Ein neuer Prestigebau am Hallmarkt: neues Finanzamt übergeben
20. Januar 2016 | Vermischtes | 4 KommentareZu DDR-Zeiten war an der Stelle ein großes Kulturhaus geplant. Dann kam die Wende, die Kaufhauskette Kaufhof eröffnete in Containern ihren ersten Standort. Doch jahrelang klaffte anschließend nur noch ein Bauloch am halleschen Hallmarkt.
Doch in den vergangenen anderthalb Jahren hat sich die Silhouette geändert. Das Bauunternehmen Papenburg hat ihr das neue Finanzamt errichtet. Die feierliche Grundsteinlegung war am 20. Mai 2014, genau ein Jahr später, am 21. Mai 2015, konnte Richtfest gefeiert werden. Und zur Weihnachtszeit stand sogar schon ein kleiner Weihnachtsbaum im Schaufenster am Eingangsbereich. Am Mittwoch nun kamen Prominenz aus Politik und Wirtschaft zusammen. Bei einem Festakt wurde das neue Finanzamt offiziell übergeben. Doch trotz der Übergabe, ringsum wird noch fleißig gebaut. Und nebenan gibt es noch eine weitere Baulücke, hier entsteht ein Hotel.
Am Donnerstag wird es dann auch für die 439 Mitarbeiter „ernst“. Sie verlassen ihre Büros im maroden Bau am Gimritzer Damm. Deshalb ist das Finanzamt für eine Woche geschlossen. Der gesamte Umzug wird dann bis zum 6. Februar dauern, anschließend wird das neue Finanzamt voll arbeitsfähig sein. Die Kantine des Finanzamts wird übrigens für jeden Bürger zugänglich sein.
Finanzminister Jens Bullerjahn hob hervor, dass mit der Fertigstellung des Neubaus nunmehr auch die Finanzämterstrukturreform der Steuerverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt abgeschlossen sei. Die Stadt Halle erhalte ein neues zeitgemäßes Gebäude, das sich harmonisch in die angrenzende Bebauung einfüge. Finanzstaatssekretär Jörg Felgner verwies darauf, dass das Land noch weitere Großprojekte in Halle baut. Dazu zählen u.a. das Proteinzentrum (Baukosten 40 Millionen Euro) und Investitionen im Bereich Biochemie (22 Millionen Euro) an der Uni in Halle. Darüber hinaus gebe es umfangreiche Baumaßnahmen am Universitätsklinikum (über 70 Millionen Euro). „Mit diesen Bauvorhaben stärken wir den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Halle“, betonte Felgner.
Doch der Weg war lang. Denn die Stadt hatte sich dafür stark gemacht, dass an der Spitze das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entsteht. Das hat das Land dann bekanntlich in der Emil-Abderhalden-Straße als neuen Steintor-Campus errichtet. Das Finanzamt könnte in die Scheibe C in Halle-Neustadt, das hatten Stadtpolitiker gefordert. Zu teuer, sagte das Land, und verkaufte das Hochhaus. Inzwischen steht das Projekt im Schwarzbuch der Steuergeldverschwendung vom Bund der Steuerzahler. Und auch gerichtliche Auseinandersetzungen gab es. So hatte der Eigentümer einer benachbarten Wohnanlage geltend gemacht, dass der neue entstehende Verkehrslärm die Lärmrichtwerte für ein Allgemeines Wohngebiet nicht einhält und deshalb gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstößt. Damit konnte er zwischenzeitlich zwar einen Baustopp erringen, doch am Ende wurde die Klage abgewiesen. Anders ging eine Entscheidung der Vergabekammer aus. Die stufte 2012 die „Ausschreibung nach Maß“ für den Bau wegen fehlender Alternativen an Grundstücken als wettbewerbswidrig ein. Denn in der europaweiten Ausschreibung war zu lesen, dass die Baufirma ein Grundstück “mitbringen” sollte, die Fläche rund 3.000 Quadratmeter groß sein und auch für 250 Pkw-Stellplätze in unmittelbarer Nähe des Finanzamtes Raum geboten werden muss. Wegen der geforderten Fläche im „A-Zentrum“ blieb mit Blick auf die Größe eigentlich nur ein Grundstück übrig, das Loch an der Spitze der Baufirma Papenburg. Daraufhin wurde das ganze Projekt neu ausgeschrieben, am Ende wieder mit Papenburg als Gewinner. Die feierliche Grundsteinlegung mit zahlreichen geladenen Gästen vor einem Jahr musste abgeblasen werden. Grund waren Proteste von Studenten gegen Kürzungen bei den Hochschulen. Unter anderem wurde Bullerjahn mit Wasserpistolen bespritzt. Als die Studenten abzogen und doe offizielle Veranstaltung vorbei war, stiegen Bullerjahn, Wiegand und Vertreter der Baufirma Papenburg doch noch ins Loch und posierten für ein Foto der Grundsteinlegung.
Die Gesamtkosten von 60 Millionen Euro umfassen neben den Grundstückskosten auch die Erschließungs- und Baukosten inklusive Finanzierungsleistungen (50,1 Millionen Euro) sowie die Instandhaltungskosten über 25 Jahre (voraussichtlich 9,9 Millionen Euro). Das Land wird den Neubau nach seiner Abnahme über einen Zeitraum von 25 Jahren in monatlich gleichbleibenden Raten bezahlen.
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Aus der Magdeburger Sicht von Kulturbanausen ist das halt „harmonisch“. Leider.
„Die Stadt Halle erhalte ein neues zeitgemäßes Gebäude, das sich harmonisch in die angrenzende Bebauung einfüge. “ Dieser Betonwürfel passt überhaupt nicht in die bestehende Gründerzeitarchitektur vom Hallmarkt.
Mußt Du Bild 5 vergrößern, dann Namen lesen und bei GOOGLE nachfragen – fertig 😉
Wer sind die Gestalten auf den Foto?
OB und FM kenne ich, und die anderen Drei?
Der Chef der Behörde, die Gleichstellungsbeauftragte und?