Verkehrsunfallbilanz der Polizeiinspektion Halle: alle 24 Minuten kracht es

29. März 2023 | Nachrichten | Keine Kommentare

Die Polizeiinspektion Halle hat wieder ihre Unfallbilanz für das vergangene Jahr vorgestellt. Sie ist territorial für die kreisfreie Stadt Halle (Saale), den Saalekreis, den Burgenlandkreis und den Landkreis Mansfeld-Südharz zuständig. Die folgende Betrachtung zur Verkehrsunfallbilanz bezieht sich auf den gesamten Zuständigkeitsbereich.

Zusammengefasst:

  • Hauptunfallursache Wildunfälle;
  • Verkehrsunfallzahlen insgesamt auf Vorjahresniveau;
  • Zehn Verkehrstote mehr als im Vorjahr;
  • Weniger verletzte Fußgänger;
  • Weniger LKW-Unfälle

Entwicklung der Unfallzahlen gesamt

Die Polizeiinspektion Halle (Saale) hat im Jahr 2022 insgesamt 21.480 Verkehrsunfälle aufgenommen. Gegenüber dem Jahr 2021 waren das 0,19 % bzw. 40 Verkehrsunfälle mehr. Das bedeutet, dass sich im Zuständigkeitsbereich durchschnittlich alle 24 Minuten ein Unfall ereignet hat.

Verkehrsunfälle mit Personenschäden

Im Jahr 2022 wurden 2.553 Verkehrsunfälle mit Personenschaden registriert. Dies waren 278 mehr (+ 12,22 %) als 2021.

Überblick zu den Personenschäden

Im Zuständigkeitsbereich kamen bei 38 Verkehrsunfällen 44 Menschen ums Leben. Dies sind zehn Verkehrstote mehr als im Jahr 2021. Betroffen waren drei Fußgänger, acht Radfahrer, sieben Fahrer eines Kraftrades, 13 PKW- und acht LKW-Fahrer sowie fünf Mitfahrer.

30 Personen wurden hierbei außerhalb geschlossener Ortschaften tödlich verletzt, 13 davon auf den Bundesautobahnabschnitten im Zuständigkeitsbereich.

Allein bei einem Verkehrsunfall am 09.06.2022 verstarben auf der BAB14 nahe Wallwitz drei Personen noch an der Unfallstelle. Am 26.10.2022 sind zwei Personen bei einem Verkehrsunfall auf der BAB9 bei Günthersdorf tödlich verunglückt. Bei einem Folgeunfall am Stauende verstarb dann nahe Lützen eine weitere Person, sodass auch an diesem Tag gleich drei Verkehrstote im unmittelbaren Zusammenhang zu beklagen waren.

Laut der Polizeiunfallstatistik wurden im Jahr 2022 insgesamt 630 Personen schwer- und 2644 Personen leicht verletzt (Vergleich zum Jahr 2021: + 3,45 % mehr schwer- und +10,35 % mehr leichtverletzte Personen).

Ursächlich für Unfälle mit schwerem Personenschaden (hierzu zählen Unfälle mit Getöteten und Schwerverletzten) waren unter anderem nichtangepasste Geschwindigkeit, ungenügender Sicherheitsabstand sowie ein Nichtbeachten der Vorfahrt.

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, wurden auf Bundesautobahnen, Bundes- und Landstraßen sowie innerorts Geschwindigkeits- und Abstandskontrollen durchgeführt. Hierbei wurden im Jahr 2022 insgesamt 110.721 Fahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit und 1.043 Fahrzeuge mit zu geringem Abstand festgestellt und geahndet.

 

Ausgewählte Verkehrsbeteiligung

Die Polizeiinspektion Halle (Saale) registrierte in ihrem Zuständigkeitsbereich insgesamt 279 Verkehrsunfälle mit Fußgängern, wovon 222 verletzt wurden. Hier ist ein Rückgang zum Vorjahr zu verzeichnen (293 Unfälle mit 233 Verletzten).

Insgesamt 841 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern wurden aufgenommen. Dabei haben sich 663 Menschen verletzt. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der registrierten Fälle (783 Unfälle mit 586 Verletzten).

Im Jahr 2022 wurden 74 Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen (z.B. E-Scooter) registriert. Dabei kam es in 61 Fällen zu Personenschäden.

Die Zahl der LKW-Unfälle ist im Jahr 2022 gesunken. Es haben sich 3.361 Unfälle ereignet (2021: 3704). In Folge dieser Unfälle sind im letzten Jahr 15 Menschen gestorben, 103 haben sich schwer- und 303 leicht verletzt.

Die Polizei kontrollierte innerhalb des Zuständigkeitsbereiches im Jahr 2022 insgesamt 4.162 Fahrzeuge des gewerblichen Personen- und Güterverkehr. Festgestellt wurden bei diesen Kontrollen u.a.:

 

  • 521 x Geschwindigkeitsverstöße;
  • 82 x unzureichende Ladungssicherung;
  • 51 x Überladung;
  • 348 x Verstoß gegen Lenkzeiten;
  • 229 x keine ausreichenden Fahrtzeitunterbrechungen;
  • 277 x tägliche Ruhezeiten nicht eingehalten.

