Wie geht‘s weiter mit dem Fahrrad durch Halle

21. August 2019 | Umwelt + Verkehr | 5 Kommentare

Am 21. August fand im Stadthaus die Zukunftswerkstatt Radverkehr in Halle statt. OB Wiegand hatte eingeladen, viele sind gekommen, vor dem Stadthaus war extra ein Areal als Fahrradstellplatz markiert.

Herr Bucher vom Fachbereich Planen stellte die Radverkehrskonzeption bis 2023 vor. Bereits in den 90iger Jahren gab es eine erste Radverkehrskonzeption für die Stadt, die 2013 mit Stadtratsbeschluß weiter entwickelt wurde. Waren es 1994 noch 40 km Radwege in der Stadt, sind es inzwischen 113 km. Und es müssen mehr werden. Eine Karte zur genauen Planung und bisherigen Umsetzung ist unter diesem Link (Anlage 1) zu finden.

Der adfc Halle (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) informierte über Stärken und Schwächen der Halleschen Radwege. Zu den Stärken zählt die Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrräder in Gegenrichtung, die gute Erreichbarkeit aller Stadtteile und die Möglichkeit des zügigen Fahrens.

Die Schwächen überwiegen: Eine schlechte oder gar keine Führung an Baustellen, eine unzureichende Falschparkerkontrolle auf Radwegen, zu wenige Abstellanlagen, die den Namen auch verdienen (also feste Bügel). 2013 gab es in Halle 1400 Fahrraddiebstähle, 2018 waren es schon 3670 – also eine gravierende Steigerung. Die Polizei Magdeburg hat übrigens eine doppelt so hohe Aufklärungsrate bei Fahrraddiebstählen gegenüber ihren Halleschen Kollegen. Der Radanteil am gesamten Verkehr in der Stadt beträgt nur schlappe 11% (in einer Universitätsstadt!), wobei 45% aller Autofahrten unter 5 Kilometer liegen.

Zu Gast war auch der ausgewiesene Experte in Sachen Fahrradverkehr Dankmar Alrutz, der über die verschiedenen und vielfältigen Möglichkeiten sicherer Verkehrswege für Radfarrer sprach. Seine These: „Besser kein Radweg als ein schlechter.“ Er sprach über die Notwendigkeit eines Sichtkontakts zwischen Auto- und Fahrradfahrern an Kreuzungen, die verschiedenen Möglichkeiten der Markierung von Radwegen , deutlich gekennzeichnete Fahrradstraßen, gut befahrbaren Belag, darüber, daß Sicherheit vor Verkehrsflüssigkeit geht, wie wichtig der Abstand zu parkenden Autos ist, wie mit engen Straßen umzugehen sei, was die neuen StVO-Regelungen bringen – Insgesamt ein sehr fundierter Sachverstand, der da in die Diskussion eingebracht wurde. Am Radverkehr dürfe man nicht immer nur sparen, sondern müsse auch mal klotzen, denn der Radverkehr werde zunehmen und schneller werden (E-Bikes, E-Scooter, Lastenfahrräder)

Der Abend wurde in drei verschiedenen Workshops fort geführt – zur Radverkehrskonzeption, zur Planung und zu den unterschiedlichen Quartieren in der Stadt. Hier konnten die Bürger Fragen stellen und ihre Ideen einbringen. Da wurde es dann sehr konkret.

Angesichts einer notwendigen klimatisch bedingten Neuorientieren des gesamten Verkehrs in unserer autodominierten Gesellschaft ist das schon eine große Herausforderung. Niemand will auf Bequemlichkeit verzichten. Mein Nachbar holt seine Brötchen mit dem SUV von PENNY gleich um die Ecke. 1 Tonne Auto für 80 kg Mensch + 4 Brötchen. Veränderung fängt im Kopf an. Aber ich kann mir eine Innenstadt vorstellen, die autofrei ist (bis auf Lieferfahrzeuge). In Halle kann man locker jedes Ziel mit dem Fahrrad erreichen. Das hält fit und senkt den Blutdruck.

Wiegand jedenfalls will einen stadtgesellschaftlichen Dialog zu diesem Thema. Ein Anfang ist gemacht. Am 22. Oktober um 18.00 gibt es eine weitere Möglichkeit sich daran zu beteiligen.

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