Schlachthof: wie die Ökodorf-Pläne in Rauch aufgehen

27. Mai 2015 | Vermischtes | 2 Kommentare

Immer wieder muss die hallesche Feuerwehr zum Schlachthof in der Freiimfelder Straße ausrücken. Meist sind es kleinere Brände, die schnell gelöscht sind. Doch in den vergangenen Tagen mussten die Kameraden gleich zweimal zu Großbränden ausrücken. Einmal brannten tausende alte Bahnschwellen, am Pfingstmontag schließlich eines der leerstehenden Gebäude.

Dabei gibt es durchaus Ideen für das Areal, eine Genossenschaft „Halle im Wandel“ hat sich bereits vor anderthalb Jahren gegründet. Doch die Pläne scheitern nicht zuletzt an unrealistischen Preisvorstellungen. Das Gelände gehörte zuletzt einer Aktiengesellschaft aus Leipzig, die sich auf den Ankauf und die gewinnbringende Verwertung von NPL-Banken-Kreditforderungen (Problemkrediten) spezialisiert hat. Die hatte die Rechte an ein Kölner Inkassounternehmen weitergereicht. Laut Gutachten hat der Schlachthof einen Wert von 1,3 Millionen Euro, hinzu kommt noch eine Grundschuld von vier Millionen Euro. Die konnte schon reduziert werden, denn laut Akten war das Grundstück einmal mit 14 Millionen DM belastet. Vorzugsschuldner ist die Stadt Halle (Saale) selbst, sie wartet noch auf mehrere hunderttausend Euro Grundsteuer. Und genau diese Forderung verhindert laut Inkassogesellschaft derzeit eine Zwangsversteigerung des Areals.

Seit zwei Jahrzehnten nun steht das weitläufige Gelände leer. 55.000 Quadratmeter umfasst das Areal. Die ersten Gebäude entstanden 1892 auf dem Gelände des früheren Ritterguts Freiimfelder. Im Laufe der Jahre kamen immer wieder Erweiterungen hinzu. Scheiben der Gebäude sind inwzischen zerschlagen, überall liegt Müll umher. Neben entsorgten Kühlschränken, Zeitungen und Möbel lagern auch hunderte Reifen auf dem Gelände. Auch alte Unterlagen des Schlachthofs sind zu finden wie Bestelllisten, Mahnungen, Kreditanträge und sogar Urkunden aus DDR-Zeiten. Und genau diese Hinterlassenschaften sind es, die immer wieder zu Feuerwehreinsätzen führen.

Geld dürfte aber nicht das einzige Problem sein. So muss geklärt werden, welche Belastungen im Boden sind. So müssen die alten Blutwannen beseitigt werden. Auch gibt es etliche, zum Teil nicht vermerkte Keller, die zur Gefahr werden können. Jede Menge Müll, darunter 2.000 Altreifen, lagern auf dem Gelände. Doch das Hauptproblem ist der Lärm. Dabei spielt nicht nur die Bahnstrecke mit dem geplanten Rangierbahnhof rein, sondern auch der Autolärm der Freiimfelder Straße.

Im Flächennutzungsplan der Stadt ist das Gelände als Sonderfläche ausgewiesen. Deshalb muss, bevor die Ideen des Ökodorfs verwirklicht werden kann, zunächst ein Änderungsverfahren ausgelöst werden. Auch der Denkmalschutz darf nicht außer Acht gelassen werden. Eventuell ist aber eine Neueinstufung möglich, welche Teile noch mit einem tragbaren Kostenaufwand saniert werden können. Zudem ist ein Bebauungsplanverfahren nötig. Es wird also ein harter und steiniger Weg. Doch genau diesen harten Weg hat das Gelände ja ohnehin hinter sich. Einst wollte man hier ein großes Fachmarkt- und Einzelhandelszentrum mit Markthalle etablieren. Später gab es die Idee zu studentischem Wohnen in Containermodulen. Jedes Jahr stand eine neue Consultingfirma auf der Matte, die im Auftrag der wechselnden Gläubiger tragfähige Konzepte erarbeiten sollte. Passiert ist bis heute nichts.

Die Genossenschaft „Halle im Wandel“ wollte eine Art Ökodorf inmitten der Stadt errichten. Ein großes Gewächshaus war eine Idee, angebautes Obst und Gemüse könnte in einer Stadtteilküche gleich weiterverarbeitet werden. Die größte der ehemaligen Lagerhallen könnte zur Markt- und Basarhalle umfunktioniert werden. Werkstätten sind denkbar, Solarzellen auf dem Dach, Kita, Schule. Produzieren, Reparieren und Tauschen sollen im Mittelpunkt stehen. Die Initiatoren denken an ein großes Gewächshaus, eine Halle für Regional- und Tauschmärkte, Werkstätten. Am 31. Mai wollen sich die Initiatoren der Genossenschaft wieder zu einer Sitzung treffen.

Print Friendly, PDF & Email
2 Kommentare

Kommentar schreiben