Corona: mitteldeutsche Wirtschaft pessimistisch gestimmt

17. Juni 2020 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Die Auswirkungen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen rufen in Mitteldeutschland eine branchenübergreifende Wirtschaftskrise hervor. Das zeigen die Ergebnisse der gemeinsamen Konjunkturumfrage von Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern (IHK) aus Leipzig und Halle (Saale), die insgesamt 145.000 Unternehmen in der Region vertreten. Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale), und Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig, stellten die Ergebnisse am Mittwoch in Halle (Saale) vor und berichteten von einer Trendwende: Deutete sich schon vor der Pandemie eine gedämpftere, aber immer noch positive Konjunkturentwicklung an, hat der über Jahre hinweg anhaltende  Wachstumsprozess des mitteldeutschen Wirtschaftsraumes nunmehr ein abruptes Ende gefunden.

Der Konjunkturklimaindex für die mitteldeutsche Wirtschaft sinkt von sehr guten 83 Punkten im Frühjahr 2019 auf aktuell -20 Punkte, den niedrigsten Wert seit 2005. Die konjunkturelle Entwicklung vollzieht in allen Wirtschaftsbereichen eine deutliche Abwärtsbewegung. Während die
mitteldeutschen Unternehmen noch bis Februar 2020 eine freundliche Konjunktureinschätzung gaben, hat sich die Situation seitdem völlig verändert. Der über Jahre anhaltende Wachstumsprozess des mitteldeutschen Wirtschaftsraumes hat damit ein abruptes Ende gefunden.

Ausnahme: Bauwirtschaft

Alle Branchen – mit Ausnahme der Bauwirtschaft – melden nunmehr einen Lageindikator nahe der Nulllinie und stark einbrechende Geschäftserwartungen. „Wir erwarten für 2020 sehr deutliche Umsatzeinbußen, und in der Folge auch rückläufige Beschäftigung in unseren Unternehmen“, sagte Handwerkskammerpräsident Thomas Keindorf.

IHK-Präsident Kristian Kirpal: „Im Sturzflug ist die Stimmung der regionalen Unternehmen sogar unter den Tiefststand der Wirtschafts- und
Finanzkrise von vor elf Jahren zurück gefallen. Für viele Unternehmen ist die Situation längst existenzbedrohend. Eine schwere Rezession ist nicht
mehr abzuwenden.“

„Die Politik sollte jetzt Konjunkturimpulse insbesondere im Investitionsbereich setzen, um schnell wieder aus der Rezession herauszufinden. Gleichzeitig müssen zusätzliche Steuer- und Abgabenlasten für Unternehmen auf lange Sicht ausgeschlossen werden, um eine schnelle Erholung der Wirtschaft nicht abzuwürgen“, betonte IHK-Präsident Kirpal.

Die beiden Präsidenten mahnen die Gestaltung von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen an, unter denen sich die Unternehmen in Mitteldeutschland weiterentwickeln können und die Region für Investoren attraktiv bleibt. Die Coronakrise dürfe den Blick jetzt nicht verengen. Die Belastungen aus der Energiewende müssten begrenzt und der Strukturwandel der mitteldeutschen Kohleregion vorangebracht werden.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben