Zazie zeigt Film über Wehrmachtsverbrechen in Griechenland

20. Februar 2020 | Veranstaltungen | Keine Kommentare

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Friedenskreis Halle e.V. und Respekt für Griechenland zeigen in einer gemeinsamen Veranstaltung den Dokumentarfilm „Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland“. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Reiner Schiller- Dickhut (Respekt für Griechenland) zur Deutschen Kriegsschuld und Verpflichtungen gegenüber Griechenland statt.

„Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland“ ist ein Film von Chrysanthos Konstantinidis. Das Dorf Lyngiades in Nord-Griechenland – wegen seiner schönen Aussicht auch „der Balkon“ genannt – wird am 3. Oktober 1943 Schauplatz eines Massakers: deutsche Besatzer ermordeten damals zweiundachtzig Dorfbewohner*innen, überwiegend Kinder und alte Leute, und zerstörten fast alle Häuser.

Das Massaker von Langiades wurde von der  1. Gebirgs-Division der Wehrmacht durchgeführt. Ihr Kommandeur, der das Kriegsverbrechen anordnete, war  Hubert Lanz. Das Dorf wurde am 3. Oktober zunächst aus Artilleriestellungen auf der Ioannina-Insel und aus Perama unter Beschuss genommen. Beim folgenden Massaker wurden 82 Bewohner ermordet, darunter 34 Kinder bis 11 Jahren. Nahezu alle Häuser und Hütten außer der Kirche und dem Schulgebäude wurden zerstört.

1947 wurde Lanz im Nürnberger Geiselmord-Prozess wegen des Massakers auf Kefalonia und wegen Geiselmorden auf dem Balkan zu zwölf Jahren Haft verurteilt, aber bereits 1951 wegen des einsetzenden Kalten Krieges aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Er trat in die FDP ein und war in der Partei als Berater für militär- und sicherheitspolitische Fragen tätig. 1952 wurde er Ehrenvorsitzender des Kameradenkreises der Gebirgstruppe und Vorsitzender im Traditionsverband der 1. Gebirgs-Division.

Als Der Spiegel 1969 als erstes deutsches Medium über den Massenmord auf Kefalonia berichtete, beschwerte sich Lanz darüber in einem Brief an die Chefredaktion des Magazins [Wikipedia].

Der Regisseur des Films stammt aus Lyngiades. Die Hintergründe des Verbrechens recherchierte vor drei Jahrzehnten der Rechtshistoriker Christoph Schminck-Gustavus in seinem Buch »Der Feuerrauch«. Jetzt führt er durch den Film. In diesem hören die Nachgeborenen vor Ort, oft erstmalig, Erinnerungen von Überlebenden. Es sind Dokumente der Trauer
vor dem Hintergrund eines kollektiven Traumas. Und es sind Einblicke in die unterlassene Aufarbeitung in Deutschland und in die verweigerte Wiedergutmachung.

 

Donnerstag, 27.2.2020, 18 Uhr, Zazie-Kino Halle

Original in Deutsch und Griechisch (deutsche Untertitel)
Eintritt 3€

 

 

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben