Immer weniger Geburten in Sachsen-Anhalt: Was sind die Gründe?

12. August 2022 | Vermischtes | Keine Kommentare

Wie das Statistische Landesamt heute mitteilte, sind die Geburtenzahl in Sachsen-Anhalt seit inzwischen 5 Jahren kontinuierlich weiter gesunken. Zuletzt kamen im gesamten Jahr 2021 mit den 16024 Kindern 89 weniger lebend zur Welt als noch im Vorjahr. Während die Anzahl der Lebendgeborenen demnach hierzulande einen neuen Tiefstand erreichte, nahmen die Geburtenzahlen im bundesweiten Durchschnitt jedoch um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr zu.

Als Grund für den Rückgang in Sachsen-Anhalt nennt das Statistische Landesamt unter andere, dass es hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten einen vergleichsweise starken Rückgang potenzieller Mütter zu verzeichnen gab. So betrug etwa der Rückgang von Frauen im gebärfähigen Alter (von 15 bis unter 50 Jahren) seit 2011 deutschlandweit nur 7 %, in Sachsen-Anhalt waren es im selben Zeitraum hingegen 19 %.  Eine maßgebliche Ursache für diesen starken Verlust an Frauen im gebärfähigen Alter lag in der spezifischen Abwanderung junger Frauen aus Sachsen-Anhalt.

 

Ein weiterer Grund ist außerdem auch das veränderte Geburtenverhalten. Dieses lässt sich in der Anzahl kinderloser Frauen in Sachsen-Anhalt erkennen: So war laut einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2018 der Anteil der kinderlosen Frauen zwischen den Geburtskohorten der 1949 – 1953 Geborenen mit 6 % bis zu den 1964 – 1968 Geborenen auf 14 % gestiegen. Letztere Kohorte setzt sich aus den Frauen zusammen, die üblicherweise um die Wendezeit als damals Mitte 20-jährige Frauen ihre Kinder bekommen hätten. Sie hatten im Erhebungsjahr 2018 bereits die Altersgrenze von 50 Jahren erreicht. Unter den Folgekohorten lag der Anteil naturgemäß höher, da diese 2018 noch nicht das Ende des gebärfähigen Alters von 50 Jahren erreicht hatten. Für diese
jüngeren Kohorten stellt der Anteil also nur einen vorläufigen Wert dar. Allerdings hatten 2018
insgesamt 31 % der Frauen der Jahrgänge 1984 – 1988 das Durchschnittsalter bei Erstgeburt
in Höhe von 28,7 Jahren bereits überschritten, aber noch keine Kinder bekommen.

Das Zusammenwirken von Wanderungs- und Geburtenverhalten junger Frauen in Sachsen-Anhalt trägt folglich zur Reduzierung der Geburten bei. Allerdings ist der Geburtenrückgang kein Phänomen der Nachwendezeit. Denn historisch gesehen ging die Anzahl der Geburten in Sachsen-Anhalt bereits seit der Nachkriegszeit immer weiter zurück.

In der Konsequenz änderten sich auch die Strukturen der Haushalts- und Lebensformen in
Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahrzehnten. Die Anzahl der Familien mit Kindern im eigenen Haushalt halbierte sich laut Angaben aus dem Mikrozensus seit 1991 nahezu. So wurden etwa 2021 mit 144 000 gezählten Ehepaaren mit Kindern 65 % weniger als noch 1991 festgestellt.

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