IZEA, das InterdisziplinäreZentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung. Foto: Paula Poppinga
Für den ersten Beitrag in unserer neuen Reihe begab sich das HalleSpektrum in die Franckeschen Stiftungen und zwar in das Gebäude der Höheren Mädchenschulen. Heute befindet sich in dem mit der Hausnr. 54 gezählten Gebäude das IZEA, das InterdisziplinäreZentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dort traf ich Frau Dr. Andrea Thiele, die im Vorstand des Vereins für hallische Stadtgeschichte e.V. engagiert ist. Mit ihr galt es zu klären, was der Verein für hallische Stadtgeschichte ist und welche Aktivitäten ihn auszeichnen.
Die Stadtgeschichtsforschung bedarf der Förderung
Der Verein beschäftigt sich mit Geschichte. Genauer gesagt widmet er sich einem Teilgebiet der Geschichtswissenschaft, der gerne vernachlässigt wird, der Lokal- bzw. Stadtgeschichte. Hier geht es selbstverständlich um die reiche, vielfältige Stadtgeschichte der Saalestadt Halle, der sich die aktuell ca. 170 Mitglieder verschrieben haben. Damit sind die „Stadtgeschichtler“ der größte nicht an eine Institition gebundene Verein im Kulturbereich. Besteht der Vorstand auch weitgehend aus professionellen Historikerinnen und Archivaren und haben auch viele Mitglieder – jedoch längst nicht alle – beruflich mit Geschichte oder der Stadt zu tun, so handelt es sich nicht um einen elitären Club. Vielmehr richten sich die Aktivitäten an wirklich alle an der Stadtgeschichte Interessierten. Der Verein greift aktuelle und spannende Themen und Referenten auf, die in öffentlichen Veranstaltungen überall im Stadtgebiet präsentiert und diskutiert werden. Bei allen Spaß an der Geschichte ist aber immer die Wissenschaftlichkeit garantiert!
Freiluftveranstaltung am 2. Mai 2016: Veranstaltung zu 20 Jahren baulicher Gestaltung des Hallmarkts mit dem Bildhauer, Prof. Bernd Goebel Foto: Andrea Thiele
Bemühungen um die Stadtgeschichte von Halle durch Einzelpersonen gibt es schon seit hunderten Jahren. Zu erinnern sei z.B. an Johann Christoph von Dreyhaupt, Gustav Hertzberg oder an Siegmar von Schultze-Galléra. Die geballte Kraft eines personell und fachlich gut aufgestellten Vereins ist für Halle jedoch ein relativ junges Phänomen: Laut Frau Dr. Thiele hing die Vereinsgründung sehr stark mit den Vorbereitungen auf das 1200jährige Jubiläum der Stadt Halle im Jahre 2006 zusammen. Im Vorfeld des Jubiläums wurde deutlich, dass es an einer modernen Stadtgeschichtsschreibung und an einem Forum für den Austausch der Halle-Enthusiasten mangelte.
Laut Vereinsseite (www.stadtgeschichte-halle.de erfolgte die Vereinsgründung anlässlich des ersten Tages der hallischen Stadtgeschichte im Jahr 2000. Durch das junge Gründungsdatum vom 23. April 2001 ist der e.V. damit keinesfalls ein „Traditionsverein“ – viele Geschichtsvereine bestehen bereits seit dem 19. Jahrhundert. Allerdings wurde in den vergangenen 15 Jahren mit bisher ca. 200 Veranstaltungen und ca. drei Dutzend Publikationen bereits eine Menge erreicht. – Nur weiter so, haben wir uns im Gespräch gedacht. Es könnten noch mehr Hallenser Mitglied werden und damit ihrer Verbundenheit mit der Stadt Ausdruck verleihen und es gibt in der hallischen Geschichte noch eine Menge zu entdecken – schließlich war Halle Salz- und Residenzstadt, ist seit über 300 Jahren Universitätsstadt und besitzt mit Halle-Neustadt die einzige Stadtneugründung der DDR…
Freiluftreihe am 1. Juni 2015: Rundgang durch das Bahnhofs-Viertel und die Freiraumgalerie Foto: Dieter Grimm
Was macht der Verein? Aktivitäten:
Ein wichtiges Zugpferd hat sich aus den Anfangstagen gehalten: Der Tag der hallischen Stadtgeschichte, dieses Jahr am Samstag, dem 18. November im Stadtarchiv, ist und bleibt die wichtigste Veranstaltung des Vereins. Dieses Jahr wird es um „Die UniversitätsStadt Halle“ gehen, da vor genau zweihundert Jahren die Universitäten Halles und Wittenbergs zugunsten Halles vereinigt wurden.
Die Publikationstätigkeit nimmt neben den öffentlichen Veranstaltungen einen großen Raum bei der Vereinsarbeit ein. Diese Veröffentlichungen sind wissenschaftlich motiviert und halten auch wissenschaftliche Maßstäbe ein. Hier ist die mittlerweile 23 Bände umfassende Reihe der „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ zu nennen. Zusätzlich erscheint regelmäßig ein schnell vergriffenes „Jahrbuch für hallische Stadtgeschichte“.
Neben dem Tag der hallischen Stadtgeschichte organisiert der Verein während des ganzen Jahres Vorträge und Veranstaltungen, die für alle interessierten Hallenser offen und kostenlos zugänglich sind. Der besondere Tipp von Frau Dr. Thiele im Veranstaltungsangebot sind die Freiluftvorträge – stadtgeschichtliche Spaziergänge –, die der Verein anbietet. Der nächste geschichtliche Spaziergang findet am 23. Mai 2017 statt, Treffpunkt ist das Stadtarchiv, Rathausstraße 1.
Und für Schnellentschlossene findet am Montag, dem 27. März, die Jahreshauptversammlung mit dem um 19 Uhr anschließenden öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Kloosterhuis (Berlin) zu „Halles kecken Musensöhnen“ über das Studentenleben im 18. und 19. Jahrhundert statt (Ort: Hörsaal 1 des Steintor-Campus, Adam-Kuckhoff-Str. 35).
Weitere Veranstaltungen finden Sie im Flyer und auf der Homepage
HalleSpektrum im Gespräch mit Frau Dr. Thiele
Hintergrund:
Mit der Reihe „Was macht eigentlich …?“ möchte das HalleSpektrum Vereine und Bürgerinitiativen aus Halle vorstellen und natürlich darüber berichten, was diese in und für die Stadt Halle bewirken. Vereine und Initiativen können sich gerne bei uns melden.
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