Weitere Saalebrücke: Umweltverein fordert Stopp der Prüfungen

28. Januar 2015 | Umwelt + Verkehr | Ein Kommentar

Wer in Halle mit dem Auto über die Saale will, der hat gerade einmal zwei Möglichkeiten: die Hochstraße und die Giebichensteinbrücke. Seit Jahren wird deshalb immer wieder ein dritter Saaleübergang diskutiert.

Nachdem die Stadtverwaltung im vergangenen April noch erklärte, keinen dritten Saaleübergang zu wollen, hat sich im Laufe des Jahres die Meinung geändert. Nun sollen acht Varianten geprüft werden, auch als Alternative für die Hochstraße. Favoriten sind dabei eine Trasse nördlich des Hafens sowie eine Verbindung von der B80 südlich der Rennbahn in Richtung Böllberg. Hier gibt es auch eine Trassenfreihaltung.

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) spricht von Unverständnis über diese Ideen, würden doch die Trassen Naturschutzgebiete tangieren. Auch rechtfertige die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt keine dritte Saalebrücke. „Offensichtlich halten Halles Verkehrsplaner noch immer an dem extensiven Verkehrsentwicklungsdenken der 60er- und 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts fest“, so der AHA. Genau aber ein derartiges Herangehen hat zum derzeitigen Klimawandel, rasanten Flächenfrass, zur verstärkten Verlärmung sowie zu ansteigenden Belastungen mit Abgasen und Feinstaub beigetragen.“ Die Stadt solle sich lieber um Verkehrsvermeidung kümmern und den ÖPNV ausbauen. Man habe die Vermutung, dass die hallesche Stadtplanung offenbar von einem vermehrten Zustrom von Autoverkehr im Falle des Weiterbaus der BAB 143 ausgehe und man „offenkundig schnellstmöglich der massiven Lobbyarbeit der Bürgerinitiative „Hochstraße“ nachgeben“ wolle. Die Prüfungen neuer Saalebrücken müssten sofort gestoppt werden, „um den zusammenhängenden Schutz, Erhalt und Entwicklung von Natur, Landschaft, Umwelt, Klima und Hochwassereinzugsgebieten sowie die Sicherung von Räumen für eine umwelt- und naturverträgliche Naherholung für die Bevölkerung gewährleisten zu können.“

Der AHA verweist auf die Naturschutzgebiete. Im Norden der Stadt Halle (Saale) befinden sich eingebettet zwischen dem Landschaftsschutzgebiet Dölauer Heide, den Naturschutzgebieten „Brandberge“,”Porphyrlandschaft bei Brachwitz“ und „Forstwerder“ sowie dem Geschützten Landschaftsbestandteil im Bereich der Götschemündung der Saalwerder mit seiner ausgedehnten und vielfältigen Saaleauenlandschaft, wozu das flächenhafte Naturdenkmal „Saaleuferstreifen nördlich Kröllwitz“ gehört. Ebenso bedeutsame Entwicklungsräume bilden der Kröllwitzer Graben, ein Restbestand einer kleineren Streuobstwiese im Westteil des Gebietes die Gehölzbestände bestehend z.B. aus Stiel- und Traubeneiche sowie Feld- und Flatterulme am Westrand des Gebietes, wo der Obere Hallesche Porphyr zu Tage tritt. Der angrenzende Raum bis zur Kiesgrube mit seinen Feucht- und Sukzessionsgebieten, die Kiesgrube selbst sowie die Feuchtgebiete südlich der Kiesgrube zählen ebenso dazu. Diese arten- und strukturreichen Landschafts- und Naturbestandteile, zudem im Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“ gelegen, besitzen noch umfassende weitere potenzielle Entwicklungsräume, wozu das umfassende Gelände der früheren Schweinemastanlage am Ende der Äußeren Lettiner Straße sowie die landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen nördlich des Naturschutzgebietes „Brandberge“ und im Saalwerder gehören.

Das Planungsgebiet südlich der Rennbahn gehört mit seinen Restauenwäldern und Sukzessionsgebieten aus Hart- und Weichholz, Wiesen- und Schilfflächen sowie Feuchtgebieten zu den wertvollsten und schützenswerten Landschaften und Naturgebieten im halleschen Raum. Nicht umsonst gehört das Gebiet weitgehend zum Naturschutzgebiet „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“, welches zudem einen Schutzstatus nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besitzt.

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