Eine Reise in den nahen und fernen Osten

3. Oktober 2016 | Veranstaltungen, Vermischtes | Keine Kommentare
Die Reise beginnt

Die Reise beginnt

Am 1. Oktober fand unter dem Motto „Eine Nacht des Kennenlernens“ die 7. Nacht der Migrantenorganisationen statt. Um 16 Uhr trafen sich ca. 150 Interessierte auf dem Hallmarkt, um sich auf eine interkulturelle Reise zu begeben. Vier Busse der HAVAG standen hier bereit, um unter der Reiseleitung von Frau Schneutzer (Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Halle) und Dr. Tarek Ali (Vorsitzender des Verbandes der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e. V. ) fremde Kulturen in Halle zu erkunden. Auch Hallespektrum war neugierig und nahm an der Reise teil, überrascht von der großen Resonanz und dem Interesse der bunt gemischten Reisegruppe. In den Bussen gab es jeweils Reiseinformationen auf deutsch, englisch, französisch und arabisch.

Die Vorstellung der armenischen Gemeinde

Die Vorstellung der armenischen Gemeinde

Unser erstes Reiseziel lag in Halles Süden: in Ammendorf besuchten wir die Armenische Gemeinde. Hier war Hallespektrum bereits vor einigen Wochen zu Besuch, zur Nacht der Kirchen. Wir wollen uns nicht wiederholen und verweisen auf den damaligen Bericht. Dieses Mal füllte sich die bisher einzige Kirche im Besitz einer armenischen Gemeinde in Deutschland mit der bunten Reisegruppe der Migrantenorganisationen. Zuvor gab es Hinweise zum Verhalten in der Kirche: Bitte nicht den Altarraum betreten, nicht die Füße auf die Kniebänkchen. Dann folgte die Vorstellung von Geschichte und Bedeutung der Kirche für das armenische Volk, die Symbolik der Kirche und die aktuelle Situation der Republik Armenien wurden erklärt. Und wie es bei einer Reise ist, nach einem kurzen Imbiss ging es weiter mit den Bussen in Richtung Neustadt, dem mit 11,5% internationalsten Stadtteil Halles.

Chormitglieder des Fördervereins der Rußlanddeutschen

Chormitglieder des Fördervereins der Rußlanddeutschen

Am Treff erwartete uns in russischer Tracht der Chor des Fördervereins der Russlanddeutschen. Als die 5 Frauen Lieder wie „Katjuscha“ sangen, sprang der Funke sofort über. Das Lied wurde im Verlauf der Reise noch öfter angestimmt und entwickelte sich zur Hymne unserer Reise. Die Vorstellung des Vereins gipfelte in einer Verkostung russischer Süßigkeiten, die (wie von den Frauen betont wurde) auch zu Sowjetzeiten jederzeit verfügbar waren (zum Nachteil der Hüften der Damen). Dazu passend schenkten die jungen Mitglieder der „Arabischen Oase“ arabischen Kaffee aus (ich liebe arabischen Kaffee). Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, wir flüchteten unters Dach, während auf der Straße zur arabischen Musik getanzt wurde. Einige Mitglieder der Reisegruppe ließen sich anstecken und auch etliche Passanten aus Neustadt blieben interessiert stehen, um den Tanzenden zuzusehen. Ich bin schon neugierig auf weitere Aktionen der jungen dynamischen und weltoffenen Gruppe, die auch auf dem Laternenfest und dem Fontänefest aktiv vertreten war. Ihr nächster Auftritt sind die Theatertage am 7. und 8. Oktober in der Theatrale am Waisenhausring (20 Uhr).

Die arabische Oase beim Tanz

Die arabische Oase beim Tanz

Aber auch hier am Treff war unsere Zeit begrenzt und wir begaben uns zurück zu den Bussen, um ans westliche Ende von Neustadt, zum Niedersachsenplatz zu fahren, wo uns gleich mehrere Reiseziele erwarteten. Aus dem arabischen ging es zunächst zurück in den slawischen Kulturraum. Beim Slawia Kulturzentrum gab es Tee, Kuchen und Informationen, beim Wostok e. V. als Sportverein gab es Bogenschießen. Unsere Reise führte uns aber noch weiter nach Osten, zum Deutsch-Mongolischen Verein Gobi e. V. Dieser hatte eine mongolische Jurte aufgebaut, es gab nach mongolischer Tradition Tee mit Milch und eine Fotoschau mit Bildern aus der Mongolei.

