Gentrifizierung: HWG verdoppelt Miete am Jerusalemer Platz
12. Mai 2014 | Wirtschaft | 8 KommentareAm 1. August beginnt die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) mit der Sanierung ihrer Plattenbauten in der südöstlichen Altstadt im Bereich des Jerusalemer Platzes. Viele bisherige Mieter werden wohl das Weite suchen, denn ihnen ist nun die saftige Mieterhöhung ins Haus geflattert.
Bei den meisten betroffenen verdoppelt sich die Miete. So muss ein Mieter für seine 25-Quadratmeter-Wohnung statt 117 Euro kalt künftig 235 Euro zahlen, hinzu kommen die Betriebskosten. Ein anderer Mieter erhielt für seine 50-Quadratmeter-Wohnung eine Mieterhöhung um 235 auf 502 Euro. Der Quadratmeterpreis liegt damit künftig bei rund 10 Euro. Hinzu kommen 116 Euro Nebenkosten.
Die betroffenen Mieter haben sich bereits an die Stadtratsfraktionen und den Mieterbund gewendet. Doch nach Anwaltsangaben ist die HWG im Recht. Bis zu 11 Prozent der Gesamtumbaukosten darf das Unternehmen auf die Miete umlegen. Das tue man „angemessen nach dem zulässigen Umlageschlüssel“, heißt es in einem Schreiben der HWG an die Mieter. „Als Mieter werden Sie unmittelbar von der geplanten Sanierung profitieren. Die neu berechnete Miete spiegelt ausschließlich den höheren Wohnstandard nieder. Wir hoffen hierfür auf ihr Verständnis.“
Die HWG will 5 Millionen Euro in die Sanierung der 203 Wohnungen stecken. 8 kleinere Wohnungen sollen zu vier größeren zusammengelegt werden, so dass die Zahl der Wohnungen auf 199 sinkt. Vorgesehen sind Dach- und Fassadendämmung sowie neue Fenster und Haustüren. Zudem werden weitere Balkone im Hof angebracht.
Ebenfalls ab 1. August werden 141 am Moritzzwinger saniert. Auch hier steht den Mietern eine saftige Mieterhöhung bevor. Kein Wunder, braucht die HWG doch dringend Einnahmen. Sie muss jährlich 5 Millionen Euro an die Stadt abführen.
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Gentrifizierung !? die haben nich mal den Arsch in der Hose,und das ganze verständlich zu kommentieren ! Aufwertung eines Stadtteils durch dessen Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die dort ansässige Bevölkerung durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt wird ! das is nicht nur Gierig ! für mich is das sogar Menschenverachtend ! ! !
10,0 € in allenfalls mittlerer Lage und sanierter Platte – das ist schon ziemlich fett.
Wenn die HWG wenigstens städtebauliche Verantwortung übernehmen würde, und beispielsweise im Denkmalschutz aktiver wäre, könnte man ja noch ein gewisses Verständnis aufbringen. Hier mal ne Übersicht, was Wohnungen in besserer Lage (Mühlwegviertel) so kosten:
http://www.nestoria.de/wohnung/mieten/muehlweg_halle
Die HWG braucht dringend Einnahmen, schreibt jemand. Und gleichzeitig hat die HWG einen für die Stadt ungünstigen Gesellschaftervertrag mit der Firma Papenburg abgeschlossen, nämlich die neue Firma HGWS gegründet. Dabei haben sie den Fehler gemacht, dass die HWG nur 50% Anteile hält, also weder eine Richtung vorgeben kann, obgleich das Kürzel für „Wohnen und StadtENTWICKLUNG“ steht. Noch kann die HWG irgendwelche Ausschüttungen an die Stadt machen, und Handwerkerleistungen werden nicht mehr ausgeschrieben, sondern Papenburg übernimmt alle selbst und hat sich so eine neue Monopolstellung gesichert. Und wer ist Aufsichtsratvorsitzender des HWG und trägt das alles mit: unser lieber Herr Bürgermeister. Im Paulusviertel kann man derzeit erleben, was diese neuen Auswüchse im Geschäftsgebaren der HWG so anrichten: ein überdimensioniertes Bauvorhaben, gegen das sich 6500 Bürger innerhalb kürzester Zeit mit einer Petition an den Stadtrat ausgesprochen haben, wird dennoch in aller Rücksichtslosigkeit durchgesetzt. Und wenn am Jerusalemer Platz 10 Euro Miete verlangt werden, werden es im Paulusviertel bestimmt noch mehr sein. Auch im Paulusviertel wird die Gentrifizierung vorangetrieben, von der Gesellschaft, die angeblich „Stadtentwicklung“ macht. All dies wurde mehrfach angemahnt, aber leider von den entsprechenden Stellen verworfen. Meiner Meinung nach liegt das in Interessenkonflikten von Stadträten, die einerseits im Planungsausschuß, andererseits in der HWG sitzen und ähnlichen Vermischungen von Interessen. Armes Halle.
10€ sind für Halle schon ziemlich viel.
Aber
– die 11% Umlage der Modernisierungskosten ist schon seit Jahren beschlossen, bis auf die Linken hatten alle anderen die Chance, das zu ändern. UND???
– das Material ist bestimmt nicht billiger geworden, die Handwerkerlöhne sind gestiegen
Aber der Vermieter muss sich Geld beschaffen, um die Modernisierung zu finanzieren, die Zinsen sind unten.
Was da vielleicht noch unter Instandsetzung verbucht werden kann (und damit nicht auf die Mieter umgelegt werden kann), kann nur ein Sachverständiger einschätzen, ebenso „Luxussanierung“
Das ist doch die Kernaussage in dieser Bananenrepublik. Der Deutsche Michel hat gefälligst die Fresse zu halten, alles zu dulden und zu ertragen, ja nicht denken oder widersprechen und für alles und jeden zu zahlen.
Wenn ich solche Sprüche höre:“Wir hoffen auf ihr Verständnis“ kann ich nur kotzen.
Diskussionen hier:
http://hallespektrum.de/thema/hwg-verdoppelt-die-miete-im-bereich-grosserberlin/
Ein Grund, nicht Mieter bei der HWG zu sein, die haben doch den Arsch offen…