 Diese Kontrollen erfolgten vorrangig im Bereich der hier vorhandenen Teilabschnitte der Bundesautobahnen 9, 14, 38 und 143.

 

Hauptunfallursachen

Wildunfälle traten mit Abstand wieder als häufigste Unfallursache in Erscheinung. Das waren 16,7 % aller von der Polizei aufgenommenen Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich.

Die Häufigkeit der ermittelten Unfallursachen stellt sich wie folgt dar:

  1. Wildunfälle:

3.587                     (- 0,66 % weniger als 2021);

  1. Wenden und Rückwärtsfahren:

2.841                    (- 0,73 % weniger als 2021);

  1. Ungenügender Sicherheitsabstand:

2.024                    (+ 0,90 % mehr als 2021);

  1. Unangepasste Geschwindigkeiten:

1.436                     (+ 2,28 % mehr als 2021);

  1. Nichtbeachten von Vorfahrts- bzw. Vorrangregelungen:

1.326                     (+ 2,16 % mehr als 2021);

  1. Falsche Straßenbenutzung:

905                        (- 18,62 % weniger als 2021);

  1. Fehler beim Nebeneinanderfahren / Vorbeifahren:

748                        (+ 2,89 % mehr als 2021);

  1. Falsches Verhalten von Radfahrern:

535                        (- 0,37 % weniger als 2021);

  1. Fehler beim Ein- und Ausfahren:

558                        (+ 5,68 % mehr als 2021);

  1. Fehler beim Überholen und Wiedereinordnen:

395                       (- 10,23 % weniger als 2021);

  1. Alkohol- und Drogeneinfluss:

381                        (+ 6,13 % mehr als 2021);

  1. Falsches Verhalten gegen Radfahrer:

418                        (+ 20,11 % mehr als 2021).

 

Um die Unfallzahlen zur reduzieren, führte die Polizei eine intensive Verkehrssicherheitsarbeit durch. Diese war insbesondere auf die Bekämpfung der Hauptunfallursachen ausgerichtet.

Im Rahmen von Verkehrskontrollen konnte die Polizei im Jahr 2022 beispielsweise eine Vielzahl von Verkehrsverstößen feststellen:

  • 785 x Fahren ohne erforderliche Fahrerlaubnis;
  • 790 x Führen eine KFZ ohne erforderliche Pflichtversicherung (Haftpflicht);
  • 709 x Nutzung von Mobiltelefonen bzw. elektronischen Geräten von Kraftfahrern;
  • 167 x Nutzung von Mobiltelefonen bzw. elektronischen Geräten von Radfahrern;
  • 801 x Nichtanlegen des vorgeschriebenen Sicherheitsgurts;
  • 44 x nicht ordnungsgemäße Sicherung von Kindern.

Verkehrsunfälle mit Kindern:

Bei insgesamt 142 Verkehrsunfällen waren im Jahr 2022 Kinder beteiligt (2021: 170). Davon haben sich 14 auf dem Schulweg befunden. In Folge dieser Unfälle wurden 54 Kinder als Fußgänger verletzt. Als Radfahrer verletzten sich 46 Kinder. Im Jahr 2022 kam im Bereich der Polizeiinspektion Halle (Saale) kein Kind im Straßenverkehr ums Leben.

Die polizeiliche Verkehrserziehung soll diesem Unfallgeschehen präventiv entgegenwirken. Der Schwerpunkt wird auf das Grundschulalter gelegt. Aber auch in den Kindertagesstätten und an den weiterführenden Schulen kommen Verkehrssicherheitsberater und Regionalbereichsbeamte zum Einsatz. Zudem werden die Schulanfänger in den ersten Wochen im Rahmen der Schulwegsicherung intensiv durch Polizeibeamte begleitet. Die Polizei bittet in diesem Zusammenhang auch die Eltern darum, Ihre Kinder regelmäßig auf die Gefahren des Straßenverkehrs aufmerksam zu machen. Üben Sie mit ihnen die täglich zu absolvierenden Wege und leben Sie verkehrssicheres Verhalten vor!

Weitere Verkehrssicherheitsarbeit

Auch im Jahr 2023 werden die polizeilichen Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf die Bekämpfung der Hauptunfallursachen ausgerichtet. Damit sollen sowohl die Zahl der Verkehrsunfälle an sich, als auch die mit Personenschäden weiter zurückgedrängt werden. So beabsichtigt die Polizei unter anderen verstärkte Geschwindigkeitskontrollen.

Zudem werden im Zuständigkeitsbereich ab April monatlich Schwerpunktkontrollen in allen Landkreisen und der Stadt Halle (Saale) durchgeführt, welche sich gezielt mit der Sicherheit von Radfahrern beschäftigen. Die Polizeiinspektion Halle (Saale) beteiligt sich darüber hinaus an Kontrolltagen mit landesweiter, bundesweiter sowie europaweiter Ausrichtung.

Mit dem Saisonstart für Motorradfahrer werden auch die Kontrollen in diesem Bereich verstärkt. Dabei sind wie auch in den vergangenen Jahren landkreisübergreifende Projekte vorgesehen, bei welchen neben den Kontrollmaßnahmen auch die Verkehrsprävention einen festen Bestandteil einnehmen.

 

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