Biokohle: Stadtwerke Halle nehmen neue Anlage in Betrieb
25. Juni 2013 | Vermischtes | Keine KommentareDie Stadtwerke Halle nehmen am kommenden Montag feierlich eine Demonstrationsanlage zur Herstellung von hochwertigen Brennstoffen aus Bioabfällen durch sogenannte „hydrothermale Carbonisierung“ in Betrieb, umgangssprachlich „Biokohle“ genannt.
Künftig sollen jedes Jahr am Standort Döllnitz 2.500 Tonnen biogene Reststoffe – also Grünschnitt – aus der Region Halle (Saale) in einen Biobrennstoff wirtschaftlich umgewandelt werden. Die hier stehenden Blockheizkraftwerke, die aus Deponiegas Strom und Wärme produzieren, sollen nun für die Herstellung der Biokohle genutzt werden. Das steigert die Wirtschaftlichkeit, denn bislang blieb die entstehende Wärme weitgehend ungenutzt.
Die Idee hinter dieser ersten kontinuierlich laufenden Demonstrationsanlage für die energetische Nutzung kommunaler biogener Abfälle ist folgende: Über Grünschnitt verfügt die HWS reichlich. Bei erhöhter Temperatur, erhöhtem Druck und in Gegenwart von Wasser, praktisch wie in einem Schnellkochtopf, soll dieser Grünschnitt in einem thermochemischen Prozess in Biokohle umgewandelt werden. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ) in Leipzig wird die Anlage der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft (HWS) wissenschaftlich begleiten. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) .
Neu ist übrigens die Intention nicht. Schon vor hundert Jahren stellte der Nobelpreisträger Friedrich Bergius bei der Suche nach den Entstehungswegen von Stein- und Braunkohle fest, dass in Wasser unter hohem Druck und Temperaturen aus Torf eine kohleartige Substanz gewonnen werden kann. Die Biokohle war „geboren“. Doch bis heute gibt es kein am Markt etabliertes Verfahren, um einen klimafreundlichen Ersatz für fossile Kohle in der großtechnischen Anwendung herzustellen. In dem in den letzten Jahren wiederentdeckten Verfahren wird organisches Material in heißem Wasser bei z. B. 220°C und 25 bar im Verlauf mehrerer Stunden in einen kohleartigen, veredelten Biobrennstoff umgewandelt, quasi ein Schnellverfahren zur Herstellung von Kohle, adäquat zur Braunkohleentstehung.