Die Rappbodetalsperre und das Wasserwerk Wienrode: frisches Wasser für Halle
3. Oktober 2015 | Vermischtes | 13 KommentareKnapp 80 Kilometer Luftlinie trennen die Stadt Halle (Saale) von dem Ort, von wo aus mehr als 230.000 Menschen in der Stadt tagtäglich mit Wasser versorgt werden: die Rappbodetalsperre und das Wasserwerk Wienrode im Ostharz. Wasser, für uns eine Selbstverständlichkeit: Duschen, Zähne putzen, Waschen, Kochen, Blumen gießen und noch vieles mehr – für all diese Dinge benötigt man Wasser. Wie einzigartig und wichtig Wasser tatsächlich ist machte auch Matthias Lux, Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH, vor der Begehung der Rappbodetalsperre deutlich: „Trinkwasser ist ein Lebensmittel und durch nichts zu ersetzen.“
Steht man oben auf der über die Staumauer führenden L96 und blickt luftseitig an der Mauer hinab, erfasst man nicht richtig, dass man auf der höchsten Staumauer Deutschlands steht: 106 Meter geht es nach unten. Die 415 Meter lange Staumauer misst an ihrer Krone 12,50 Meter und verbreitert sich zum Sockel hin bis auf fast 80 Meter – das ergibt ein Volumen von knapp 860.000 Kubikmetern mit einem Gewicht von etwa 2,4 Millionen Tonnen. Wasserseitig schaut man auf den Stausee der eine Fläche von fast 400 ha bedeckt wenn die maximale Füllhöhe erreicht ist: dann befinden sich mehr als 113 Millionen Kubikmeter Wasser im See. Bereits im Jahr 1938 begann die Planung für die Talsperre, wurden jedoch kriegsbedingt 1942 unterbrochen, um 1945 wieder aufgenommen zu werden. Am 1. September 1952, dem Tag des Friedens, begann man mit dem Bau der Staumauer und stellte diese 1959 fertig. Am 3. Oktober des selben Jahres wurde die Staumauer feierlich eingeweiht.
Doch der Damm ist kein völlig massiver Block: es gibt eine Vielzahl an Gängen, Schächten, Querstollen, Messeinrichtungen und Treppen. Durch das Windenhaus gelangt man in den Kontrollgang E, der fast in voller Länge die Staumauer durchzieht. Hier erkennt man sehr gut die Fugen zwischen den 30 Mauerfeldern, die jeweils eine maximale Breite von 16 Metern haben. An den jeweiligen Fugen befinden sich Messinstrumente um auch die kleinsten Veränderungen sofort zu erfassen. Über unzählige Treppen geht es weiter nach unten in den Sockel der Mauer. Auch hier befinden sich eine Reihe von Messeinrichtungen die so empfindlich sind, dass sogar stärkere Erdbeben in anderen Erdteilen erfasst werden. Über den Kontrollgang C gelangt man dann an den Fuß der Staumauer auf der Luftseite. Erst hier, von unten, wird einem die Größe des Bauwerkes vollends bewusst.
An insgesamt sechs Entnahmestellen in unterschiedlichen Tiefen wird aus dem Stausee das Rohwasser entnommen und zum Wasserwerk Wienrode geleitet. Dort wird das mit 3° deutscher Härte sehr weiche Wasser in mehreren Schritten aufbereitet. Als erster Schritt wird Aluminiumsulfat zugegeben um kleinste Partikel zu Binden und zu größeren Teilchen zu verklumpen. Im Bedarfsfall kann an dieser Stelle auch mit anderen Mitteln (Pulveraktivkohle, Flockungsmittel, Kaliumpermanganat) auf weitere Verunreinigungen reagiert werden, was jedoch bisher noch nicht nötig war. Im nächsten Schritt passiert das Wasser große Becken mit einem offenen Sandfilter. Hier werden die zuvor gebundenen Teilchen herausgefiltert. Spätestens nach 96 Stunden werden die einzelnen Filterbecken gespült: hierzu wird durch Öffnungen im Beckenboden Luft eingepresst. Damit wird verhindert, dass sich in den Becken Mikroorganismen ausbreiten die das Wasser verunreinigen können.
Das so gereinigte Wasser wird zur Desinfektion nun mit Chlor und Kohlendioxid versetzt. Anschließend wird dem Wasser noch Kalkwasser zugesetzt um den Härtegrad leicht anzuheben, denn zu weiches Wasser greift die Rohre, vor allem Beton, auf dem Transportweg an. In einem Zwischenspeicher, der Reinwasserkammer, wartet das Wasser nun auf den Abfluß zu den Abgabestellen, nicht ohne vor dem Verlassen des Wasserwerkes mit Chlordioxid erneut desinfiziert zu werden. An dieser Stelle finden auch die regelmäßigen Beprobungen des Wassers statt. Die entnommenen Proben werden im Rahmen der Qualitätssicherung in einem zertifizierten Labor im Wasserwerk untersucht. Durch die höhere Lage des Wasserwerkes im Vergleich zur Stadt Halle werden auf dem Weg zu uns keine Pumpen benötigt. Nach etwa drei bis vier Tagen kommt nun klares Trinkwasser aus dem Ostharz bei uns an.
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