Halle – Das bäuerliche Mekka für einen Tag
6. Januar 2020 | Veranstaltungen | 4 KommentareWer hätte das gedacht. Da liegt die Großstadt an der Saale inmitten von Megafeldern der industriellen Landwirtschaft, und dann laden die Protagonisten des Gegenentwurfs einer naturpflegenden, bäuerlichen Landwirtschaft am 1. Februar hierher und öffentlich ein. Der Veranstaltungsort, die Freie Waldorfschule im Rittergut Beesen mit Bauten des 16. Jahrhunderts, passt da wunderbar! Wer auf der Suche ist nach Alternativen zu der Zerstörung ganzer Kulturlandschaften für einförmige Produktionsflächen und zu den weiteren negativen Folgen der Industrialisierung der Nahrungsmittelerzeugung, ist bei der AbL–Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft goldrichtig. Passenderweise findet der Stammtisch für Sachsen- Anhalt jeden 2. Mittwoch im Monat um 19 Uhr in Halle im Celtis- Kulturgarten statt.
Halles Paraderolle bezüglich naturverträglich erzeugter Nahrung ist im Moment eher auf der Verbraucherseite angesiedelt, wie es z. B. der Bioabendmarkt zeigt. Aber Sabine und Rene Thielecke zeigen mit ihrem Bioland-Gartenbau, das es in Halle Möglichkeiten gibt, an die Tradition der Gemüsedörfer an der Reide anzuknüpfen. Und wenn man sich in den Außenbereichen der Stadt umschaut, sieht man so einige gut geeignete Acker- und Gartenflächen. Im übrigen ist Gartenbau mit seinem relativ geringen Flächen- und Investitionsbedarf eine gute Möglichkeit, sich eine naturnahe Existenz aufzubauen.
Auf jeden Fall gibt es am Samstag, dem 1. Februar, ab 8.45 Uhr jede Menge Inspiration sowohl für Fachleute als auch für Laien. Es sind Vorträge über Aktuelles aus der Landwirtschaftspolitik, die Klimarelevanz von Ackerböden, den Zusammenhang zwischen Weidehaltung von Tieren und der Insektenwelt und über Agroforstsysteme geplant. In einer Diskussionsrunde, in der auch Sie sich beteiligen können (Fish- Bowl- Prinzip), geht es um politische Möglichkeiten für bäuerliche
Landwirtschaft in Sachsen- Anhalt. Die avisierte Grundbesetzung dieser Runde ist prominent und ausgewogen (Prof. Dr. Claudia Dalbert (Landwirtschaftsministerin Sachsen-Anhalt), Dr. Ophelia Nick (Politikerin, Bündnis 90/die Grünen, Autorin), Kerstin Eisenreich (Die Linke, MdL Sachsen-Anhalt, argrarpolitische Sprecherin), Bernhard Daldrup (CDU, MdL Sachsen-Anhalt, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Sachsen-Anhalt), Reiko Wöllert (Bauer, Bundesvorstand AbL)). Da fehlen nur noch Sie!
Es ist noch einiges anderes geplant. Über die Verpflegung ist zu vermelden, das fast alle Zutaten aus regionalen Köstlichkeiten von AbL-Höfen stammen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das die Teilnahmegebühr gut angelegtes Geld ist. Die Anmeldung bitte nicht vergessen (bis zum 20.1.2020 an sachsen-anhalt@abl-ev.de
oder unter Tel.0344565-21005). Also dann, bis zum 01.02.!
Andreas Müller, Halle
Programm:
Einladung zum Tag der Landwirtschaft „Bäuerliche Landwirtschaft der Zukunft ermöglichen“
1.02.2020 Freie Waldorfschule, Gutsstraße 4, 06132 Halle (Saale)
8:45 Uhr Einlass
9:00 Uhr Begrüßung und Vorstellungsrunde
(Michael Grolm, Landesvorsitzender AbL Mitteldeutschland & Claudia Gerster, Landesvorstand, AbL-Sprecherin Sachsen-Anhalt)
Grußwort (Prof.Dr.Claudia Dalbert, Landwirtschaftsministerin Sachsen-Anhalt)
Grußwort (Dirk Werner APÖL Sachsen-Anhalt)
9:40 Uhr
Aktuelles zur Landwirtschaftspolitik vom Bundesvorstand der AbL (Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer AbL)
10:00 Uhr
Vortrag „Die Rolle von Ackerböden in der Klimadiskussion, ein bislang unterschätztes Potential“
Prof.Dr.Glaser Universität Halle
10:45 Uhr
Sachsen-Anhalter Bauernfrühstück
11:30 Uhr
Vortrag „Weniger Weidegang heißt auch weniger Insekten“
(Herwig Scholz, Agraringenieur, Landwirtschaftskammer NRW)
12:15 Uhr
Fish-Bowl-Diskussion
„Bäuerliche Landwirtschaft durch Agrarstrukturgesetz und gezielte EU-Agrarpolitik in Sachsen-Anhalt ermöglichen“
Prof.Dr.Claudia Dalbert (Landwirtschaftsministerin Sachsen-Anhalt)
Dr.Ophelia Nick (Politikerin, Bündnis 90/die Grünen, Autorin)
Kerstin Eisenreich (Die Linke, MdL Sachsen-Anhalt, argrarpol.Sprecherin)
Bernhard Daldrup (CDU, MdL Sachsen-Anhalt, Vorsitzender Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Sachsen-Anhalt) angefragt
Reiko Wöllert (Bauer, Bundesvorstand AbL)
13:45 Uhr
Mittagessen
(aus regionalen Zutaten von AbL-Bauernhöfen)
14:45 Uhr
Vortrag „Agroforstsysteme als Chance für eine bäuerliche Landwirtschaft“
(Philipp Gerhardt , Dipl. Forstwirt)
15:30 Uhr
Arbeit der AbL Mitteldeutschland & Schwerpunkte Sachsen-Anhalt (Reiko Wöllert (Geschäftsführer AbL Mitteldeutschland,) Claudia Gerster (AbL Sachsen-Anhalt, Vorstand AbL Mitteldeutschland)
16:00 Uhr
Sachsen-Anhalter Bauernkaffee
16:30 Uhr
Buchvorstellung
Neue Bauern braucht das Land“
(Dr.Ophelia Nick, Veterinärmedizinerin, Autorin, Politikerin)
17:00 Uhr
Vorstellung regionaler Initiativen
17:30 Uhr
Verabschiedung, Ende der Veranstaltung,
ganztägig
Saatgut& Pflanzentauschbörse
Dies ist eine öffentliche Veranstaltung – alle Gäste und Interessierten sind herzlich willkommen!
