einem Jahr.

„Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten.“, so Most weiter. Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen unterschiedlichster Herkunft – auch aus Osteuropa.

„Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht: vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau!“, betont der Geschäftsführer der NGG-Region
Leipzig-Halle-Dessau. Jetzt sei die Politik in der Pflicht, rasch die Weichen zu stellen, um das
Fußfassen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Wichtig ist, dass die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden. Und es muss einen vereinfachten Zugang zu Sprachkursen geben. Denn die Sprache ist der Schlüssel, um zurechtzukommen.“

Angesichts des hohen Anteils an Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten müsse sich der Staat zudem um genug Kita- und Schulplätze kümmern. Denn ohne Betreuungsangebote käme für die Eltern maximal ein Minijob mit wenigen Wochenstunden infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte berufliche Integration vertan.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren 92 Prozent der Ukrainerinnen in ihrer Heimat erwerbstätig oder befanden sich in der Ausbildung. Infos rund um die Arbeitsrechte, die Nicht-EU-Bürger haben, bieten die Beratungsstellen des gewerkschaftsnahen Netzwerks „Faire Integration“ auch in ukrainischer Sprache.

An die Adresse der Unternehmen macht Gewerkschafter Most deutlich: „Das Gastgewerbe steht für Gastfreundschaft und Willkommenskultur. Dazu gehört in dieser Situation, dass die Menschen, die in der Branche arbeiten wollen, fair bezahlt und behandelt werden. Gleichzeitig sollten die Firmen Geduld haben, gerade wenn am Anfang Deutschkenntnisse noch fehlen.“

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