Jüdische Weltmusik mit Jalda Rebling

24. Juli 2021 | Kultur, Veranstaltungen | Keine Kommentare

Ohne Umschweife startete die jüdische Cantorin in den Konzertabend. Sie erzählte von der Tora, den sich streitenden Buchstaben des hebräischen Alphabets und dem leeren Raum  dazwischen. Vor der Erschaffung der Welt waren die Buchstaben nämlich schon da. Sie waren „otiojot“, Zeichen aus schwarzer Flamme auf weißem Feuer. Sie erzählte und sang vom Shir HaShirim, dem Lied der Lieder, dem Lied von der Liebe. Dieses Lied, das als Allegory für die Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel verstanden wird,  wird traditionell zu Beginn des Shabat gelesen. Kenntnisreich, aber nicht belehrend, erzählte Jalda Rebling von alten überlieferten jüdischen Texten und jiddischer Sprache.

Jalda Rebling ist eine bemerkenswerte Frau. Seit über 40 Jahren befasst sie sich mit jüdischer Musik und Geschichte.  Wunderbar singend, erzählend, spielerisch tauchte sie ein in die jüdische Kulturgeschichte, in das europäisch-jüdische Mittelalter, verband Altes mit Neuem. Engagiert, auch in interreligiösen Projekten, gibt sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter. Sie engagiert sich im modernen orthodoxen Judentum, das sie für weltoffener hält als das liberale. Ständig mit Antiseitismus konfrontiert ging und geht sie ihren Weg, vermittelt die Überzeugung, dass Judentum als eine wichtige Facette unseres kulturellen Lebens Spaß machen darf.  Diese Message kam beim Publikum an.

Wunderbar einfühlsam begleitet wurde Jalda Rebling von Akkordeonistin Paula Sell und Klarinettistin Anja Günther. Paula Sell begeisterte und berührte mit ihrem gefühlvollen Akkordeonspiel. Anja Günther ist nicht nur Musikpädagogin (in Würzburg), sondern auch eine der wichtigsten Klarinettistinnen der deutschen Klezmer-Szene. Mit ihren stimmungsvollen Soloeinlagen brachten die beiden jungen Musikerinnen die Besucher so richtig in Schwung.

Es war ein spannendes, berührendes Konzert, jenseits der derzeit beliebten „Klezmer-Folklore“. Mit ausgiebigem Beifall bedankten sich die Besucher für das vergnügliche, unterhaltsame und manchmal melancholische sommerliche Weltmusikereignis.

(H. J.  Ferenz)

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