Teilnahmegebühr:
20-25 € nach Selbsteinschätzung für Vorträge und Verpflegung
(fast alle Zutaten aus regionalen Köstlichkeiten von AbL-Höfen)
Anmeldung:
zwecks Essensplanung bitte bis zum 20.1.2020 an sachsen-anhalt@abl-ev.de
oder unter Tel.0344565-21005
Eine Veranstaltung in Kooperation mit:
AbL–Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland
Auf der Burg 11
99869 Haina
Tel.: 036254/78024
Fax: 036254/78017
mitteldeutschland@abl-ev.de
www.abl-mitteldeutschland.de
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Hier die Seite der ABL Mitteldeutland, für die, die nicht selbst recherchieren möchten mit einem aktuellen Artikel zum Landgrabbing und dem Aufruf zur Mithilfe!
http://abl-mitteldeutschland.de/wordpress/
„3.000 ha im Besitz eines einzelnen Menschen ist sicherlich nicht das, was man gemeinhin unter einer „gesunden Verteilung von Grund und Boden“ versteht – mancher Fürst aus den Zeiten der deutschen Kleinstaaterei wäre überglücklich gewesen, wenn er soviel Land sein eigen hätte nennen dürfen! Seit 100 Jahren gilt hierzulande das Ziel einer breiten Streuung des Besitzes an landwirtschaftlicher Nutzfläche als Grundlage einer gesunden Agrarstruktur – wollen wir uns als Gesellschaft davon wirklich verabschieden, um Investoren den Handel mit Grund und Boden ebenso wie mit Gebrauchtwagen zu ermöglichen? …“
Dafür braucht es politische Lösungen. Die Solawi hat Jahre nach Land gesucht, das Landgrabbing ist besonders in Ostdeutschland gravierend und ein sehr ernstes (auch trauriges) Thema.
Genau darüber, warum auf den fruchtbarsten Böden nur Raps (oder Mais) steht, kann man dort vor Ort reden und Mitstreiter*innen für Veränderung finden, denn es braucht mehr als missmutige spitze Kommentare – zumal die verwirklichten Lösungen mitsamt ihren gesamtgesellschaftlichen positiven Auswirkungen ja schon vorhanden sind und hierzulande auf Verwirklichung warten…
Wir sehen uns am 1.2.!
Bei den Monokulturen, die sich im Saalekreis bis zum Horizont erstrecken, muss man sich schon fragen, wo da gesunde Produkte aus der Region in ausreichender Menge herkommen sollen. Oder isst jemand von Euch wochenlang nur Raps?
Danke dafür!
Die Nachfrage an gesunden und regionalen Lebensmitteln ist derweil in Halle hoch!
Für das Thema schlagen also viele Herzen, denn es betrifft uns alle. Letztlich bestimmt die Landschaft und die Landwirtschaft um Halle auch unser städtisches Klima mit, und das sogar auf mehreren Ebenen.
Schauen wir uns den Markt für gute Lebensmittel in Halle an, wird deutlich, das Potential für Nachhaltigkeit ist enorm:
Es gibt, zum Teil schon seit Jahrzehnten die kleinen Bioläden:
Naturell in der gr. Steinstraße,
Bio Halle in der Geiststraße,
Biotopia in der kleinen Ulrichstraße,
Himmel&Erde in der gr. Brunnenstraße
Bioladen am Reileck;
dann 3 Biosupermärkte, 2 verschiedenen Bio-Kisten, die Lebensmittelgemeinschaften Rübchen, Radieschen, Schalottchen und die überregionale Sternengartenodyssee und obendrein die Kleine Feldwirtschaft, Halles Solawi bei Landsberg.
Wahrscheinlich habe ich noch einiges vergessen und … erwähnenswert sind auch die unzähligen kleinen privaten Biogärten, die in den Gartensparten einen erheblichen Beitrag zum Naturschutz und der Biodiversität beitragen.
Weiter so!