EVH baut zweiten Fernwärmespeicher

25. September 2012 | Vermischtes | Keine Kommentare

Die Energieversorgung Halle (EVH) wird noch in diesem Jahr mit dem Bau eines zweiten Fernwärmespeichers am Heizkraftwerk Dieselstraße beginnen. Darüber informierte das Unternehmen am Dienstag in einer Bürgerversammlung. Ein höherer einstelliger Millionenbetrag soll investiert werden.


Der neue Speicher soll einen Durchmesser von etwa 40 Metern haben und 45 Meter hoch sein. Errichtet werden soll das Bauwerk an Stelle des alten Heizkraftwerks, das 2006 abgerissen wurde. In dem Fernwärmespeicher kann die erzeugte Wärme über mehrere Tage gespeichert werden. So könne man flexibel auf Anforderungen des Wärme- und Strommarktes reagieren.

Kraftwerksleiter Hans-Ulrich Thiel wies darauf hin, dass der Standort Dieselstraße seit den 70ern genutzt werde. Damals sei es für die Wärmeversorgung in Neustadt errichtet worden. Um die Jahrtausendwende habe man die Anlagen dann an die neuen Anforderungen angepasst. Inzwischen sei hier eine hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK) in Betrieb, in der Strom und Wärme erzeugt werden und damit eine bessere energetische Ausnutzung des Brennstoffs Erdgas ermöglichen. „Wir brauchen zunehmend Flexibilität“, sagte Thiel mit Blick auf die Anforderungen des Energiemarktes, bei dem erneuerbare Energien Vorrang haben. Der Wärmebedarf liege im Sommer bei 27 Megawatt, an besonders kalten Tagen im Winter können es auch mal 300 Megawatt werden.

Die Fernwärme aus der Dieselstraße werde mit Temperaturen zwischen 95 und 135 Grad in die Leitungen geschickt und komme laut Thiel mit 60 Grad zurück. Zwischen 6 und 8 Uhr Morgens seien die Lastspitzen bei der Fernwärme, beim Strom hingegen erst am Abend. Weil man aber Strom kaum speichern könne, Fernwärme aber schon, habe man sich für den Neubau des Wärmespeichers entschieden. Bereits seit 2006 gibt es bereits einen ersten Speicher, mit dem Erfahrungen gesammelt werden konnten. Dieser ist nur 22 Meter hoch und 20 Meter im Durchmesser und damit nur halb so groß wie der geplante Neubau. „Der neue Speicher wird eine andere Nummer sein“, so Thiel. Entfernt von der Wohnbebauung sei der Speicher 200 Meter. Schatten werde er nicht werfen, „aber er wird sichtbar sein.“ Mit der neuen Anlage kann das komplette Fernwärmenetz in Halle ein Wochenende versorgt werden, ohne dass das Kraftwerk in Betrieb ist. Wenn beispielsweise die Netze voll mit Strom aus erneuerbaren Energien sind, könnte das Kraftwerk dadurch abgeschaltet und natürlich auch auf diese Weise Geld gespart werden. In den Wohnungen in Halle müsste es dadurch trotzdem nicht kalt werden. Bislang muss das Kraftwerk rund um die Uhr laufen, kann nicht abgestellt werden. „Dazu reicht der bisherige Speicher nicht aus“, machte Thiel deutlich. Personal wird nicht eingespart. Viel mehr gebe es einen Bedarf an jungen Nachwuchskräften.

Die Vorarbeiten seien erledigt. Nun warte man auf die Baugenehmigung vom Landesverwaltungsamt. Über den Winter bis ins Frühjahr soll das Fundament errichtet werden. Im Juni 2014 soll der Speicher, der aus Stahl besteht, dann in Betrieb gehen. Gebaut werden soll nur an Werktagen, beruhigte Thiel die Anwohner. Weil in 23 Metern Tiefe Kohle liegt, müssen Betonpfähle in den Boden gebohrt werden. Zuvor müssen auch Altfundamente entfernt werden. Deshalb könne es zu Geräuschbelästigungen kommen. Wegen der Entfernung von 200 Metern rechnet Kraftwerksleiter Thiel aber nicht. Eine Frau fragte sich, ob es wegen des Lärms Entschädigungen für die Anwohner geben werden. „Wir haben nicht vor, mit der Gießkanne Schmerzensgeld zu verteilen“, so Thiel. Eine Anwohnerin erkundigte sich nach einer Umweltverträglichkeitsstudie. Diese sei laut Thiel keine Auflage gewesen.

Eine Bürgerin fragte, ob es durch den Speicher zu Lärmbelästigungen, beispielsweise durch Überdruck, kommen könnte. „Betriebsgeräusche, dafür garantiere ich, gibt es keine“, machte Thiel klar. Es handele sich ja nur um einen riesigen Wasserbehälter.

Muss man Angst vor Havarien haben, fragte eine Anwohnerin. Laut Thiel habe man eine Untersuchung, wonach die Anlage keine sicherheitsrelevanten Mängel und Lücken haben. Sollte unmittelbar neben dem Speicher ein Kesselwagen explodieren, schade das nicht. Würde ein Rohr platzen, dann verbliebe laut Thiel die Wassermenge auf dem Kraftwerksgelände. Der Speicher hat eine Lebensdauer von mindestens 40 Jahren. In Slowenien habe ein Speicher ein Erdbeben der Stärke 5,5 überstanden. Und auch ein etwaiger Gebirgsschlag in Teutschenthal mit Horizontalwellen könne der Anlage nichts anhaben. „Dazu gibt es einen 24seitigen Bericht des TÜV.“

(Grafik: Teamplan Halle GmbH)

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