Welterbe: Franckesche Stiftungen wollen es in einigen Jahren erneut probieren
7. Januar 2016 | Vermischtes | 4 KommentareAm Donnerstag hat das Kuratorium der Franckeschen Stiftungen entschieden, den Antrag als UNESCO-Weltkulturerbe zurückzuziehen. Doch zu gegebener Zeit soll ein neuer, überarbeiteter Antrag gestellt werden.
„Die Stiftungen lassen sich nicht entmutigen“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Helmut Obst. Kultusminister Stephan Dorgerloh nannte den Antrag „qualitativ sehr gut“. Die Rücknahme heiße nicht, das Ziel aufzugeben. Mittelfristig wolle man den Antrag neu aufstellen. Jetzt gelte es zunächst, die Begründung lesen, wie erweitern. Vielleicht mit internationalen Partnern neu aufstellen. Dies sei auch im Sinne Franckes. Wenn sich bei ihm eine Tür zugeschlagen habe, habe er woanders eine neue geöffnet. Zugleich machte Dorgerloh deutlich, dass die finanzielle Unterstützung nicht an den Welterbe-Titel gebunden ist.
Stiftungs-Direktor Thomas Müller-Bahlke dankte insbesondere den Zuwendungsgebern, die die Erarbeitung des Antrags seit 2012 unterstützt haben. So hat das Kultusministerium 230.000 Euro bereitgestellt. Auch Drittmittel konnten eingeworben werden, der städtische Vermieter HWG hatte eine Aktion gestartet und auch das Stadtmarketing hat sich finanziell eingebracht. Mit der jetzigen Entscheidung zum Rückzug könne am meisten Schaden verhindert werden, so Müller-Bahlke. Immerhin hätte man sich bei einer Ablehnung des Antrags nicht wieder neu bewerben können. Mit dem Rückzug ist das anders. Die Stiftungen stehen nun wieder auf der deutschen Tentativliste. Jetzt wolle man die Lage prüfen, aber nichts überstürzen, so der Stiftungsdirektor. Es gelte die komplexe Lage zu analysieren, man wolle keinen unnötigen Zeitdruck aufbauen. Doch Müller-Bahlke lies durchblicken, dass das Urteil des Weltdenkmalrats ICOMOS doch schmerzt. „Die Argumente können wir nicht akzeptieren“, sagte er. Die Argumente zur Ablehnung seien pauschal und würden von einem hohen Maß an Unkenntnis zeugen. Es sei keine sachliche, fachliche und inhaltliche Diskussion erfolgt. Doch sind die Franckeschen Stiftungen möglicherweise einfach nur titellos, weil es in Deutschland schon zu viele Welterbestätten gibt? Schließlich gab es Äußerungen, Deutschland sollte fünf Jahre lang komplett auf Bewerbungen verzichten. „Die Opferrolle liegt uns nicht“, stellt Müller-Bahlke klar. Jetzt wolle man sich erstmal Zeit nehmen.
Kultusminister Stephan Dorgerloh regte an, sich bei der Neubewerbung internationaler aufzustellen. Doch alle Seiten sind sich einig, dass beim Antrag gute Arbeit geleistet wurde. „Wir haben von Anfang an auf die Qualität des Antrags gesetzt“, so Müller-Bahlke. „Und wir stehen weiterhin zu den Inhalten, die wir vorgelegt haben. Wir würden den Antrag von den inhaltlichen Argumentationssäulen wieder so stellen.“ Kultusminister Dorgerloh verwies auf das „exzellente Team“, das den Antrag vorbereitet habe, „hervorragende Wissenschaftler.“ Er könne auch keinen Mangel an Unterstützung seitens des Landes erkennen. Überrascht vom niederschmetternden Urteil des Denkmalrats sind jedenfalls alle. Schließlich wurde das deutsche Vorverfahren problemlos durchlaufen, der deutsche Denkmalrat war laut Müller-Bahlke überzeugt.
Doch trotz der Ablehnung zeigen sich die Stiftungen zufrieden mit dem, was schon erreicht wurde. „Wir haben durch das ganze Verfahren viel gewonnen“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Obst. Beispielsweise gebe es nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bauzeit und auch der Bekanntheitsgrad habe gesteigert werden können. „Wir haben Sympathie in breiter Form hervorgerufen“, meint Müller-Bahlke und kündigt an, dass es für die Bevölkerung noch ein Dankeschön geben soll. Wie das aussehen wird, das wollen die Stiftungen aber noch nicht verraten.
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Der Artikel „Müller-Bahlke“ existiert in der deutschsprachigen Wikipedia nicht.
In der nächsten Runde wird ein Herr Dorgerloh unbedeutend sein…
Ein altes lateinisches Sprichwort lautet übersetzt:
Wenn du entdeckst, daß die Stadt in der du lebst zu groß für deinen Horizont ist, dann geh mit Gott, aber geh.
Quelle: http://www.roland-schaefer.de/totespferd.htm
Von der USA lernen heißt siegen lernen: 😉
Eine uralte Weisheit der Dakota-Indianer besagt:
„Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.“