Kefersteinstraße: Anwohner gründen Bürgerinitiative
17. Oktober 2012 | Vermischtes | Keine KommentareBegonnen hat alles mit Parkplätzen, die wegen einer Baustelle weg sollten. Die ohnehin schon prekäre Situation rund um die Kefersteinstraße in Halle (Saale) hatte sich dadurch verschärft. Ein gemeinsames Anliegen schweißt aber zusammen. Und so haben sich die Anwohner zusammengetan, Plakate gebastelt und so auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Ein Protest, der Wirkung gezeigt hat. Denn die Stadtverwaltung reagierte damals und schuf Interimsparkplätze auf Abrissgrundstücken in der Glauchaer Straße.
Für die Anwohner war das ein Zeichen: „wir können gemeinsam etwas bewegen.“ Und weil es im Viertel noch viel zu tun gibt, wurde am Mittwochabend eine Bürgerinitiative im Gemeindehaus der Georgenkirche gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Jan Wioland gewählt. Eine Bürgerinitiative ist kein Verein, wies sein Stellvertreter Ronald Stahl die zahlreich erschienen Anwohner hin. Es gebe keine Mitgliedsbeiträge, keinen Vertrag und keinerlei Verpflichtung.
Anderthalb Stunden diskutierten die Anwohner über ihre Probleme. Gekommen waren auch Baudezernent Uwe Stäglin, CDU-Stadtrat Bernhard Bönisch sowie die SPD-Räte Karamba Diaby und Klaus Hopfgarten.
In wenigen Wochen werden die Arbeiten in der Kefersteinstraße – der ursprüngliche Auslöser – beendet sein. Dann stehen wieder 18 reguläre Stellplätze zur Verfügung. „18 Plätze für 70 Autos“, erklärte Wioland. Er plädierte dafür, die Interimsparkplätze noch eine Weile zu belassen . womit übrigens Anwohner der Glauchaer Straße nicht einverstanden sind, weil diese nun auf Parkplätze statt auf Grün gucken. Immerhin ist ein wenig Entspannung in Sicht. Denn ein privater Investor – der Vermieter einer Wohnanlage – will einen Teil der ehemaligen Fläche des abgerissenen Kegelparadieses kaufen und dort 25 weitere Stellflächen schaffen. Momentan fehlt aber noch ein konkret untersetztes Kaufangebot durch die Stadt.
Doch das reicht nicht aus. „Eine 1:1-Stellplatzversorgung werden wir hier nicht hinbekommen“, sagte Baudezernent Uwe Stäglin. Dafür fehle es an ausreichend Platz, meinte er zum Unmut einiger Besucher. „Dann hätten wir überall nur noch Blechlawinen statt Bäume“, so Stäglin. Eine Anwohnerparkzone wird nicht den gewünschten Erfolg bringen, denn 50 Prozent der Stellflächen müssten trotzdem weiterhin für alle zugänglich sein. Einen Wunsch, doch die Straße nur noch für Anwohner zuzulassen und damit „Fremdparker“ auszusperren, die hier derzeit kostenlos ihre Autos abstellen um n der Altstadt nicht zahlen zu müssen, erteilte Stäglin auch eine Abfuhr. „Wenn eine Straße für alle gewidmet ist, dürfen auch alle dort parken“, machte er klar. Es gebe keine Möglichkeit, Fremdparker auszuschließen. „Das ist eine Sackgasse. Da muss außer uns niemand hinein“, merkte ein Anwohner an. Doch auch das ist kein Argument. Es handele sich eben um eine öffentlich gewidmete Straße, für deren Unterhalt die Kommune aufkomme. Die Alternative wäre die Schaffung einer Privatstraße. Dann aber müssen die Anwohner 100 Prozent der Kosten tragen. Das will natürlich auch niemand.
Neben den Parkplätzen gab es aber auch noch ein paar andere Punkte. So wünschten sich mehrere Anwohner – darunter viele Mütter – einen Überweg oder eine Ampel über die Glauchaer Straße im Bereich Kefersteinstraße. Wegen der hohen Fahrzeugbelastung sei ein Überweg nicht möglich, so Baudezernent Stäglin. Und für eine Ampel gibt es kein Geld.
Diskussionen gab es auch um die Sicherheit. Mehreren Bürgern fehlte die Beleuchtung am Ratswerder. Gerade Frauen und Kinder fühlen sich dort unsicher. „Ich traue mich nicht, mein Kind allein da lang zu schicken“, sagte eine Mutti. Immerhin, so war zu erfahren, soll an der Ecke zur Kefersteinstraße eine Lampe aufgestellt werden. Die Dunkelheit am Ratswerder ziehe Kriminalität an, meinten mehrere Anwohner In den letzten Monaten seien zahlreiche Fahrzeuge beschädigt worden, insbesondere wurden Spiegel abgetreten, beklagten Anwohner. Etwas gebessert habe sich die Lage, seit das Kegelparadies abgerissen worden sei und damit auch die Sprayer verschwunden sind.
Doch weil die Stadt am Ratswerder einen Bolz- und Bastketballplatz bauen will, fürchten einige Anwohner neue Probleme, insbesondere durch Lärm. „Wenn jeder in seinem Quartier solche Angebote nicht will finden wir nie eine Lösung“, bat Stäglin um Verständnis. Erneuert wird aber auch der Spielplatz. Der Sand wurde schon ausgetauscht, jetzt sollen zwei Wipptiere aufgestellt werden. Die Anwohner wünschen sich noch Schaukel und Tischtennisplatte und werden sich dafür weiter einsetzen.
Einsetzen wollen sich einige Anwohner aber auch um eine bessere ÖPNV-Anbindung. Denn am Wochenende ist das Viertel abgekoppelt. Die Haltestelle Glauchaer Platz wird nur in der Woche von der Straßenbahn bedient. Vor anderthalb Jahren hatte die HAVAG die Wochenend-Verbindungen eingestellt.