Halles Puppentheater wird 60: Festwoche gestartet

25. April 2014 | Vermischtes | Keine Kommentare

Das Puppentheater in Halle (Saale) wird 60 Jahre alt. Und das wird groß gefeiert mit vielen Ausstellungen und Programmen in der ganzen Stadt.

Am Freitagabend wurde am Ort des Geschehens auf der Kulturinsel die Festwoche im Rahmen des Werkleitz Festivals „Doppelgänger“ eröffnet, das bis zum 4. Mai geht. Gezeigt wurden am Eröffnungsabend Kurzfilme. Zu sehen gab es unter anderem die mehr als 90 Jahre alten Film Buster Keaton. Der Stummfilm wurde live am Piano begleitet von Weltmusiker Sebastian Herzfeld. Im Anschluss trat Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand an den Herd. Er ist kurzfristig für den ursprünglich angekündigten Foodaktivisten Hendrik Haase eingesprungen. Gemeinsam mit den Puppenstars Herbert & Carsten König kochte er eine Minestrone. Mit ihrer gekommen charmant-ironischen Art nahmen sie dabei das Stadtoberhaupt aufs Korn.


Staatsminister Rainer Robra hat auf einer Festveranstaltung in Halle das dortige Puppentheater gewürdigt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gedankt. In seinem Grußwort sagte er: „Seit 60 Jahren lässt das Puppentheater Halle die kleinen und großen Puppen spielen und tanzen. Regelmäßig sind die Inszenierungen ausgebucht, und die Nachfrage – nicht nur unter Kindern und Jugendlichen – ist groß.“ Insbesondere lobte Robra die Bedeutung des Theaters für die Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts: „Das Puppentheater Halle ist ein kulturelles Kleinod. Viele jüngere und ältere Hallenser – und nicht nur sie – haben dem Spiel der Marionetten fasziniert zugeschaut. Weit über Halle hinaus hat das Puppentheater einen hervorragenden Ruf. Es zählt zu den wichtigsten kulturellen Botschafter unseres Bundeslandes.“ Mit der Festveranstaltung im Puppentheater wurde der Startschuss zur Festwoche „Doppelgänger“ aus Anlass des 60. Geburtstags des Puppentheaters gegeben. Robra freut sich auch über die breite Beteiligung an der Themenwoche und darüber, „dass sich das diesjährige Werkleitz Festival der Doppelgängerthemas angenommen hat. Das Werkleitz Festival vermittelt in über 40 Filmen ein buntes Bild der Welt der Doppelgänger im Film. Wir geben damit heute Abend nicht nur den Startschuss zur Festwoche 60 Jahre Puppentheater, sondern zugleich auch zum Werkleitz Festival. Das ist eine glückliche Verbindung und ich danke allen, die an ihrem Zustandekommen beteiligt waren. Es zeigt sich also: Die Themenwoche hat viele Facetten.“ „Das Puppenspiel und das Puppentheater Halle werden auch im siebten Jahrzehnt nichts von ihrer Faszination verlieren. Es wird weiter sein Publikum finden und begeistern. Und es wird während der Themenwoche neue Freunde gewinnen. Dessen bin ich mir sicher“, sagt der Staatsminister.“

Das Händelhaus lädt am 29. April um 16 Uhr zum Familienkonzert „Georg & Georg“ ein. Anlässlich der Händel-Festspiele 2014, die sich zum 300-jährigen Krönungsjubiläum von Georg I. dem Motto „Georg und Georg“ verschrieben haben, wird eine Inszenierung des Puppentheaters Halle dieses besondere „Doppelgänger“-Motiv in den Blick nehmen. Dabei treffen nicht nur der König und sein Komponist, sondern auch zwei Väter und zwei Söhne aufeinander: Denn so, wie Händels Vater seinen Sprössling auf den eigenen Vornamen taufte, tat es auch der Kurfürst aus Hannover. Und in beiden Familien gab es Konflikte, die sich an den Wünschen und Erwartungen zur Laufbahn der Söhne entzündeten. Wenn der Vater mit dem Sohne … eine alte, immer neue Geschichte! (Tickets: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro)

Bis 6. Juli 2014 zeigt der Kunstverein “Talstrasse“ e.V. die Ausstellung „Puppe in der Moderne“. Er beteiligt sich damit an der Themenwoche „Doppelgänger – Von Puppen, Menschen und Maschinen“. Die Exposition ist gleichermaßen die Eröffnungsausstellung des Erweiterungsneubaus des Kunstvereins und präsentiert über 100 Arbeiten von 30 nationalen und internationalen Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts. Beispielhaft benannt sind Hans Bellmer, Giorgio de Chirico, James Ensor, Hannah Höch, Karl Hofer, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Pablo Picasso sowie Bernhard Heisig, Willi Sitte, Michael Triegel und Gisèle Vienne.