Portal des Zen-Gartens

Portal des Zen-Gartens

Zwei junge Mongolinnen zeigten unter großer Anteilnahme einen traditionellen Tanz. Aber es ging auf unserer Reise noch ein Stück weiter in den fernen Osten. Der Shorai-Do Kempo-Verein für ostasiatische Kampfkünste, der seinen Sitz eigentlich in der Nähe des Reilecks hat, pflegt und nutzt einen kleinen Zen-Garten am Ende der Neustadt, für Kampfkunst und Meditation. Hier war wieder eine Verhaltensregel notwendig: bitte die Kiesflächen nicht betreten. Symbolisch wird hier geharkt, um das Wasser und seine Bewegung zu symbolisieren. Im Nieselregen und der einbrechenden Dunkelheit standen wir hier am Ende von Neustadt inmitten eines Stücks japanischer Kultur. Durch ein Tor traten wir in die fremde Welt ein und kehrten anschließend wieder nach Neustadt zurück.

Mit Dr. Diaby in der Jurte

Mit Dr. Diaby in der Jurte

Und wie es zu jeder echten Reise gehört: ein bisschen Abenteuer muss sein. Unsere Busse waren nicht da. Vom Fernen Osten am Niedersachsenplatz sollte es zurück zum Islamischen Kulturzentrum am Meeresbrunnen gehen. Es ist ja auch eine weite Reise vom fernen bis in den nahen Osten. Nach einem kleinen Fußmarsch (Bewegung ist gesund) und mit wenig Verspätung fanden wir die Busse und trafen am Kulturzentrum ein. Hier hieß es zuerst wie in jeder Moschee: Schuhe ausziehen. Barfuß oder auf Strümpfen betraten wir die mit Teppichen ausgelegten Räume, leise und respektvoll, weil gerade das Abendgebet stattfand. Etwa zwei Dutzend Männer, viele in gelben Bauarbeiterwesten (nach der Arbeit) hatten sich zum Gebet eingefunden. Im anschließenden Gespräch mit ihnen erfuhren wir, dass einige von ihnen jeden Abend hierher kämen. Zum Freitagsgebet finden sich derzeit jede Woche etwa tausend Gläubige hier ein, viel mehr als das Gebäude fassen kann. Für viele Neuankömmlinge bedeutet das Kulturzentrum ein Stück vertraute Kultur. Wir als Reisegruppe wurden herzlich empfangen vom Vorsitzenden des Islamischen Kulturcenter Halle e. V., Herrn Amelal. Neben Besichtigung und Imbiss war noch etwas Zeit für persönliche Gespräche, dann brach schon der letzte Teil der Reise an, der in die Innenstadt zum Deutsch-Vietnamesischen Kulturkreis (Große Steinstraße) führen sollte. Die ehemaligen GastarbeiterInnen aus Vietnam bildeten bisher die größte Gruppe an Migranten in Halle, jetzt machen ihnen die Neuankömmlinge aus Syrien Konkurrenz. Auf dieser letzten Station war Hallespektrum nicht mehr dabei, aufgrund der vorgerückten Zeit und voller Eindrücke beendeten wir die kulturelle Reise vorzeitig. Wir würden etwas verpassen, wurde uns versichert: Musik, Tanz und ein Buffet sollte es auf der Abschlussveranstaltung geben.

Die Moschee

Die Moschee

Es war eine spannende und abwechslungsreiche Reise zu den verschiedensten Kulturen, zu der wir in unserer eigenen Stadt aufbrechen konnten. Jeder einzelne Abschnitt der Reise war eine Bereicherung und ein Blick über den eigenen Tellerrand, ein Fest für Sinne, Herz und Verstand. Wir sind dankbar, diese Vielfalt hier bei uns leben und erleben zu können. Und wir sind gespannt auf die nächste Nacht der Migrantenorganisationen. Wird sie uns vielleicht in weitere Weltgegenden führen? Vielleicht in den Senegal oder nach Kuba?

AK

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