Nach schwerem Badeunfall in der Saline: Wasserwacht mahnt Eltern zur Wachsamkeit
6. Juni 2015 | Vermischtes | 11 KommentareEin schwerer Badeunfall hat sich am Samstag im Saline-Freibad in Halle (Saale) ereignet, ein sechsjährige Junge ringt mit dem Tod. Die DRK-Wasserwacht apelliert deshalb an die Eltern, Kinder beim Baden nicht aus dem Auge zu lassen.
Kinder, die nicht schwimmen können, schweben am und im Wasser in ständiger Gefahr, so die Wasserwacht. Schnell seien gerade Kleinkinder ins Wasser gefallen. Ihr niedriger Körperschwerpunkt lasse kleine Kinder, wenn sie mit dem Gesicht im Wasser gelandet sind, nur schwer wieder aufstehen. Erschrocken verlieren sie zudem die Orientierung und ein an sich lebenswichtiger Reflex, das Schließen der Stimmritze, verhindert, dass sie weiteratmen, mahnt die Wasserwacht. Die Folge sei das „trockene Ertrinken“. „Kinder ertrinken leise“, so Dr. Sven Thomas von der DRK-Wasserrettung Halle.
Viele Badeunfälle passieren deswegen, weil der Nachwuchs nicht richtig schwimmen gelernt hat. Immer weniger Kinder in Deutschland legen die Prüfung zum Freischwimmer ab. Das „Seepferdchen“, so Dr. Sven Thomas, ist dabei nur der erste Schritt; es garantiert nicht für die Sicherheit der Kinder im Wasser. Eltern sollten unbedingt Wert darauf legen, dass ihre Kinder beim Schwimmen in der Schule oder im Verein, das Jugendschwimmabzeichen ablegen. Erst dann ist sicheres Schwimmen möglich.
Eltern seien am Wasser jede Sekunde gefordert und zu 100 Prozent verantwortlich – auch im öffentlichen Schwimmbad, in dem es Aufsichtspersonal gibt. Schwimmhilfen, wie Schwimmflügel oder Schwimmgürtel, bieten keinen zuverlässigen Schutz vor dem Ertrinken. Von Wasserspielzeug, wie aufblasbaren Ringen oder Luftmatratzen, gar nicht zu reden: Sie gaukeln Sicherheit vor, wo keine ist.
Wenn etwas passiert, ist häufig Unachtsamkeit die Ursache. Die Eltern verlassen sich zu sehr auf die Rettungsschwimmer und verlieren die Kinder aus dem Blick. Kinder bis sechs Jahren bedürfen im Schwimmbad einer Aufsichtsperson. Zudem gibt es im Schwimmbad Bereiche, die nur unter Aufsicht der Eltern genutzt werden dürfen, beispielsweise die „Babybecken“. Diese Bereiche müssen mit einem Schild gekennzeichnet sein.
Fraglos sind auch die Rettungsschwimmer für das Geschehen im Bad verantwortlich. Betreiber eines Schwimmbads müssen der Verkehrsicherungspflicht nachzukommen. Es gibt es feste Grundsätze für die Wasseraufsicht, zum Beispiel muss der Rettungsschwimmer immer so positioniert sein, dass er eine durchgängige Sicht auf die Becken hat. Bei mehreren Becken muss sichergestellt sein, dass jedes Becken beaufsichtigt wird. Trotzdem wird auch von der Rechtsprechung anerkannt, dass Rettungsschwimmer stets mehrere und verschiedene Bereiche des Bades im Blick haben müssen. Eine Verkehrssicherungspflicht kann keine lückenlose Sicherheit bieten. Ein „Restrisiko“, das juristisch „allgemeines Lebensrisiko“ genannt wird, bleibt bestehen. „Eine Aufsicht, die so effizient ist, dass sie jeden Unfall vermeidet, ist mit zumutbaren Mitteln nicht erreichbar und deshalb auch aus Rechtsgründen nicht geboten“, hieß es dazu etwa in einem Urteil des Landgerichts Köln (16 O 91/00 LG Köln). Deshalb sei dauerhafte Vorsicht und Aufsicht beim Baden mit Kindern oberstes Gebot für Eltern.
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Meine Frage an Dich war rein rhetorisch. Selbst das scheinst du nicht von allein zu merken…und Tschüss
Horst ja das hast du – so ziemlich alles – Auch die Angelegenheit mit den Angestellten und den Ehrenamtlichen … was den aktuellen Stand angeht … der Presse entnehmen … und dann hier gut sein lassen
Du haust hier (wieder mal) einiges durcheinander.
Sind die Rettungsschwimmer in der Saline nun ehrenamtlich oder verdienen sie nur zu wenig zu Geld?
Und was hat das damit zu tun, dass die Beckenaufsicht zum Unfallzeitpunkt rein gar nicht stattgefunden hat?
Aus deiner Sicht (der vorherigen statements) ist das ganze ja eh Sache der Eltern und anwendenden anderen Badegäste, oder hab ich dich da falsch verstanden?
Das große Problem ist doch, dass die Bäder GmbH zu wenig Fachpersonal für die Freibadsaison (und prinzipielle) binden konnte. Die Hauptlast der Wasseraufsicht tragen die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer. Warum ist das so: es ist wieder einmal das liebe Geld. Die Leipziger Bäder zahlen dem Fachpersonal mehr – angemessen mehr, sodass das Personal sogar den Weg nach Leipzig auf sich nimmt und sich dort für die Freibad-Saison anstellen lässt. Wie viel Verantwortung also trägt die Bäder GmbH (SWH, Stadt) in diesem Fall aufgrund ihrer Personal- und Finanzpolitik?
1.) Die Zeugenaussagen dazu sind so eindeutig, dass die Polizei inzwischen keine neuen Zeugenaussagen mehr aufnimmt.
2.) ist es zynisch, jetzt allen anwesenden Badegästen zu bescheinigen, dass sie den Unfall hätten verhindern müssen.
… nicht erst …
Horst … Sie waren anwesend? Warum haben Sie dann das Kind nicht gerettet? Dann hätte es vielelicht erst reanimiert werden müssen
Der Hinweis an die Eltern ist richtig und notwendig.
Trotzdem ist mir die „Einordnung“ einen Tick zu einseitig, wenn man gleichzeitig die die Rettungsschwimmer juristisch zu entlasten versucht.
Im aktuellen Fall hatten weder die Eltern noch die Rettungsschwimmer das Becken im Blick, da die Rettungssschwimmer grad mit einem anderen Verletzten zu tun hatten.
Hallo Horst!
Was bitte ist daran befremdlich, wenn der Chef der DRK-Wasserwacht Halle darauf hinwiest, dass Kinder richtig schwimmen gelernt haben sollten und Eltern sich nicht allein auf die Bademeister verlassen sollten!
na Horst, bist n´ DLRG-Mitglied? 😉
es geht hier um keine Entlastung, sondern um eine Einordnung. Für mich sind es Hinweise und Erklärungen und Einordnungen.
Ich finde es befremdlich, dass sich hier direkt nach so einem Unfall die Wasserwacht resp. Rettungsschwimmer erstmal selbst entlasten, bevor überhaupt der genaue Ablauf geklärt ist. Fakt ist leider, dass weder die Eltern noch die Rettungsschwimmer das Becken im Blick hatten das, weil sie sich offenbar gegenseitig aufeinander verlassen haben. Wie das ganze juristisch zu werten ist, wird sich noch rausstellen. Da Wasserwacht an dem Fall beteiligt ist, sollte sie sich hiermit vorschnellen Belehrungen (und so liest sich das!) besser zurück halten.