Die Moritzburg zeigt die Kabinettausstellung „Leben als Spiel – Gustav Weidanz’ Puppen und die Puppenspiele an der Burg Giebichenstein“. Im Januar 1918 wurde in der Handwerkerschule in Halle auf Anregung ihres Direktors Paul Thiersch zum ersten Mal ein Puppenspiel aufgeführt – Beginn einer bis 1933 anhaltenden Tradition. Die Puppenspiele waren „eine der schönsten Blüten des die Schule beherrschenden Gemeinschaftsgeistes und schloss[en] die kleine Schar durch das Mittel eines unbändigen Vergnügens zusammen“ (Wilhelm Nauhaus). Der Bildhauer Gustav Weidanz war ihre „Seele“. Er schnitzte und bemalte die Puppenköpfe und Hände, führte Regie, gestaltete die Bühne und spielte selbst mit. Mit seinem Nachlass kamen 1970 in die Stiftung Moritzburg Halle (Saale): die Handpuppenköpfe zur Komödie „Die erzwungene Heirat“ von Moliere aus dem Jahr 1919, die Marionettenköpfe zu Shakespeares „Komödie der Irrungen“ von 1926/27 und die drei vollständig erhaltenen Marionetten zu Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ von 1932. In der künstlerischen Freiheit der Gestaltung der Puppen zeigt sich Weidanz auf der Höhe der modernen Bildhauerei seiner Zeit, hier griff er auf expressionistische und kubistische Tendenzen und Formvorstellungen zu, die er sich mit künstlerischer Präzision auf geistreiche und poetische Weise anverwandelte. Mit dieser Stilisierung verlieh er den Puppen ihren bezaubernden Charme als Kunstwesen und als bildhauerische Miniaturen – und am kommenden Mittwoch werden sie auf magische Puppenspielerweise lebendig.

Ein „Science-Dating“ mit fünf Wissenschaftlern zum Thema „Doppelgänger in uns – Doppelgänger um uns“ findet am Sonntag, 27. April, von 20:00 bis 21:30 Uhr im Hauptsitz der Leopoldina am Jägerberg 1 in Halle statt. Hier geht es um Fragen wie: Worin besteht die Faszination des Doppelgänger-Motivs in Kunst und Literatur? Warum sind eineiige Zwillinge zwar körperliche Dopplungen, haben aber dennoch zwei verschiedene individuelle Wesen? Wie war das, als durch die Vervielfachung von Molekülen die Grundlage von Leben auf der Erde entstand? Nach einem Einführungsvortrag des Magdeburger Neurowissenschaftlers Prof. Dr. Gerald Wolf können die Dating-Besucher mit Wolf und vier weiteren Wissenschaftlern in kleinen Runden diskutieren. Gesprächspartner sind Prof. Dr. Robert Schnepf (Philosophie), Dr. Ralf Otte (Systemtheorie des Geistes, Quantenwelt), PD. Dr. med. Axel Genz ( Psychiatrie) und Prof. Dr. Olaf Peters (Kunstgeschichte).

„Puppen fragen – Wissenschaftler antworten” heißt die Talkrunde, die die Leopoldina am Donnerstag, 1. Mai, 18:00 bis 19:30 Uhr, in den Franckeschen Stiftungen in Halle veranstaltet. Ausgangspunkt des wissenschaftlich-künstlerischen Experiments sind zwei Puppen die beginnen, über sich selbst nachzudenken. Sie fragen sich, welche Rolle ihnen zukommen würde, wenn nicht sie die Inszenierung sind, sondern die Welt, die sie umgibt. Was wäre, wenn die Puppen Zuschauer eines Welttheaters voller Menschen wären? Den Fragen der von Lars Frank und Nils Dreschke gespielten Puppen stellen sich die Mainzer Juniorprofessorin für Englische Literatur und Kultur, Dr. Sibylle Baumbach, und der Komponist und Musikwissenschaftler an der Folkwang-Universität Essen, Dr. Gordon Kampe.

Am Sonntag, 4. Mai, 11:00 bis 12:30 Uhr, lädt die Leopoldina in ihren Hauptsitz am Jägerberg 1 in Halle zum Festgespräch „Von Menschen, Puppen und Robotern“ ein. Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion steht die Frage, warum wir uns virtuellen Figuren, Robotern und Puppen oftmals so gegenüber verhalten, als würden sie über Emotionen verfügen. Studien haben ergeben, dass wir beispielsweise im direkten Kontakt mit Robotern erwarten, dass sie auf uns und unsere Stimmung „richtig“ reagieren, dass sie uns „verstehen“. Podiumsgäste sind Prof. Dr. Elisabeth André (Informatik) und Prof. Dr. Hannes Rakoczy (Psychologie). Es moderiert Prof. Dr. Gunnar Berg, Vizepräsident der Leopoldina.

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