„Vogelattacke“ mit Trautonium im Lux-Kino am Zoo

1. November 2017 | Kultur, Nachrichten | Keine Kommentare

Peter Pichler am Mixturtrautonium

Zum Auftakt der 10.Filmmusiktage Sachsen-Anhalt gab es am 30.Oktober 2017 in Halles Lux-Kino den Hitchcock-Horror-Klassiker „Die Vögel“ mit Live-Musikbegleitung auf einem Mixturtrautonium. Gespielt wurde das Trautonium von dem weltweit anerkannten Experten und Künstler Peter Pichler. Vor Beginn der Filmvorführung im nahezu vollbesetzten Kino erläuterte Peter Pichler, was es mit dem Trautonium auf sich hat, denn dieses mit zahlreichen Schaltknöpfen und einer Metallschiene bestückte Gerät wird kaum jemand unter den Zuschauern gekannt oder gar zuvor gesehen haben. In einem Trailer präsentierte Pichler eine kurze Übersicht über das Mixturtrautonium und seine Anwendungsmöglichkeiten. Die Live-Vertonung von Filmen ist mit diesem Instrument etwas ganz Besonderes, da es gleichzeitig sowohl als Melodieninstrument als auch als Effektgerät genutzt werden kann. Diese Möglichkeiten kannte auch Alfred Hitchcock und beauftragte 1963 den deutschen Trautoniumkünstler Oskar Sala mit der Vertonung seines Films „Die Vögel“. Seine Musik- und Geräuscheffekte wurden zu wesentlichen Bestandteilen der Filmdramaturgie. Heute ist Peter Pichler einer der sehr wenigen Künstler weltweit, die dieses museale Instrument, das als Vorläufer der modernen Synthesizer gilt, noch genial beherrschen und spielen können. Das stellte er bei der Vorführung des Hitchcock-Thrillers überzeugend unter Beweis. Gefühlvoll und virtuos untermalte er die Filmdialoge und Szenen, ließ die trickreichen Szenen realistisch wirken, wodurch Hitchcocks Psychoeffekte an Dramatik gewannen. Sehr beeindruckt von der Präsentation dieses Juwels der Filmmusikgeschichte und dem Können von Peter Pichler applaudierten die Kinobesucher anerkennend am Ende der Filmvorführung.

Den vielen musik- und technik-begeisterten Besuchern erklärte Peter Pichler anschließend bereitwillig detailliert Funktionsweise und Historie dieses fast vergessenen Musikinstruments. Er nutzt dieses Instrument nicht nur für Filme und Soundeffekte, sondern auch in anderen Musik-Genres. Viele Werke wurden, wie er berichtete, eigens für das Trautonium geschrieben und sind aufgrund der Komplexität des Instruments auch nur mit diesem spielbar. Mit der rasant fortschreitenden Entwicklung elektronischer Musikinstrumente erlahmte aber das Interesse am Trautonium, so dass es heute fast vergessen ist.

(Fotos: Jessen Mordhorst)

(H.Ferenz)

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