Ausbildungsmarkt: Strukturwandel und Corona-Krise sichtbar

23. April 2021 | Wirtschaft | Keine Kommentare

 

Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt setzen trotz der schwierigen Pandemielage weiter auf Ausbildung. Das zeigen die vorläufigen Ausbildungsmarktdaten der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen für das Ausbildungsjahr 2020/2021. So wurden den Arbeitsagenturen im Land von Oktober 2020 bis März 2021 9.751 Ausbildungsstellen für den Ausbildungsbeginn im Spätsommer gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 85 Stellen mehr, was einem Plus von 0,9 Prozent entspricht. Im Vergleich zum „Vor-Pandemie“ Jahr 2019 beobachten die Arbeitsagenturen allerdings einen Rückgang bei den Stellenmeldungen. Im März 2019 lag die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Ausbildungsstellen bei 10.314.

Prozentual weniger Stellenmeldung im Vergleich zum März 2020 gab es etwa in den Wirtschaftszweigen „Kohlebergbau“, der Energieversorgung, den Finanzdienstleistungen, den Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen und dem Gastgewerbe. Stellenzuwächse sind etwa in der Informationstechnologie, in Unternehmensverwaltungen, der öffentlichen-Verwaltung und im Bereich Erziehung- und Unterricht zu verzeichnen. Absolut gesehen gab es die höchsten Stellenrückgänge im verarbeitenden Gewerbe. Die höchsten Stellenzuwächse gab es absolut gesehen im Bereich Unternehmensverwaltung. Im März waren noch 6.720 Ausbildungsstellen frei, 198 weniger als vor einem Jahr. Die meisten freien Stellen gibt es zurzeit im verarbeitenden Gewerbe und im Handel.

„Wir ziehen erst im Herbst eine abschließende Bilanz. Fakt ist aber, dass sich deutlicher denn je auf dem Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt die aktuellen Megatrends zeigen: Der Strukturwandel, der mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung etwa im Banken und Finanzbereich und einem Bedeutungsverlust des Bereichs Bergbau einhergeht. Dazu kommen jetzt noch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die besonders das Gastgewerbe und den Sport- und Touristikbereich betreffen. Grundsätzlich setzen die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt trotz der unsicheren Lage aber weiterhin auf die Ausbildung junger Menschen. Das ist angesichts des oftmals hohen Altersdurchschnitts in Unternehmen der richtige Weg und eine nachhaltige Investition in die Zukunft, weil der demografische Wandel mit seinen Folgeerscheinungen die größte Herausforderung auf dem Arbeitsmarktbleiben wird.“, sagte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Auch Unternehmen in Kurzarbeit sollen unbedingt ausbilden und Auszubildende übernehmen
Deshalb sollten auch Unternehmen, die aktuell von Kurzarbeit betroffen sind, weiterhin unbedingt Ausbildungsverträge abschließen und Auszubildende übernehmen, erklärte Markus Behrens. „Dafür bedarf es keiner Zustimmung durch die Bundesagentur für Arbeit.“, so Behrens weiter. Mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ könnten Unternehmen darüber hinaus unter bestimmten Voraussetzungen für beginnende Ausbildungen finanziell unterstützt werden.

Während sich die Kräftenachfrage durch Unternehmen stabil zeigt, verzeichnen die Arbeitsagenturen aber deutliche Rückgänge bei den Bewerberzahlen: Seit Oktober 2020 meldeten sich in Sachsen-Anhalt 6.678 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen zur Vermittlung in eine Ausbildungsstelle an. Das sind 653 weniger als vor einem Jahr. „Schülerinnen und Schüler sind wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen und Unterrichtsausfälle weniger häufig mit den Berufsberatern der Arbeitsagenturen in Kontakt gekommen und haben sich dadurch auch weniger häufig zur Vermittlung angemeldet. Aus diesem Grund bauen wir unsere digitalen Angebote, wie etwa individuelle Beratungstermine per Video oder Telefon, Live-Sessions bei Youtube und virtuelle Ausbildungsmessen immer weiter aus.“, erklärte Markus Behrens. Er rief Eltern und Schüler auf, die Beratungsangebote der Bundesagentur für Arbeit weiter zu nutzen. Die Chancen auf eine gute Ausbildung in Sachsen-Anhalt blieben trotz Pandemie gut. Derzeit stünden rein rechnerisch jedem noch unversorgtem Bewerber 1,53 Ausbildungsstellen zur Auswahl.

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