Agroforst
26. März 2020 | Wirtschaft | 4 KommentareWas wäre wenn es ein Verfahren gäbe, CO₂, aus der Atmosphäre einzusammeln, in Kohlenstoff und Sauerstoff aufzuspalten, den Kohlenstoff zur Humusbildung in die Ackerböden zu bringen, und den Sauerstoff wieder in unsere Umgebungsluft zu entlassen?
Und das Ganze kostenfrei und umweltfreundlich mit Sonnenenergie betrieben würde? Das wäre doch fantastisch, oder?
Es gibt dieses Verfahren tatsächlich, es heißt Photosynthese und die Pflanzen leisten das für uns! Wenn wir es schaffen in unserer Landwirtschaft einige regenerative Elemente einzufügen, oder im Idealfall das ganze System der Regenerativen Landwirtschaft umzusetzen, haben wir ein großes Potential, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entnehmen und mit Hilfe der Landwirtschaft zu binden. Wir müssen lernen, die Pflanzen und die Mikrobiologie richtig zu nutzen.
Als Agroforstwirtschaft wird grundsätzlich ein Landnutzungssystem bezeichnet, bei dem Landwirtschaft (landwirtschaftliche oder gärtnerische Kulturpflanzen oder Grünland und/oder Nutztiere) mit der Nutzung von Gehölzpflanzen (Bäume und/oder Sträucher) auf ein und derselben Bewirtschaftungsfläche verbunden sind.
Laut zahlreicher wissenschaftlicher Studien und Publikationen aus Deutschland, Europa und dem internationalen Forschungskontext wäre dies ein erfolgversprechender und praktikabler Lösungsansatz mit gesamtgesellschaftlichen Vorteilen. Genannt sei hier stellvertretend der Sonderbericht des IPCC „Klimawandel und Landsysteme“ (2019), der AFS als eine besonders wirksame und sehr kosteneffektive Handlungsoption mit mehrfach positiven Klimaeffekten im Landnutzungsmanagement einschätzt. Das hat nun auch die Bundesregierung erkannt und Agroforstsysteme unter dem Punkt „Humuserhalt und -aufbau im Ackerland“ als Maßnahme in das Klimaschutzprogramm 2030 aufgenommen.
Durch die bewusste Kombination von Baum- und Strauchkulturen mit Acker- bzw. Gemüsebau oder Weideflächen bzw. Tierhaltung stellen Agroforstsysteme multifunktionale und integrierte Landnutzungskonzepte mit einem hohen Zukunftspotential dar, da diese an die lokalen Standortverhältnisse anpassungsfähig sind, viele Nutzungsoptionen zulassen (Biomasse, Wertholz und Fruchtkomponenten), diverse ökologische Dienstleistungen erfüllen können und insgesamt zur erhöhten Biodiversität und Strukturvielfalt in der Landschaft beitragen.
Sollten sich die klimatischen Bedingungen im Mitteldeutschen Trockenraum sich weiter verschärfen, könnten Agroforstsysteme im Zusammenhang mit Humusaufbau und einer Vergrößerung des Waldanteils entscheidend dafür sein, ob dann überhaupt noch Landwirtschaft möglich ist.
Holger Tuch / Andreas Müller / Daniel Fischer. Fotos: 1.u.2. Daniel Fischer, 3. ToK
Die Autoren sind Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Mitteldeutschland, kurz AbL. Diese setzt sich als bäuerliche Interessenvertretung auf allen Ebenen für eine sozialverträgliche sowie umwelt- und klimagerechte Form der Landwirtschaft ein. Daher beziehen wir Stellung zu agrarpolitischen Inhalten und Themen, nehmen an Anhörungen, Fachgesprächen und Gesprächsrunden teil und organisieren zahlreiche Demonstrationen und Veranstaltungen wie zuletzt den Tag der Landwirtschaft am 1. Februar in Halle. Interessenten sind bei unserem Stammtisch gerne gesehen, der grundsätzlich jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 19:00 Uhr im Celtis Kulturgarten in Halle (Saale) stattfindet, wenn es keine Coronakrise mehr gibt.
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@Redhall: das Zitat ist nicht von Liebig (auch nicht von Nazi-Swen), sondern von der SED-Chemiekonferenz 1958 in Leuna.
wird ja schon umgesetzt, siehe Fotos
Guter Gedanke, nun muss nur die Umsetzung funktionieren.
chemie bringt brot wohlstand und schönheit
Justus von Liebig läßt grüßen!